Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
befinden uns wieder mitten im Krieg.«
»Aber warum?«, seufzte Byrne. »Ich bin müde und erschöpft. Die Lage insgesamt macht mich müde. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass beinahe jeder im Lande dieses verdammten Krieges müde ist.«
»Aber es gibt auch Leute, die aus dem Krieg Geld schlagen können«, argumentierte Marcus, »das sie nun vermissen … ich muss also nur noch herausfinden, welche Person so viel Geld am Krieg verdient hat, dass sie ihn aufs Neue vom Zaun brechen will.«
»Du hast Sterling in Verdacht, stimmt’s?«, sagte Byrne, blätterte durch die Zeitung und überflog die Gesellschaftsseiten.
»Ja«, bestätigte Marcus, »aber ich brauche belastbare Beweise und nicht nur meinen Verdacht. Sterling war bei beiden Gesellschaften zu Gast. Das gilt aber auch für Crawley, Fieldstone und hundert andere Leute.«
»Ja, aber er hielt sich in den Ställen auf.« Byrne senkte den Blick, schaute dann wieder auf. »Du könntest dich bei Mrs. Benning nach seinem finanziellen Portfolio erkundigen. Ich wette, dass sie mehr weiß als sein Buchhalter.«
»Nein«, antwortete Marcus scharf und schaute noch nicht einmal vom Schreibtisch auf.
Byrne löste den Blick von der Times . »Mir ist klar, dass an diesem Wochenende einiges schiefgelaufen ist. Aber ich gestehe auch ein, dass sie einen kühlen Kopf bewahrt hat. Und sie hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis, damit hattest du recht. Marcus, sie hat sich als sehr nützlich erwiesen.«
»Ich sagte Nein«, wiederholte Marcus und seufzte, als er bemerkte, dass sein Bruder die Ablehnung nicht hinnehmen würde. Er nahm die Brille ab und rieb sich die müden Augen. »Meine Schulter beweist, dass die Lage viel zu gefährlich ist. Ich möchte Phillippa nicht weiter in die Sache hineinziehen.«
Byrne schien antworten zu wollen, überlegte es sich dann aber. Er schnappte sich seinen Stock und fing an, ihn nachdenklich zwischen den Fingern hin und her zu rollen.
»Was steht auf der anderen Hälfte der Liste?«
»Hm?« Marcus schaute auf.
»Der Gold-Ball im Regent’s Park und der Benning-Ball. Was haben die damit zu tun?«
»Ich … ich weiß nicht«, erwiderte Marcus. »Ich weiß nur, dass es die am meisten herbeigesehnten Ereignisse der Saison sind.«
»Nun, der Gold-Ball wird von der Krone finanziell unterstützt. Man kann davon ausgesehen, dass streng auf Sicherheit geachtet wird.«
»Das glaube ich nicht unbedingt«, widersprach Marcus. »Es ist eine Maskerade, die draußen stattfindet. Selbst wenn die Palastgarde anwesend ist, um den Prinzregenten zu beschützen, wie sollte sie für die Sicherheit des gesamten Ortes sorgen?« Nachdenklich rieb Marcus sich über das Kinn. Halt. Konnte es sein, dass … ? »Ich hab’s.«
Byrne hörte auf, den Stock zwischen den Händen hin und her zu rollen.
»Sie führen irgendetwas im Schilde, während der Prinz auf dem Ball ist«, erklärte Marcus und stand auf. »In Anbetracht der herrschenden Stimmung und davon ausgehend, dass der Prinz sich so verhalten wird, wie man es von ihm gewohnt ist, würde er den Krieg fordern , falls etwas geschieht.«
»Großartig. Was tun sie als Nächstes?«, fragte Byrne.
Marcus schwieg.
»Und wer sind sie ?«, fuhr Byrne fort. »Mit wem hat Laurent sich verschworen?«
Marcus schüttelte nur den Kopf. »Nein. Die Frage ist: Wer hat Laurent angeheuert?« Er hastete vom Schreibtisch in sein Schlafzimmer, eilte sofort zum Schrank und fing an, die abgetragenste und einfachste Kleidung herauszusuchen.
»Was machst du da?« Byrne war seinem Bruder humpelnd ins Schlafzimmer gefolgt.
»An den Anfang zurückkehren«, antwortete Marcus, während er versuchte, sich eine brauchbare braune Hose anzuziehen. »Johnny Dicks hatte eine Freundin. Er sagte, dass sie in der Nacht, als er die Liste bekommen habe, bei ihm war. Es könnte sein, dass sie etwas weiß.«
»Und du hast sie noch nicht befragt?«, hakte Byrne ungläubig nach.
»Nachdem Johnny Dicks getötet wurde, ist sie verschwunden. Ich bin zur Schenke gegangen, zum Bull and Whisker . Aber Marty Wilkins … du erinnerst dich doch, der vom Siebzehnten Regiment? … er sagte jedenfalls, dass das Mädchen … ich glaube, sie hieß Meggie … sich verkrochen hat, als sie hörte, was mit Johnny passiert ist. Niemand, mit dem ich gesprochen habe, hat sie seither gesehen. Aber inzwischen ist einige Zeit verstrichen … «, Marcus zog sich die Stiefel an, »… und vielleicht bekomme ich jetzt eine andere Antwort.«
»Nein«, sagte Byrne
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