Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
voneinander entfernt. Mottes und Billies Blicke kreuzten sich und Motte registrierte mit Genugtuung, wie Billie unwillkürlich zurückwich. Aber im morgendlichen Gedränge gab es kein Entkommen.
Lou, die Mottes finsteres Gesicht bemerkte, wäre am liebsten weitergegangen, aber da baute Motte sich auch schon drohend vor Billie auf. »Wie kannst du hier so rumstolzieren, als wäre nichts gewesen!«, fuhr sie Billie an. »Weißt du überhaupt, wie verdammt knapp das war?«
Die anderen warfen Billie fragende Blicke zu. Offensichtlich hatte sie ihren Freundinnen noch gar nichts von ihrer Heldentat erzählt.
»Ist doch gar nichts passiert«, wehrte Billie Mottes Attacke ab.
Motte trat noch näher. »Nichts passiert?«, zischte sie. »Lou wäre beinahe ertrunken, ihr Traumtagebuch ist total aufgelöst und du sagst, es ist nichts passiert!«
Billie warf einen schnellen Blick auf Lou. Auch wenn sie es niemals zugegeben hätte, war sie doch verdammt erleichtert, dass ihr nichts geschehen war. Aber jetzt ging es darum, wieder Oberwasser zu bekommen. Billie grinste Motte frech an. »Wenn das Hippiemädchen gerne baden geht, ist das doch echt nicht mein Problem, oder?«
Das war zu viel für Motte. Ohne eine Sekunde zu zögern, holte sie aus, um dieser miesen Kröte eine zu knallen!
Da fiel Lou ihr in den Arm. »Stopp!«, rief sie. »Das ist doch sinnlos!«
Mit einem Ruck befreite Motte sich aus Lous Griff. »Darum geht’s hier nicht«, keuchte sie. »Die da braucht einen Denkzettel und ich…« Motte wollte schon wieder auf Billie losgehen, aber Lou hielt sie fest und zog sie mit aller Kraft von den anderen weg. »Motte! Komm wieder runter!«
Als Frau Korte fünf Minuten später im Klassenraum erschien, hing die aufgeheizte Stimmung wie eine dunkle Wolke über den Mädchen.
»Josch, mach bitte die Fenster auf. Hier ist ja eine Luft zum Umfallen«, bat die Lehrerin und legte das Mikro ab, das sie unter dem Arm trug.
Ihr Blick glitt über die Klasse: Motte saß mit geballten Fäusten am Tisch. Lou sah aus wie ein gerupftes Vögelchen. Billie kaute nervös an dem Ende ihres Stifts und Rosas Füße wippten unruhig unter dem Tisch hin und her. Selbst Antonie und Lisa machten einen mitgenommenen Eindruck. Nur die Jungs schienen unbeeindruckt.
»Ich habe eine wichtige Neuigkeit«, begann Frau Korte. »Aber wenn wir in der Klasse vorher etwas klären müssen«, sie blickte Lou, Motte, Rosa und Billie fragend an, »können wir das gerne tun.«
Einmal mehr war Lou überrascht, was ihre Lehrerin für feine Antennen hatte. Aber ihr war überhaupt nicht danach, die Geschichte vor der versammelten Klasse auszubreiten, und so schüttelte sie nur den Kopf.
»In Ordnung«, nickte Frau Korte. »Dann kommen wir jetzt zu unserem Schulfest.«
Von Motte wusste Lou, dass die Lessing-Schule traditionell im Mai ein großes Schulfest feierte. Für das diesjährige Fest war eine Theateraufführung geplant: Das doppelte Lottchen. Aber genau diese Aufführung konnte nicht stattfinden, weil eine der beiden Hauptdarstellerinnen – ein Zwillingspärchen aus der Siebten – sich bei einem Kletterunfall das Bein gebrochen hatte. Die Aufführung sollte auf die Weihnachtszeit verschoben werden und stattdessen waren nun alle Klassen aufgerufen, einen kleinen musikalischen Beitrag vorzubereiten.
»Wir sind mit unserer Songwriter-Werkstatt zwar noch nicht fertig, aber ich wollte euch trotzdem fragen, ob sich einige von euch trauen, bei dem Schulfest mit einem selbst geschriebenen Lied aufzutreten.«
Motte kam allmählich wieder zu sich. Sie sah zu Lou. Das war doch genau ihr Ding! »Frau Korte, können auch mehrere zusammen auftreten? So als Band, meine ich?«
Die Lehrerin nickte. »Ja, natürlich. Die Fjordies werden auch spielen.« Sie blickte sich um. »Haben wir denn hier eine Band in der Klasse?«
Motte stieß Lou in die Seite. »Komm! Wir melden uns.«
»Wir?«, fragte Lou verdattert. »Wir haben doch nicht mal ein Lied!«
»Klar haben wir das. Die Wolkenschiffe und, und…!«
Lou schüttelte den Kopf. »Für einen Auftritt reicht das aber nicht.«
Während Motte noch überlegte, wie sie Lou umstimmen konnte, gingen an den anderen Tischen mehrere Hände in die Luft.
»Frau Korte, ich trete auf!«, meldete sich Billie zu Wort. »Ich habe eine Band!«
Motte ächzte. Das durfte nicht wahr sein!
»Das sind meine Bandmitglieder«, fuhr Billie mit selbstsicherem Ton fort. »Rosa, Lisa und Antonie.«
Die Jungs pfiffen und johlten.
Motte
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