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Ein Staatsgeheimnis Am Rhein

Titel: Ein Staatsgeheimnis Am Rhein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Fortschrittsglaube der Macher in der Zeit, als uns Herr Guillaume beehrte. Hier hat die Demokratie als Bauherr zugeschlagen.«
    »Die hätten lieber die Verkehrsführung verbessern sollen. Das dauert heute wieder, bis wir vor Ort sind und ›Status 3‹ eingeben können.«
    Freiberg knibbelte an den Farbresten unter den Fingernägeln. »CEBI scheint dich ganz schön an der Kandare zu haben.«
    »Die haben uns im Präsidium total im Griff. Wenn es einen Knopf dafür gäbe, ich würde immer ›Status Pinkelpause‹ drücken.«
    Auf der Friedrich-Ebert-Allee lief es wieder. Gleich mußten sie in Höhe des Präsidiums nach links auf die Brückenrampe abbiegen. Freiberg griff zum Peikermikrofon, um letzte Auskünfte einzuholen. »Uni für Uni 81/12. Kripo Freiberg und Müller auf dem Wege zur Jugendverkehrsschule Beuel. Gibt es neue Erkenntnisse über den Toten?«
    Die Einsatzleitstelle meldete sich sofort. »Uni 81/12 von Uni. Keine neuen Erkenntnisse.«
    »Danke«, antwortete Freiberg.
    Lupus grinste. »Wenn wir unserem elektronischen Blödmann nichts ins Gehirn stopfen, dann bleibt er dumm wie Bohnenstroh. Ist doch eine schöne Vorstellung: Zwei Kriminalbeamte der Spitzenklasse auf Futtersuche für CEBI. Früher nannte man das Ermittlungen führen.«
    Mit quietschenden Reifen jagte Uni 81/12 auf der anderen Rheinseite über die Brückenabfahrt in die Unterführung zum Landgrabenweg. Gleich links erstreckte sich das eingezäunte Übungsgelände des Verkehrsgartens. Auf dem asphaltierten Platz vor dem Pavillon, in dem auch die Miniaturfahrzeuge untergebracht waren, hatten sich Neugierige eingefunden. Sie wurden von uniformierten Beamten vom Fundort der Leiche ferngehalten. Das war keine ganz einfache Sache in dem weitläufigen Parkgelände.
    »Kommt runter von da oben!« rief ein noch junger Polizeiobermeister den Kindern zu, die auf Wanten und Masten von Haribos Kletterschiff herumturnten. Dieses riesige, hölzerne Spielgerät hatte sich aus der Zeit der Bundesgartenschau erhalten. Die Kapitänsbrücke bot beste Sicht auf den toten Mann, der wie ein ruhender Clochard auf der Bank an der Stirnwand des Pavillons mehr saß als lag.
    »He, Klaus, von he obbe kannste jet Bloot sehe«, schrie ein kleiner Junge mit aufgeschnalltem Tornister seinem Freund zu, der sich nach oben hangelte.
    Freiberg war ausgestiegen. Er rief: »Die Kinder müssen da aber wirklich verschwinden.«
    Der Kollege des Uniformierten wußte Rat. Er fuhr mit dem Streifenwagen ein Stück vor, ließ das Martinshorn aufheulen und rief ins Megaphon: »Kommt sofort runter vom Kletterschiff – oder wir holen euch!«
    Das half. Im Nu waren die Kinder in den Büschen verschwunden.
    »Nun sieh dir den an! Der hat uns gerade noch gefehlt.« Lupus stieß Freiberg in die Seite und wies auf eine nicht sehr groß geratene, aber drahtige Figur, die mit umgehängter Kamera genau dahin kletterte, von wo die Kinder verschwunden waren.
    »Der schnelle Mauser, unser ständiger Freund von der Presse. Wer hat denn den hochgescheucht?«
    »Abgehört hat der unseren Funksprechverkehr, das ist doch sonnenklar«, stellte Lupus fest. »Dem möchte ich wirklich mal Daumenschrauben anlegen.«
    »Ach, laß ihn doch. Schließlich hat er uns auch schon manchen guten Dienst erwiesen.«
    »Dieser Schwarzhörer – dieser Computerhacker!«
    »Komm schon, reg dich ab. Wie sagtest du vorhin? Auf uns wartet der Tod.«
    »Nun laß mir meine makabren Witze, Chef. Du weißt, ich kann keine Leichen ertragen. Lupus jagt lieber die Täter.«
    Alle Mitarbeiter im 1. Kommissariat wußten von Lupus’ Trauma. Ihn schüttelte ein physisches Unbehagen, wenn er am Tatort ein Opfer betrachten mußte. Jetzt hielt er sich so an Freibergs Seite, daß er dem Mann auf der Bank nicht zu nahe kam. Doch es war auch für Lupus unvermeidlich, den Toten anzusehen.
    Freiberg begrüßte den Arzt. »Na, Doktor Kehlmann, wie sieht’s aus?«
    »Schuß ins Herz. Sofort tot.«
    »Selbstmord?«
    »Mit Sicherheit nicht.«
    Der Kollege vom Erkennungsdienst trat hinzu. »Hallo Freiberg, welch ein schöner Morgen am Rhein. Nur der Mann auf der Bank hat nichts mehr davon. – Wir haben auch nichts. Keine richtigen Spuren, keine Zeugen, keine Waffe.«
    »Papiere?«
    »Nichts, gar nichts, auch kein Portemonnaie. Ein wenig Krümelkram aus den Taschen muß im Labor untersucht werden. Der Tote dürfte direkt vor der Bank aus einem Auto ausgeladen worden sein. Wir haben ein paar Blutspuren auf dem Asphalt gesichert.«
    Freiberg

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