Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
blickte sich zum Kutscherhaus um. Aber das Fenster oben unter dem Dach war geschlossen. Motte lauschte. Nun war nichts mehr zu hören. Vielleicht war es ja auch nur ein Radio im Nachbargarten gewesen. Doch genau in dem Moment, in dem sie den Jasminstrauch erreichte, hinter dem der Stall stand, nahm Lou ihre Gitarre wieder auf.
»A – D – A!«, murmelte sie und blickte stirnrunzelnd auf ihre Finger.
Motte ließ die beiden Säcke fallen.
»Hey! Da bist du ja!«
»Jede Schnecke ist schneller als meine Finger!« Lou hob unzufrieden ihre linke Hand.
Motte setzte sich zu ihr auf die alte Gartendecke.
»Was erwartest du? Heute war deine erste Stunde.«
Lou legte ihre Gitarre zur Seite. »Und nicht die letzte!«, sagte sie mit einem kleinen Grinsen.
»Krass!«, rief Motte beeindruckt. »Felix hat noch nie eine Schülerin aus der Sechsten angenommen! Er sagt immer, er will seine Zeit nicht mit Anfängern verschwenden!«
Lou strich über ihre Gitarre. »Wahrscheinlich macht er das nur, um noch mal auf meiner Gibson zu spielen. Er ist fast ausgerastet, als er sie gesehen hat.«
Motte zupfte einmal die Saiten hinunter.
»Ich weiß nicht«, sagte sie. »Also ich denke, es muss auch irgendwas mit dir zu tun haben. Nur wegen deiner Gitarre hätte er dich bestimmt nicht angenommen – so kurz vor seinem nächsten Konzert.«
Lou zog ihre Beine an und blinzelte. »Welches Konzert?«
Motte stand auf und öffnete den Deckel des Meerschweinchenstalls.
»Na, nächste Woche. Die Fjordies spielen doch auf der Mittelstufenparty. Und deshalb fällt bei mir Nachhilfe aus!«, jubelte sie.
Lou kam hoch.
»Davon hat Felix gar nichts erzählt«, wunderte sie sich.
»Maja, es geht in den Außenstall.« Motte nahm ihr Meerschweinchen zärtlich hoch und streichelte es. »Hm, ich glaube, du frisst in letzter Zeit zu viel.« Dann blickte sie wieder zu Lou. »Wir kommen da sowieso nicht rein.«
Sie setzte Maja vorsichtig ins Außengehege. »Hilfst du mir beim Saubermachen?«
»Ja, klar«, sagte Lou und nahm Tills braunes Meerschweinchen hoch. »Ich würd die Band total gerne hören. Es muss doch irgendeinen Weg geben, auf diese Party zu kommen.«
»Gibt es nicht«, widersprach Motte. »Erstens wollen uns die aus der Mittelstufe da nicht haben. Und zweitens lässt meine Mutter mich sowieso nicht gehen.« Mit diesen Worten setzte sie auch das letzte Meerschwein aus dem Stall und zog sich die Handschuhe an, die unter dem Stall in der Kiste lagen.
»Egal, Motte. Ich muss zu diesem Konzert!« Lou blickte ihre Cousine beschwörend an. »Hilfst du mir?«
19. Song
Es fiel niemandem auf, wie still Rosa an diesem Dienstagmorgen war. Sie war eines jener Mädchen, die die Kunst beherrschten, sich quasi unsichtbar zu machen. Und das war Rosa an diesem Morgen sehr recht. Wieder blickte sie unwillkürlich zu Motte und Lou. Seit der Musikstunde, in der Lou Motte nicht verraten hatte, war Motte wie ausgewechselt. Seit dieser Stunde waren die zwei unzertrennlich! Auch jetzt steckten sie wieder die Köpfe zusammen.
Der Platz neben Rosa war leer. Und Rosa war sicher, dass sie die Einzige war, die den Grund für Billies Abwesenheit kannte. Doch dieses Wissen fühlte sich an wie eine Gräte im Hals.
Frau Korte betrat den Klassenraum. Billies leerer Platz fiel ihr sofort ins Auge.
»Ist Billie krank?«
Rosa deutete ein Schulterzucken an. »Ich… ich glaube, sie musste zum Arzt«, sagte sie kaum hörbar.
»Hoffentlich nichts Ernstes«, sagte Frau Korte und legte den dicken Stapel Kopien auf ihr Pult.
»Von mir aus kann sie ruhig die ganze Woche krank sein«, raunte Motte Lou zu.
»Wünsch ihr das nicht«, erwiderte Lou genauso leise. »Die Kwakiutlindianer sagen, ein schlechter Wunsch kehrt zu dir zurück .«
Motte schnitt eine Grimasse. »Huuu, da bekomm ich aber Angst«, feixte sie.
»Solltest du auch«, beharrte Lou.
Frau Korte blickte fragend zu ihrem Tisch. »Wäre es möglich, dass ihr euer Getuschel auf die Pause verschiebt? Wir wollen mit dem Unterricht beginnen.«
»Wird gemacht«, erwiderte Motte gut gelaunt und warf Josch mutig einen Blick zu. Er grinste zu ihr rüber. Schnell sah Motte weg.
»Wir machen heute mit dem zweiten Teil unserer Songwriter-Werkstatt weiter«, erklärte Frau Korte und teilte ein neues Arbeitsblatt aus.
Songwriter-Werkstatt 2
Zwei-Wort-Lieder
Ein Lied zu schreiben, ist eine große Sache, deshalb beginnen wir mit ganz kleinen Schritten: Suche dir aus der Wortliste unten je zwei Wörter aus. Sie
Weitere Kostenlose Bücher