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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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wahr?«
    Ihre Stimme klang barscher, als sie beabsichtigt hatte, aber sie konnte ihre Enttäuschung nicht unterdrücken.
    »Sicher.« Er zog die Brauen hoch. »Auf irgend etwas muß man ja stolz sein.«
    »Warum dann nicht auf Anständigkeit, Barmherzigkeit und die Fähigkeit zu lernen?«
    sagte sie aufgebracht, »die Tugenden von Erwachsenen statt die Schandtaten kleiner Jungen?«
    Einen Augenblick sah er sie verblüfft und verwirrt an. Dann faßte er sich wieder und gab sich so unbekümmert wie zuvor. »Auf Aberdare hat mein Großvater alle Tugend für sich beansprucht. Da blieb mir nur noch das Laster.«

    Clare sah ihn zornig an. »Der alte Earl ist seit vier Jahren tot, und Sie sind ein erwachsener Mann.
    Suchen Sie sich eine bessere Ausrede oder lernen Sie anständiges Benehmen.«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Nach Ihrem Schimpfen zu urteilen, mimen Sie eher meine Ehefrau als meine Geliebte.«
    Clare erkannte, daß sie zu weit gegangen war.
    »Weder – noch. Ich bin Lehrerin.«
    »Ich bin sicher, daß Sie mir höchst anständige, edle und nützliche Dinge beibringen werden«, sagte er nachdenklich. »Aber welche Art von Lektionen könnten Sie wohl von mir lernen?«
    Clare schwieg, obwohl ihr zu seiner Frage durchaus etwas einfiel. Denn sie war sicher, daß jede Lektion, die von ihm kam, gefährliche Auswirkungen auf ihre Seele haben würde.

Kapitel 4
    NICHOLAS WAR SEIT Jahren nicht mehr in dem alten Steinbruch gewesen, und damals hatte er dessen Existenz einfach hingenommen, ohne sich intensive Gedanken darüber zu machen. Diesmal jedoch musterte er das felsige Gelände genauer.
    Schließlich schwang er sich vom Pferd. »Das ganze Gebiet macht den Eindruck, als befände sich unter einer dünnen Erdschicht Schiefer im Überfluß.«
    »Ein Freund, der ein bißchen Ahnung davon hat, meint, es würde Jahrzehnte dauern, den Steinbruch ganz auszuschöpfen.« Clare zügelte ihr Pony und wollte schon absteigen, als Nicholas neben sie trat, um ihr zu helfen.
    Als er ihren alarmierten Blick sah, lächelte er ihr aufmunternd zu. In ihren abgetragenen Bubenkleidern wirkte sie jünger und viel weniger streng – sie sah aus wie ein reizender Bengel.
    »Sie sollten lernen, sich etwas mehr zu entspannen, wenn ich in Ihrer Nähe bin. Im Moment reagieren Sie wie ein Huhn, das von einem Fuchs in die Ecke gedrängt worden ist.« Er half ihr aus dem Sattel, hielt anschließend aber ihre Hand noch fest. »Eine Mätresse sollte doch die Berührung ihres Liebhabers genießen.«
    Clares Finger bewegten sich, bis sie begriff, daß er noch nicht gedachte, sie loszulassen. »Ich bin ja nicht wirklich Ihre Geliebte.«
    »Sie müssen mein Bett nicht teilen, aber in anderen Dingen beabsichtige ich, Sie genauso wie eine Geliebte zu behandeln. Was bedeutet, daß Sie die nächsten drei Monate viel angenehmer erleben werden, wenn Sie etwas lockerer werden und es genießen.« Sanft strich er mit dem Daumen über ihre schlanken Finger. »Ich mag es, jemanden zu berühren – Frauen fühlen sich auf herrliche Art ganz anders an als Männer. Ihre Hand zum Beispiel. Feingliedrig, ziemlich zart, aber dennoch nicht die weiche, hilflose Hand einer Lady, die niemals etwas Schwereres als eine Gabel handhaben muß. Eine bezaubernd geschickte Hand. Wenn Sie sie einmal beim Liebesspiel einsetzen, wird sie bestimmt unglaubliches Talent beweisen.«
    Sie riß die Augen auf, und er spürte, daß ihre Hand zitterte. Es war keine Reaktion, die Widerwillen ausdrückte. Clare sehnte sich nach körperlicher Nähe, obwohl er bezweifelte, daß sie selbst sich dessen bewußt war. Er mußte ihre Sehnsucht ausnutzen, mußte sie ganz langsam steigern, bis sie so übermächtig wurde, daß sie sie nicht mehr unterdrücken konnte. Aber er mußte wirklich behutsam vorgehen, sonst würde sie sich mit aller Kraft gegen ihn wehren.
    Wieder fragte er sich, was sich wohl als stärker erweisen würde: ihre Tugend oder seine Gabe, zu überzeugen. Diese Ungewißheit war spannender als alles, was er seit Jahren erlebt hatte.
    Er ließ Clare los und band die Pferde fest, dann legte er wie zufällig eine Hand auf ihren Rücken und führte sie zu der nächsten Stelle, wo der Schiefer zutage trat. Durch den Mantel und das Hemd spürte er, wie sie sich versteifte, sich dann jedoch wieder entspannte und die Berührung akzeptierte. Während er das Gefühl ihrer geschmeidigen Bewegungen unter seiner Hand auskostete, lächelte er innerlich. Intimität war ein Netz, das aus sehr vielen

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