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Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]

Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]

Titel: Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Oben auf einem Dachbalken entdeckte Lou ein verlassenes Vogelnest und ganz hinten am Ende des Raums lag etwas auf dem Boden. Neugierig kletterte Lou in die Abseite. Sie musste sich tief bücken, damit sie nicht mit dem Kopf gegen die Balken stieß. Ihre Augen gewöhnten sich allmählich an das Zwielicht und beim Näherkommen erkannte sie, dass es ein Koffer war.
    »Seht mal, was ich oben in der Abseite entdeckt habe!«, rief Lou und schleppte den orangefarbenen Koffer ins Wohnzimmer. Frau Blum, die gerade ein Glas aus einem Bogen Zeitungspapier auswickelte, ließ es sinken. »Mein alter Koffer! Mein alter Bandkoffer!« Mit zwei Schritten war sie bei Lou und half ihr, den Koffer auf dem Tisch abzulegen.
    »Dein Bandkoffer?«, fragte Lou verblüfft und musterte den kleinen, staubigen Reisekoffer mit den verrosteten Verschlüssen.
    Frau Blum schlug aufgeregt die Hände zusammen. »Er war oben in der Abseite? Unglaublich! Und ich dachte, ich hätte ihn auf einem meiner Umzüge verloren.«
    »Willst du ihn nicht aufmachen?«, fragte Lou.
    Frau Blum umarmte ihre Tochter. »Mach du«, lachte sie. »Du hast ihn gefunden!«
    Lou ließ die Verschlüsse aufschnappen und öffnete den Koffer. Zuoberst lag ein knallblaues Paar Glitzerstiefel mit Riesenabsätzen. »Meine Plateau-Stiefel!«, juchzte Frau Blum. »Die habe ich 1988 auf dem Roskilde-Festival getragen.«
    Unter den Stiefeln lag ein ebenso blauer Hosenanzug, der Fledermausärmel hatte und an den Schultern mit Strass und Perlen bestickt war.
    »Den hattest DU an?«, staunte Lou. Das war doch unfassbar, dass ihre Mutter, die am liebsten Jeans und Turnschuhe trug, in so einem Fummel herumgelaufen war. Frau Blum nahm ihr den Anzug aus der Hand und hielt ihn strahlend vor sich. »Und es sah fantastisch aus!«
    »Darf ich ihn mal anprobieren?«, fragte Lou.
    »Worauf wartest du«, antwortete ihre Mutter, die weiter auspackte.
    »Was will Lusi anprobieren?«, fragte da Anton, der sich zwischen den Kartons ins Wohnzimmer quetschte. Als er seine Schwester in dem blauen Anzug und den hohen Stiefeln sah, sprang er von einem Bein aufs andere. »Lusi! Lusi!«
    »Ich schau mal schnell in den Spiegel«, sagte Lou und verschwand in Richtung Bad.
    Frau Blum hatte den Koffer inzwischen andächtig ausgepackt: Auf einer giftgrünen Lederjacke lag ein zweites Kostüm aus flammend rotem Stoff. Statt mit Strass war es an den Nähten mit goldenen Fransen abgesetzt. Sogar die Chucks mit dem Extrabreit-Autogramm waren noch da.
    »Ich will mich auch verkleiden«, sagte Anton und griff nach einer Perücke.
    Da kam Lou zurück. Es war nicht einfach, auf den hohen Absätzen zu laufen, aber es fühlte sich toll an. Lou machte kleine Schritte und hatte eine Hand lässig an die Hüfte gelegt. Der Anzug war an Ärmeln und Beinen ein bisschen zu lang, doch mit den getuschten Wimpern und den leuchtend roten Lippen stand da plötzlich nicht mehr Lou, sondern ein vollkommen neues Wesen im Wohnzimmer. »Na?«, sagte sie und strahlte.
    »Wow«, staunte ihre Mutter. »Darf ich ein Autogramm haben?«
    Lou kicherte. »Logo!«
    »Du siehst aus wie ein Superstar, Lusi«, rief Anton.
    Lou drehte sich einmal um die eigene Achse. »Das ist soooo cool!«
    »Und sieh mal hier«, sagte Frau Blum und hielt Lou mehrere Bücher vor die Nase. »Meine Songbooks – Abba , Neue deutsche Welle und ›The Wall‹ von Pink Floyd!«
    Lou blätterte staunend durch die Bücher. Bis auf Abba kannte sie zwar keine der alten Bands, aber die Songbooks sahen trotzdem spannend aus. »Und das hast du alles gespielt?«
    »Das und unsere eigenen Lieder«, nickte ihre Mutter.
    »Ich muss auch endlich Noten lernen!«, sagte Lou. »Wenn ich es nur schon könnte.« Für einen Moment hielt sie inne. »Kannst du mir nicht Noten beibringen?«, bat sie ihre Mutter.
    Frau Blum blickte von dem Umzugschaos zu ihrem Sekretär, auf dem sich die Patientenakten stapelten. »Ich kann dir ein paar Noten erklären, aber richtig beibringen – das schaff ich im Moment nicht.«
    Lou seufzte. »Schade!« Sie blickte nachdenklich zum Fenster. Motte spielte doch schon Klavier, seit sie fünf war. Die konnte bestimmt alle Noten der Welt. Vielleicht konnte sie ihr helfen, zumindest mit einem oder zwei Stücken. »Ma, darf ich kurz rüber in die Villa?«
    »So? Was hast du denn vor?«
    »Ich will Motte fragen, ob sie nicht Lust hat, mit mir Musik zu machen! Sie dürfte doch auch eines deiner Kostüme anziehen?«
    Im Musikzimmer der Jacobi-Villa spielte Motte indessen

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