Ein Stern für Lou - Die Popkörner ; [1]
beugte sich zu Lou. »Bitte!«, flüsterte sie eindringlich. »Du kannst doch nicht Billie das Feld überlassen!«
Lou zuckte mutlos die Schultern. War es nicht genau ihr Traum gewesen, eine eigene Band zu haben? Und nun, da dieser Traum zum Greifen nah war, dachte sie ununterbrochen an die leeren Seiten ihres Traumtagebuchs. »Ich kann nicht«, sagte sie leise.
24. Song
Maja pfiff aufgeregt. »Ist ja gut«, sprach Motte beruhigend auf ihr Meerschweinchen ein. »Ich setz dein Baby gleich wieder zurück.« Dann nahm sie das bunt gefleckte Fellknäuel sachte aus dem Stroh. »Hier ist es«, sagte sie zu Lou und reichte ihr das Minimeerschwein. Motte wusste, dass es eigentlich noch ein, zwei Tage zu früh war, um die Kleinen rauszuholen. Aber Lou war wegen ihres Traumtagebuchs so niedergeschlagen gewesen, dass Motte einfach etwas unternehmen musste, um sie aufzumuntern. Und was gab es Tröstlicheres auf der Welt als ein kleines, kuscheliges Meerschweinchenbaby?
»Ist das süß«, flüsterte Lou verzückt.
Das Meerschweinchen war so klein, dass es genau in Lous Handmulde passte. Neugierig schnupperte es zwischen Lous Fingern.
»Weißt du schon einen Namen?«, fragte Motte.
Lou streichelte lächelnd über den kleinen Rücken. »Wenn es ein Mädchen ist, nenn ich es Blueberry«, sagte sie. »Und wenn es ein Junge ist, Captain.« Sie hob ihr Meerschweinchen zu ihrem Gesicht hoch. »Was meinst du, bist du eine Blueberry oder ein Captain?«
Das kleine Meerie fiepte aufgeregt.
»Das klingt eindeutig nach Blueberry«, tippte Motte.
Im Stall raschelte Maja unruhig durch das Stroh und suchte ihr Junges. »Ich komm dich morgen wieder besuchen«, versprach Lou und setzte das Kleine zurück. Sofort näherte sich Maja, beschnupperte ihr Junges und begann dann, es gründlich abzulecken.
Lou hätte ihrem Meerschweinchen noch den ganzen Nachmittag zusehen können, aber Herr Blum brauchte ihre Hilfe.
Donnerstag war Antons Fußballnachmittag und normalerweise begleitete Herr Blum seinen Sohn. An diesem Nachmittag hatte er jedoch einen Zahnarzttermin und Lous Mutter wollte mit Anton zum Sport gehen. Doch kurz vor dem Aufbruch war der Anruf gekommen, dass eine Kollegin krank geworden war und Frau Blum ins Krankenhaus musste.
»Wenn ich keine Zahnschmerzen hätte, würde ich den Termin sofort verlegen, mein Schatz«, sagte Herr Blum, der ein schlechtes Gewissen hatte, weil er Lou auf ihren kleinen Bruder aufpassen ließ.
»Papsel, das ist wirklich kein Problem!«, versicherte Lou zum hundertsten Mal. »Ich frag Motte Vokabeln ab«, sie klopfte auf ihre Umhängetasche, in der sie das Englischbuch hatte, »und Anton kann kicken.«
»Heute schieß ich zehn Tore, Lusi«, verkündete Anton stolz.
»Danke«, lächelte Herr Blum. »Wir sehen uns zum Abendbrot.«
Als Lou, Motte und Anton den Park erreichten, hatten sich auch die letzten Regenwolken verzogen. Auf der Fußballwiese standen bereits zwei Tore und Anton rannte zu den Kumpels aus seiner Klasse. Zwei von ihnen schienen wie Anton leicht behindert zu sein. Die anderen wirkten auf Motte ganz normal.
»Anton geht in eine Integrationsklasse«, erklärte Lou, als habe sie die Gedanken ihrer Cousine gelesen.
Motte errötete. Für Lou schien Antons Behinderung kein Thema zu sein. Aber sie war unsicher und wusste nicht, wie sie darüber sprechen sollte.
Die Mädchen setzten sich auf die halbhohe Mauer, von der aus sie einen prima Blick über die Fußballwiese und den ganzen Park hatten. »Er lernt lesen, schreiben und rechnen genau wie die anderen«, fuhr Lou ohne Scheu fort. »Natürlich alles in seinem Tempo. Aber Mathe fällt ihm sogar leichter als einigen seiner ›normalen‹ Mitschüler«, erzählte sie stolz.
Motte grinste. »Ja, es soll ja auch Kinder geben, die nicht rechnen können«, sagte sie selbstironisch.
»Quatsch«, widersprach Lou ernst. »Du kannst rechnen… nur eben in deinem Tempo.«
Motte fing an zu lachen. »Das werd ich in der nächsten Nachhilfestunde Superhirni sagen, wenn er mich wieder mit Brüchen pestet. Entschuldigung, könnten wir bitte mal in meinem Tempo rechnen?« Bei der Vorstellung bekam Motte einen Lachanfall. »Und meiner Mutter sag ich es auch«, gackerte sie weiter.
Lou dachte an das strenge Gesicht ihrer Tante. »Das würd ich lieber nicht tun. Ich glaube, das fände sie gar nicht lustig.«
Nun war es gänzlich um Mottes Fassung geschehen. »Meine Mutter findet sowieso nie was lustig!«, prustete sie los. »Aber wenn du es keinem
Weitere Kostenlose Bücher