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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Portal nochmals auf und gab diesmal den Blick auf den Marquis of Broughton frei.
    Phillippa konnte nicht anders als hörbar die Luft einsaugen. Ihr Tanzpartner, ein gewisser Mr. Green, schaute sie misstrauisch an, verlor aber klugerweise nicht die Beherrschung. Glücklicherweise tanzte Phillippa zu elegant, um wegen einer solchen Kleinigkeit wie dem Auftritt ihrer neuen Eroberung auch nur einen einzigen Schritt zu verpassen.
    Broughton glühte, war wie ein golden erstrahlender Gott. Das Licht schien sich in seinem beinahe schmerzhaft schönen Selbst fast zu spiegeln, gar nicht zu reden von den Brillanten an seinen Manschetten und dem Halstuch. Es ging das Gerücht, dass eine junge Lady einst beim Anblick seines golden schimmernden Haars ohnmächtig geworden war, weil sie überzeugt gewesen war, sie habe den Glorienschein eines Engels erblickt. Aber der Grund, weshalb er Phillippas Aufmerksamkeit so sehr erregte, lag vielmehr darin, wie bedeutungsschwer er mit den Augen zwinkern konnte. So als ob ihn langweilte, was er sah, und als ob er sich nach Aufruhr sehnte.
    Es schien, als habe sie seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, denn kaum dass der Tanz endete, hatte er sich den Weg durch die bewundernde Menge bis zu ihr gebahnt. Sie bedankte sich mit einem höflichen Knicks bei Mr. Green, der sich, als er die Lage begriffen hatte, abermals als sehr klug erwies und verschwand, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
    »Mrs. Benning.« Broughtons Stimme brummte kehlig. »Ich bin erfreut, Sie hier zu sehen.«
    Phillippa genoss es, dass seine Stimme ihr diesen angenehmen kleinen Schauder über den Rücken jagte, den offenbar nur Broughton bei ihr auslösen konnte, und schenkte ihm ein heißblütiges Lächeln. Sogar noch besser als seine Stimme und seine Anwesenheit war die Tatsache, dass es im gesamten Saal zu summen und zu brummen begann, als würde ein Bienenschwarm das Nest verlassen.
    »Ist das Broughton?«
    »Aye, ich glaube schon. Er macht Mrs. Benning seine Aufwartung!«
    »Hat er ihr die Hand geküsst?«
    »Wenn er kann, wird er ihr noch viel mehr küssen … er ist ein Schürzenjäger, wie er im Buche steht!«
    Der letzte Wortwechsel war kaum zu überhören, denn Mrs. Croyton, die drei Töchter im gefährlichen Fahrwasser der Gesellschaft wusste (und keine davon mit großer Hoffnung auf Aussichten, dachte Phillippa trocken), hatte es offenbar für nötig erachtet, ihre Missbilligung solch inakzeptablen Verhaltens mit lauter, schriller Stimme zu verkünden.
    Broughton grinste ebenso selbstgefällig wie amüsiert, bevor er Phillippas behandschuhte Hand an seinen Mund führte, wo er sie so lange hielt, bis er Mrs. Croyton »Ich sag’s doch!« stöhnen und das unvermeidliche Rauschen sowohl ihrer Röcke als auch der ihrer glotzenden Töchter hörte. Aber seine Augen – die Augen ließ er keine Sekunde von Phillippas.
    Er verlor kein einziges Wort, als er ihre Hand sanft in seinen Arm schob und sie auf das Parkett führte.
    Der Walzer war erst vor Kurzem im Almack’s erlaubt worden. Wegen des körperlichen Kontakts, den er den Männern zu den Frauen erlaubte, und der Nähe der Tanzenden zueinander hatte er viele Jahre als skandalös gegolten. Aber der Tanz wurde zunehmend beliebter und die Maßstäbe lockerer, sodass die Schirmherrinnen ihn grollend hatten gestatten müssen – wenn auch nur, weil viele Weisen volkstümlicher Musik im Dreivierteltakt geschrieben waren.
    Aber Skandale konnten aus dem Dreischritt-Takt immer noch entstehen.
    Überrascht riss Broughton die Augen auf, als er eine Hand auf Phillippas Taille legte und in ihrer ganzen Größe und Stärke über ihren Rücken schob.
    Phillippas zauberhaftes Kleid war vollständig rückenfrei.
    Von vorn und von der Seite wirkte das Kleid absolut schicklich, und das Dekolleté konnte man nur als züchtig bezeichnen. Aber der rückwärtige Ausschnitt reichte hinunter bis zur Taille; der Stoff fiel in geraden Bahnen über ihre Schulterblätter und endete auf Gürtelhöhe. Broughtons Hand – er trug keine Handschuhe – war umstandslos auf der nackten warmen Haut über ihrem Kreuzbein gelandet.
    Phillippa blickte in sündiger Unschuld in Broughtons plötzlich eindringlich eisblaue Augen; in diesem Moment war ihr klar, dass die zusätzliche Summe, die sie bei Madame Le Trois für die abnehmbare Blende ausgegeben hatte, jeden Penny wert gewesen war.
    Die Musik setzte ein und zog Phillippa und Broughton mit den anderen Paaren in einen Wirbel aus Schwarz und Weiß. Kaum

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