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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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sie die Tür aufschloß, mußte ich lachen, ich stand da, beugte mich zurück und lachte, lachte einfach. Oriana drehte sich um und sah mich fragend an.
    – Ich freue mich nur, sagte ich.
    Ihre Bewegungen wurden unsicher, sie ließ den Schlüssel fallen und bückte sich umständlich und ungelenk, um ihn aufzuheben. Ich konnte das verstehen, man will nicht das Gefühl haben, daß man ausgelacht wird, ich konnte das verstehen, vielleicht war ich ja jemand, der auf Eroberungen aus war.
    Die Bilder an den Wänden, die Möbel, die Schmuckstücke, nahm ich nicht bewußt wahr, aber es war eine gemütliche Wohnung mit viel Grün und Rot und warmen Brauntönen, ich fühlte mich wohl. Im Schlafzimmer stand ein großes Bett mit einer honigfarbenen Tagesdecke darüber. Wir setzten uns auf dieses Bett, nahmen uns an den Händen und küßten uns. Oriana wirkte noch nicht wieder entspannt, und das machte es mir in diesem Moment leichter, völlig gelöst zu sein.
    Als im Café die Abendkarte wahrscheinlich schon nicht mehr auf den Tischen lag, lösten wir uns voneinander. Wir hatten geschmust und gekost, ich wußte nun, wie Oriana roch, hinter den Ohren, am Hals, ich wußte, wie sich ihre Unterarme anfühlten, ihre Hände, in welchem Rhythmus sie atmete, wie die Falten um ihre Augen aussahen, welches Geräusch ihre Augenbrauen machten, wenn ich darüber strich. Wir lagen angezogen auf dem Bett, und ich sagte: Oriana. Ich sprach ihren Namen in das Halbdunkel des Zimmers, und sie sagte: Mesut. Es hörte sich schön an, zum ersten Mal war das Knirschen aus ihrer Stimme verschwunden, und sie sprach meinen Namen aus, wie ich es sonst fast nur von meinen Verwandten gehört hatte. Ein kurzes, helles e, ein stimmloses s, Betonung auf der zweiten Silbe. Genauso wie ich mich ihr vorgestellt hatte. Mir kam es vor, als hätte ich das nicht mehr gehört seit dem Unfall.
    Nachdem wir einige Minuten still nebeneinander gelegen hatten, sagte Oriana:
    – Laß uns was essen, ich habe Hunger.
    Sie zog die Strümpfe aus, ich sah auf ihre nackten Füße, sie hatte den Lack entfernt. Wir gingen zusammen in die Küche, ich hatte auch Hunger.
    – Magst du Biryani? fragte sie, ich hab noch Huhn und Reis.
    – Gerne. Machen wir Biryani.
    Sie drückte mir eine elektrische Kaffeemühle in die Hand und deutete auf das Bord mit einer langen Reihe kleiner Gläser mit Gewürzen. Während sie die Hühnchenbrust schnitt, gab sie mir Anweisungen, was in die Mühle zu tun sei.
    – Zwei Teelöffel Koriandersamen, ein Teelöffel schwarze Pfefferkörner, zwei Gewürznelken, drei grüne Kardamomkapseln, ein halber Teelöffel Senfsamen, eine kleine Stange Zimt, eine Prise Salz, ein Stück Ingwerwurzel aus dem Kühlschrank, eine grüne Chilischote, drei Zehen Knoblauch.
    Ich mahlte alles zu einer feinen Paste. In meinem Leben hatte ich genug Pflanzen und Samen konsumiert, die berauschten, anregten, betäubten, stimulierten, tonisierten, kräftigten, um zu wissen, daß hier Zutaten versammelt waren, denen fast allen eine erotisierende Wirkung zugeschrieben wurde, Gewürze, die zum Laster der Unkeuschheit führten. Mir gefiel der Gedanke, daß diese Frau das auch wußte.
    Sie hatte die Ärmel ihres T-Shirts hochgeschoben und öffnete gerade eine Dose Kokosmilch. Wenig später dampfte es aus den Töpfen, ich saß am Tisch, Oriana kippte das Fenster an, wischte sich den Schweiß von der Stirn, hob den Saum ihres T-Shirts, schlug ihn schnell auf und ab und fächelte sich Luft zu. Ich konnte ihren weichen, runden Bauch sehen, den länglichen Nabel, der aussah, als hätte dort eine Kakaobohne Platz, als würde sie dorthin gehören und wäre nur kurz außer Haus. Um diese Behausung herum wölbte sich leicht der Bauch. Ich stellte mir vor, daß dort noch kurze helle Härchen wären.
    Sie steht da und fächelt sich Luft zu, und ich sitze am Küchentisch. Es ist, als sei das ein kurzer Moment aus einem ganzen Leben, das wir zusammen verbracht haben.
    Der Augenblick, an den man sich später gerne erinnert, weil alles so selbstverständlich und einfach und wundervoll war wie ein Sonnenaufgang.
    Während wir aßen, erzählte ich ihr die Geschichte, wie ich mal bei der Melonenernte mitarbeiten wollte. Wir kauten diese Aphrodisiaka, den duftenden Reis, das Huhn, das Oriana mit Zitronensaft beträufelt hatte, bevor sie es anbriet, und ich dachte zurück an diesen Sommer, in dem ich vierzehn gewesen sein muß.
    Am Rande des Dorfes, in dem meine Großtante wohnte, waren einige junge

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