Ein starkes Team
streichelte sanft ihre Wange. Sie hatte nie geahnt, dass die Verantwortung für ein anderes Lebewesen, das so zart und wehrlos war, so viel Sorge mit sich brachte - und so viel Stolz und Glück. In den vergangenen acht Monaten war sie allein dafür verantwortlich gewesen, das Baby zu füttern, zu baden, zu wickeln sämt liche Bedürfnisse zu stillen und ihm ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln, damit es so friedlich wie nun schlafen konnte. Dieses Kind war das süßeste Wesen, das je an ihr Herz gerührt hatte.
Hannah blickte zur geschlossenen Badezimmertür. Es gab eine weitere Person, die ihr Leben und ihr Herz ebenso berührt hatte. Chad. Eine Mischung aus Sehnsucht und Schuld stieg in ihr auf. Was hatte er doch gleich beim Verlassen des Flughafens gesagt? Dass er an wesentlich mehr als nur ihrer derzeit misslichen Lage schuld war.
Sie blickte hinüber zu dem anderen Bett und wurde sich bewusst, wie cool sie sich in den letzten zwei Tagen ihm gegenüber gegeben hatte. Die zerwühlten Laken waren Beweis dafür, dass er sich ebenso rastlos gewälzt und kaum geschlafen hatte wie sie.
Auf dem Fußende des Bettes stand sein Rucksack. Im Gegensatz zu ihr war er mit Gepäck in Elliotts Büro erschienen, da er gerade aus Florida gekommen war. Sie rief sich in Erinnerung, dass er dorthin zurückkehren würde, sobald der Auftrag abgeschlossen war.
Sie verdrängte diesen unliebsamen Gedanken und befühlte das T-Shirt, das er ihr in Atlantic City gekauft hatte. Leider hatte sie nicht daran gedacht, sich Kleidung zum Wechseln zu kaufen.
Während nebenan das Wasser weiterhin rauschte, kramte sie ein zweites Mal in dem Rucksack. Sie zog ein übergroßes T-Shirt
heraus und einen nagelneuen weißen Slip. Sie nahm ihn aus der Verpackung und hielt ihn sich an die Hüften.
Das Rauschen des Wassers verstummte. Hastig klemmte sie sich T-Shirt und Slip unter den Arm, als Chad die Tür öffnete.
„Gut, du bist fertig." Sie eilte an ihm vorbei ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Ich bin an wesentlich mehr schuld, hörte sie Chad im Geiste sagen, als sie in die Dusche stieg.
Das heiße Wasser vertrieb die Kühle der Klimaanlage, nicht aber das Echo seiner Worte. Was mochte er damit gemeint haben?
Du misst dem zu viel Bedeutung bei, sagte eine innere Stimme. Sie neigte dazu, alles bis ins Extrem zu analysieren. Es war eine gute Angewohnheit für einen Polizisten und Kopfgeldjäger, aber ein Nachteil in privaten Beziehungen.
Ihre Haut wurde heiß, doch es lag nicht an dem warmen Wasser. Zum ersten Mal gestand sie sich ein, dass sie Chad für alles, was je zwischen ihnen schief gelaufen war, verantwortlich ge macht hatte und noch immer machte.
Diese Einsicht über ihr Verhalten gegenüber Chad änderte alles - oder zumindest vieles. Wenn sie ihm den Eindruck vermittelt hatte, dass er in ihrer Beziehung alles falsch gemacht hatte, dann war sie schuld an ihrer Trennung, nicht er.
Das ist doch lächerlich, sagte ihr Verstand entschieden.
Es ist die Wahrheit, entgegnete ihr Herz.
Hannah stellte das Wasser ab, schnappte sich ein Handtuch und frottierte sich kräftig ab. Sie versuchte sich einzureden, dass es nicht mehr wichtig war, dass Chad keinen Platz in ihrem und Bonnys Leben hatte.
Doch es fiel ihr schwer. Denn sie hatte gesehen, wie sanft und liebevoll er mit Bonny umging, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Und diese Momente hatten die Hoffnung genährt, die sie insgeheim stets im Herzen getragen hatte - dass sie eines Tages zu dritt eine Familie sein würden.
Ein Klopfen an der Außentür unterbrach ihre Grübelei. Hastig schlüpfte sie in T-Shirt und Slip und griff zu der Betäubungspistole, die sie auf das Waschbecken gelegt hatte.
Sie lehnte sich an die Wand neben der Tür, die Pistole schussbereit. Mit pochendem Herzen wartete sie darauf, dass sich der Besuch als FBI vorstellte.
„Das macht zwölf Dollar und sechzehn Cents."
Erleichtert ließ Hannah die Pistole sinken. Sie öffnete die Tür ein paar Zentimeter und spähte hinaus.
Chad händigte gerade der Frau, die ihnen das Zimmer gegeben hatte, Geld aus. Sie trug ein Baby im Arm, das nicht viel älter als Bonny war, und reichte ihm eine Tüte und einen Stapel Handtücher. „Wie geht es der Kleinen?"
Er schaute über die Schulter und begegnete Hannahs Blick. „Sie schläft."
„Wenn Sie einen Babysitter oder sonst etwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid. Ich habe viel Erfahrung mit Kindern, denn ich habe noch zwei weitere. Ich bin übrigens
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