Ein starkes Team
vor fünfzehn Monaten von Hannahs Schwangerschaft erfahren hätte? schoss es ihm unwillkür lich durch den Kopf, doch er verdrängte die Frage wieder.
Sie war zu einem Zeitpunkt in sein Leben getreten, als ihm so ziemlich alles gleichgültig gewesen war. Er war von einem Gelegenheitsjob zum anderen gewechselt und hatte sich für keine Arbeit richtig interessiert, bis er die Kopfgeldjagd für sich entdeckt hatte.
Chad nahm die Saftflasche aus der Windeltasche und gab sie Bonny, die sie eifrig schnatternd annahm.
Er und Hannah waren gemeinsam auf einen Fall angesetzt worden. Auf den ersten Blick hatte er sich von ihrer frischen, vielschichtigen Persönlichkeit und ihrem schlanken, verlockenden Körper angezogen gefühlt. Ihre unglaubliche Vitalität hatte ihn erwärmt und die Starre vertrieben, mit der er gelebt hatte. Als sie bei ihm eingezogen war, hatte er ihr gleich gesagt, dass er nie wieder heiraten wollte, dass er nichts mehr in eine Ehe einzubringen hatte. Er war davon ausgegangen, dass es reichte, es ihr einmal zu sagen. Offensichtlich hatte er sich geirrt.
Er beobachtete, wie Bonny immer wieder die Augen zufielen.
Schließlich kuschelte sie sich an seine Brust, und die Saftflasche fiel ihr aus dem Mund zu Boden.
Chad blickte zu Hannah. Selbst im Schlaf strahlte sie diese Vitalität aus, die ihn vor drei Jahren angezogen hatte. Er wusste, dass es mehr war als nur ihr wildes rotes Haar, das ihr diesen Eindruck verlieh. Sie war eine Kämpfernatur, die das Leben leidenschaftlich liebte, und sie war eine Überlebenskünstlerin.
Seit dem Wiedersehen in Elliotts Büro am Vortag wurde ihm immer mehr bewusst, dass sich die Dinge wirklich geändert hatten. Inzwischen hatte er mehrmals eine Verletzlichkeit an ihr beobachtet, die nie zu ihrem Wesen gehört hatte. Eine Angst, ein Zögern.
„Was denkst du gerade?"
Er blickte in Hannahs Gesicht und stellte fest, dass ihre Augen weit geöffnet waren. Der einzige Hinweis darauf, dass sie geschlafen hatte, war der raue Unterton in ihrer Stimme. Bonnys unheimliche Fähigkeit, nach festem Schlaf von einer Sekunde zur anderen hellwach zu werden, schien geerbt zu sein. Er räusperte sich. „Ich habe mich nur gefragt, ob sich wirklich die Furgeson hinter dieser Telefonnummer verbirgt und ob wir sie antreffen werden."
Sie strich sich mit den Fingern durch das Haar und versuchte, die zerzausten Locken zu entwirren - eine unmögliche Aufgabe, die er sich ersehnte.
„War es eine schwierige Schwangerschaft?" fragte er unvermittelt.
Lange Zeit blickte sie ihn verwundert an. „Ich würde nicht unbedingt sagen, dass es schwierig war." Sie befühlte Bonnys Beine und legte dann eine Decke darüber. „Herausfordernd würde ich eher sagen." Sie lächelte. „So wie Bonny selbst."
„Hast du unter morgendlicher Übelkeit gelitten?"
„O ja. Vor allem im zweiten Drittel."
Bonny rührte sich im Schlaf, und er versuchte, sie bequemer zu betten.
„Komm, gib sie doch mir."
Widerstrebend nahm er die Hände fort. Hannah bettete sich Bonny an die Brust, die sich flüchtig verwirrt umblickte und sogleich weiterschlief.
Chad breitete die Decke über beiden aus und ertappte sich dabei, dass er den blauen Flanell über Hannahs Beinen glatt strich. Als er in ihr Gesicht schaute, musterte sie ihn überrascht. Er hüstelte und lehnte sich zurück.
„Erzähl mir mehr."
„Bist du sicher, dass du es hören willst?"
„Ja."
Sie schwieg lange Zeit. „Da es meine erste Schwangerschaft war, meinte der Arzt, dass die Wehen sehr lange andauern würden. Aber, na ja, das weißt du wahrscheinlich bereits."
Warum sollte er das wissen? Dann erkannte er, dass sie sich auf Linda bezog. „Nein, das wusste ich eigentlich nicht." Er erklärte nicht, dass er zu sehr mit seiner Karriere beschäftigt gewesen war, als sein Sohn zur Welt gekommen war. „Und? Hat es lange gedauert?"
Hannahs Lächeln wirkte ansteckend. „Beinahe wäre sie in einem Taxi geboren worden. Sie hatte es sehr eilig, das Licht der Welt zu erblicken, und nichts und niemand konnte sie davon abhalten."
Ihm wurde immer mehr bewusst, wie sehr er es liebte, sie reden zu hören.
„Das erinnert mich an jemanden, den ich kenne."
Das Lächeln wich langsam von ihrem Gesicht. „War dein Sohn wie sie?"
„Joshua?" Es geschah zum ersten Mal, dass er den Namen ihr gegenüber erwähnte, und er wusste nicht, wen von beiden es mehr überraschte. Ihn wunderte vor allem, dass er nicht daran erstickte. Denn er hatte den Namen seines
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