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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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schüttelte den Kopf. Das wollte ich nicht. Langsam hatte ich das Gefühl, einem Gespenst nachzujagen.
    – Warst du schon mal an einem FKK-Strand? fragte Oriana.
    – Nein, und du?
    – Ich auch nicht.
    Es war kurz vor Mittag, die Sonne brannte uns auf den Schädel, der Schweiß lief mir die Achseln runter, ich fühlte mich schlapp, zu kaum einer Bewegung fähig. Oriana hatte ihre Haare unter eine Baseballkappe geschoben, ich hatte keine Mütze, und mein Kopf fühlte sich an, als sei darin nur zäher Honig mit einer brüchigen Zuckerkruste. Als wir endlich am Strand waren, überließ ich es Oriana, uns einen Platz zu suchen.
    – Sieh mal, sagte sie, die beiden von heute morgen, sie winken uns. Die haben einen Sonnenschirm ergattert, wollen wir hin?
    Wir grüßten, fragten, ob wir uns dazulegen könnten, und stellten dann unsere Tasche unter den Schirm und zogen uns aus.
    Die Frau lag auf dem Bauch im Schatten, ihre Haut leuchtete, so weiß war sie. Der obere Teil ihres Rückens und ihre Arme waren übersät von Sommersprossen in der Farbe ihrer Haare. Auf dem Po und auf den Beinen hatte sie kaum welche. Der Mann lag in der Sonne, im Vergleich zu seinen großen runden Schultermuskeln waren die Arme geradezu dünn. Seine Haut glänzte vor Schweiß oder Sonnenöl.
    Sie hieß Eileen, er Joshua, beide hatten genug von ihren Jobs in England gehabt, sie als Fahrlehrerin, er als Nachtportier in einem Hotel, hatten Geld gespart und reisten nun seit einem halben Jahr kreuz und quer durch die Welt. Das hier war die letzte Zwischenstation auf dem Weg nach Indien, wo sie in einem Ashram meditieren, spirituelle Energie sammeln und nach Erleuchtung streben wollten.
    Wir waren Oriana und Mesut, zwei Menschen, die sich gerade mal zwei Wochen kannten, als sie für vierzehn Tage nach Kamaloka geflogen waren, weil der Flug so billig gewesen war. Oriana verdiente ihr Geld als Wahrsagerin, und ich wußte nicht so genau. Nachdem ich als Rapper gescheitert war, hatte ich keine Arbeit mehr gefunden, die mir Spaß gemacht hatte.
    Oriana fing an von Oktay zu erzählen, aber die beiden wechselten schnell das Thema, fragten sie aus über ihren Beruf und ihre Fähigkeiten, über Schicksal und innere Bestimmung.
    Joshua legte Oriana beim Reden immer wieder eine Hand auf die Schulter. Nicht anzüglich oder flirtend, eher geschmeidig und weich, fast ein wenig schwul. Es sah aus, als demonstriere er, wie sehr er Menschen mochte und wie wichtig und gleichzeitig selbstverständlich Körperkontakt für ihn war. Und genau das war mein Problem damit, es fehlte eine natürliche Beiläufigkeit, es sah nach einer Demonstration aus. Ich saß einfach nur zu weit weg, sonst hätte er mir wohl auch ständig seine große Hand auf den Unterarm oder die Schulter gelegt. Trotzdem war es ein schönes Bild, seine langen dünnen dunklen Finger auf Orianas gebräunter Haut, nahe an ihren vorspringenden Schlüsselbeinen und ein Stück weiter unten die hellen, schweren Brüste.
    Eileen setzte sich auf und verschränkte die Beine zum Schneidersitz. Auch ihr Dekolleté war voller Sommersprossen, doch ihr Busen war weiß wie ihr Po. Nur eine kleine Straße rötlicher Flecken zog sich durch die Spalte zwischen ihren Brüsten. Es sah ein wenig so aus, als seien es Sandkörner in einer Sanduhr. Ich bemerkte auch die kleinen Büschel kupferfarbener Haare unter ihren Armen und stellte mir vor, sie würde dort ein wenig nach Jasmin riechen. Als sie Minuten später die Beine an die Brust zog und mich zwei winzige weiße Wangen mit einem schmalen Strich dazwischen anlächelten, fand ich die Achselbehaarung noch erregender. Noch ein-, zweimal sah ich möglichst unauffällig zwischen ihre Beine, aber da bestand kein Zweifel, sie war glatt rasiert, kein Hauch von Stoppeln, und ihre Schamlippen waren kaum länger als Orianas kleiner Finger. Ich warf einen kurzen Blick auf Joshuas Schwanz.
    Es entstanden viel zu schnell viel zu viele Bilder in meinem Kopf. Ich stand auf, entschuldigte mich und ging ans Wasser. Eine Frau kam mir entgegen, sie hatte eine Taucherbrille mit Schnorchel an, Schwimmflossen und sonst nichts. Ich sah ihr zu, wie sie die Flossen auszog.
    Dann stand ich da, blickte aufs Meer und konzentrierte mich darauf, wie jede Welle ein wenig mehr Sand unter meinen Füßen wegspülte, wie ich immer tiefer einsank. Es war ein schönes Gefühl. Es erinnerte mich an Sex. Man verlor den Boden unter den Füßen.
    Nach einer Weile setzte ich mich hin und baute kleine Sandtürme.

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