Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
Himmels willen, du bist angeschossen worden … «
»Und es hätte ebenso gut dich treffen können!«, rief er, löste sich von der Tür und kam zu ihr. »Diese Kugel hätte dich treffen können, dich verwunden oder gar töten können. So wie sie mich hätte umbringen können. Ich darf es nicht länger zulassen, dass du in die Sache hineingezogen wirst. Von Anfang an hättest du nicht so tief verstrickt sein dürfen! Nein, du hättest nicht mehr tun dürfen, als mir die Einladungen zu diesen Gesellschaften zu verschaffen. Das ist alles. Stattdessen hat es damit geendet, dass du Verbrecher jagst … Männer, die durch und durch böse sind und die dir sehr wehtun werden, wenn sie die Gelegenheit dazu haben … und dass du vor Pistolenkugeln in Deckung gehen musst!« Wie aus weiter Ferne drang es zu ihm durch, dass er tobte, auf und ab marschierte, schrie. Aber es kümmerte ihn nicht. Er sagte das, was in ihm steckte, was er unbedingt loswerden musste, und der Dammbruch war mächtig.
»Du hast ab sofort nichts mehr mit dieser Sache zu tun. Und du wirst dich mir künftig auf nicht mehr als fünfzig Meter nähern«, verkündete er und schaute zu, wie sie nickte und wie ihr eine Träne über die Wange rollte. »Falls wir uns auf der Straße begegnen, drehst du dich um und schlägst die andere Richtung ein. Hast du mich verstanden?«
Wieder nickte sie. Marcus atmete schwer, und seine Atemzüge schnitten in die Stille wie das Ticken einer Uhr.
»Phillippa«, sagte er nach einem kurzen Moment, und seine Stimme klang wieder ruhiger, »was hast du hier dann noch zu suchen?«
Sie fing seinen Blick auf. Und er sah es. Diesen Moment. Diesen Augenblick zwischen Entschlossenheit und Zögern, zwischen Entscheidung und Handeln.
Phillippa durchquerte das Zimmer und küsste ihn.
22
Es gab kein Zögern. Es gab keine Frage. Es gab kein Zaudern, kein Was-wäre-wenn, keinen Protest, keine Einwände. Es gab nur Phillippa und Marcus und das, was zwischen ihnen loderte.
Marcus schloss Phillippa in seine Arme und erwiderte ihren Kuss. Das war es, was er wollte. Was er brauchte. Und er würde nicht länger dagegen kämpfen.
Er legte die Hände an ihre Wangen, schob sie in ihr Haar und brachte all die sorgsam frisierte Perfektion durcheinander. Nadeln und juwelenbesetzte Haarbroschen fielen zu Boden, verteilten sich unter dem Schreibtisch, verloren sich dort für immer. Phillippa schmiegte sich eng an Marcus, während sie mit den Händen sein Gesicht umschloss. Sie unterbrach den Kuss, nahm ihm die Brille ab und warf sie auf den Tisch. Dann suchte sie wieder seinen Mund, und ihre Zungen fanden sich zu einem Tanz, der ihnen instinktiv vertraut war.
Marcus konnte nicht genug von ihr bekommen. Er zog Phillippa enger an sich, fester, schloss die Arme um sie und sehnte sich danach, ihre Haut an seiner zu spüren. Der schwere Umhang, der sie noch einhüllte, fiel zu Boden, nachdem er dessen Schließe gelöst hatte.
Phillippa war für einen Abend in Gesellschaft gekleidet und trug eines jener schimmernden Seidenkleider, die den Körper umflossen und nichts unterließen, um eine Rundung hier oder eine Kontur da erahnen zu lassen. Marcus legte die Hände auf ihre Hüften und presste Phillippa an sich, damit sie den Beweis seines Verlangens spürte. Und sie drängte sich noch enger an ihn. Er löste den Kuss und ließ den Mund über ihren Nacken gleiten, bis er hinter ihrem Ohrläppchen verharrte, wo er ihren zarten Pulsschlag spürte. Sein Herz schlug noch schneller, als Phillippa leise seufzte.
Derweil fand Phillippa Marcus’ Morgenmantel vollkommen überflüssig. Sie ließ die Hände unter den weichen Stoff gleiten und streifte ihn von seinen starken Schultern. Unvermittelt hielt sie inne.
»Deine Schulter«, wisperte sie und fuhr mit den Fingerspitzen über den Rand seines Verbandes.
»Ist in Ordnung«, sagte er und schaute ihr in die Augen, als er die Arme senkte und den Morgenmantel zu Boden gleiten ließ. Mit einer Hand streichelte er ihren Nacken, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem unwiderstehlichen Pulsschlag hinter ihrem Ohr widmete.
»Bist du sicher?«, fragte sie. Ihre Stimme klang angespannt.
»Sieh mal, ich werde es dir beweisen«, sagte er und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Dann legte er sich ihre Arme um seinen Nacken, bückte sich und hob Phillippa hoch.
»O du liebe Güte«, hauchte sie, als er sie in den Armen hielt, als wöge sie kaum mehr als ein Blatt Papier; er hielt sie so behutsam, als
Weitere Kostenlose Bücher