Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
schon der Wunsch des Nicht-haben-Wollens Verlangen. Je mehr du mit deinem Denken ringst, desto stärker wird es. Vergiß es einfach, und fahre fort zu praktizieren.
Wenn du in Kontakt mit Sinnesobjekten kommst, so bedenke: unbeständig, unbefriedigend, ohne Selbst. Wirf alles in diese drei Fächer, ordne alles in diese drei Kategorien ein, und bleibe bei dieser Betrachtung.
Die Probleme der Welt
Viele Leute, besonders die Gebildeten unter den Berufstätigen, ziehen aus den großen Städten fort, um in Kleinstädten und ländlichen Gebieten nach einem ruhigeren Leben und nach einem einfacheren Lebensstil zu suchen. Dies ist ganz natürlich. Wenn du dir eine Handvoll Schlamm greifst und ihn drückst, wird er durch deine Finger sickern. Menschen unter Druck suchen in gleicher Weise einen Ausweg.
Viele Leute stellen mir Fragen über die Probleme unserer Welt, über eine bevorstehende Apokalypse. Ich frage, was bedeutet es, weltlich zu sein? Was ist die Welt? Du weißt es nicht? Eben dieses Unwissen, eben diese Dunkelheit, eben dieser Ort der Ignoranz ist mit weltlich gemeint. Gefangen in den sechs Sinnen, entwickelt sich unser Wissen als Teil dieser Dunkelheit. Um eine Antwort auf die Probleme der Welt zu finden, müssen wir deren Natur vollkommen erkennen und die Weisheit, die über der Dunkelheit der Welt leuchtet, verwirklichen.
Heutzutage scheint unsere Kultur im Zerfall begriffen, verloren in Gier, Haß und Verblendung. Aber die Kultur des Buddha ändert sich nie, vermindert sich nie. Sie sagt: »Belüge andere oder dich selbst nicht. Bestehle andere oder dich selbst nicht.« Die weltliche Kultur hat die Begierde als ihren leitenden Direktor und Anführer. Die Kultur des Buddha hat Mitgefühl und Dharma oder Wahrheit als Führung.
Nur so viel
Wenn du einmal genau hinschaust. sieht du, daß die Welt nur so viel ist; sie existiert genau so, wie sie ist. Von Geburt, Altern, Krankheit und Tod beherrscht, ist sie nur so viel. Groß oder klein ist nur so viel. Das Rad des Lebens und Todes ist nur so viel. Warum haften wir dann immer noch daran an, sind darin verfangen, haben uns nicht davon entfernt? Es bereitet uns einiges Vergnügen, mit den Objekten des Lebens herumzuspielen; dennoch ist auch dieses Vergnügen nur so viel.
Was immer angenehm, köstlich, aufregend, gut ist, ist nur so viel; es hat seine Begrenztheit, es ist nicht so, daß es irgend etwas Außergewöhnliches wäre. Der Buddha lehrte, daß alles nur so viel ist, von gleichem Wert. Wir sollten über diesen Punkt meditieren. Schau dir nur die Mönche aus dem Westen an, die hierher gekommen sind, um zu praktizieren. Sie haben vielerlei Vergnügen und große Annehmlichkeiten in ihrem Leben erfahren, aber es war nur so viel; der Versuch, noch mehr davon zu bekommen, machte sie erst recht verrückt. Sie wurden Weltreisende, ließen alles los – es war immer noch nur so viel. Dann kamen sie hierher in den Wald, um zu lernen, alles aufzugeben, alles Anhaften, alles Leid.
Alle bedingten Phänomene sind gleich – sie sind unbeständig, gefangen im Kreislauf von Geburt und Tod. Schau sie dir nur an; sie sind nur so viel. Alle Dinge in dieser Welt existieren auf diese Weise. Einige Leute sagen: »Selbst wenn du tugendhafte Taten vollbringst und religiös bist, wird das nichts daran ändern, daß du älter wirst.« Das mag für den Körper zutreffen, aber nicht für das Herz, die Tugend; wenn wir diesen Unterschied verstehen, haben wir eine Chance, frei zu werden.
Schau dir die Elemente unseres Körpers und Geistes an. Sie sind konditionierte Phänomene, die durch Ursachen entstanden und daher unbeständig sind. Ihr Wesen ist immer das gleiche, es kann nicht verändert werden.
Ein großer Edelmann und ein gewöhnlicher Diener sind gleich. Wenn sie alt werden, geht ihre Tatkraft zu Ende; sie können sich nicht länger aufspielen oder hinter Masken verbergen. Wenn du alt wirst, wird deine Sicht trüb, dein Gehör läßt nach, dein Körper wird schwach – du mußt dir selbst gegenübertreten.
Wir Menschen befinden uns immerzu im Kampf, im Kriegszustand, um der Tatsache zu entfliehen, daß wir nur so viel sind. Aber anstatt wirklich zu entfliehen, setzen wir die Schlacht nur weiter fort, indem wir noch mehr Leid schaffen: Krieg führen gegen das Gute, Krieg führen gegen das Schlechte, Krieg führen gegen das, was klein ist, Krieg führen gegen das, was groß ist, Krieg führen gegen das, was kurz oder lang, richtig oder falsch ist.
Der Buddha lehrte die
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