Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)

Wahrheit, aber wir sind wie Büffel – wenn man sie nicht mit allen vier Beinen fest anbindet, werden sie es nicht zulassen, daß man ihnen Arznei verabreicht. Einmal fest angebunden, können sie nichts mehr tun – jetzt kannst du weitermachen und ihnen Arznei geben, sie sind nicht mehr in der Lage, sich zu sträuben. In gleicher Weise müssen die meisten von uns bis zum Hals im Leid stecken, bevor sie loslassen und ihre Verblendung aufgeben. Solange wir uns noch herauswinden können, werden wir nicht nachgeben. Einige wenige Leute können das Dharma verstehen, wenn ein Lehrer es sie lehrt und es ihnen erklärt. Doch die meisten von uns muß das Leben den gesamten Weg bis zum Ende lehren.
    Du kannst an einem Seilende ziehen, doch wenn das andere Ende festklemmt, wird sich das Seil niemals von der Stelle bewegen. Um es freizubekommen, mußt du herausfinden, wo es festklemmt, du mußt die Quelle oder Wurzel des Problems suchen. Wir müssen unsere Praxis voll ausschöpfen, damit wir herausfinden, wie sehr wir feststecken, damit wir das Herz des Friedens entdecken. Wir müssen den Ochsenspuren von Anfang an folgen, von dem Punkt, an dem der Ochse die Umzäunung verließ. Falls wir in der Mitte der Fährte beginnen, werden wir nicht in der Lage sein, zu sagen, wessen Ochsenspuren wir folgen, und so könnten wir in die Irre geführt werden.
    Deshalb sprach der Buddha davon, daß wir als erstes unsere Ansichten korrigieren müssen. Wir müssen die wahre Wurzel des Leidens erforschen, die letztendliche Wahrheit unseres Lebens. Wenn wir sehen können, daß alle Dinge nur so viel sind, werden wir den wahren Pfad finden. Wir müssen die Realität der bedingten Phänomene erkennen, die Art und Weise, wie die Dinge sind. Nur dann können wir Frieden in der Welt haben.
Folge deinem Lehrer
    Wenn sich dein Verständnis vom Dharma entwickelt, solltest du einen Lehrer haben, der dir Anweisungen und Ratschläge gibt. Sehr oft wird das, was Konzentration des Geistes, Samadhi, genannt wird, mißverstanden; in der Meditation können Phänomene auftreten, die sonst normalerweise nicht entstehen. Wenn dies passiert, ist die Führung eines Lehrers entscheidend, besonders in den Bereichen, wo du ein falsches Verständnis hast. Oft wird er dich genau da korrigieren, wo du dachtest richtigzuliegen. Dein Denken ist vielleicht so kompliziert, daß eine Ansicht die andere verdeckt und du genarrt wirst. Respektiere deinen Lehrer, und folge den Regeln oder dem Übungssystem.
    Wenn der Lehrer dich anweist, etwas zu tun, tue es. Wenn er dich anweist, von etwas abzulassen, laß davon ab. Dies erlaubt dir, dich aufrichtig zu bemühen, und führt zu Wissen und Einsicht in deinem Geist. Wenn du tust, was ich sage, wirst du sehen und wissen.
    Wahre Lehrer sprechen nur von der schwierigen Übung, das Selbst aufzugeben oder loszulassen. Was immer auch geschieht, verlaß den Lehrer nicht. Laß ihn dich führen, denn es ist leicht, den Pfad zu vergessen.
    Leider wollen wenige, die Buddhismus studieren, wirklich üben. Ich dränge sie sicherlich immer wieder zur Übung, doch einige Leute können nur auf eine logische Weise studieren. Wenige sind willens, zu sterben und frei wiedergeboren zu werden. All die vielen anderen tun mir leid.
Vertraue deinem Herzen
    In der Übung des Dharmas gibt es viele Methoden. Wenn du ihren Zweck kennst, werden sie dich nicht in die Irre führen. Falls du jedoch ein Übender bist, der Tugend und einen gesammelten Geist nicht angemessen respektiert, wirst du keinen Erfolg haben, da du den Pfad umgehst, dem die großen Waldlehrer der Vergangenheit folgten. Laß diese grundlegenden Übungen nicht außer acht. Wenn du praktizieren möchtest, solltest du Tugend, Konzentration und Weisheit in deinem Geist festigen und nach den Drei Juwelen streben – Buddha, Dharma und Sangha. Beende alle weitere Aktivität, sei ein aufrichtiger Mensch, und mach dich dran. Obwohl dich verschiedene Dinge wieder und wieder täuschen, wirst du schließlich in der Lage sein, sie fallenzulassen, vorausgesetzt, du bist dir ihrer bewußt. Dieselbe altbekannte Person kommt und wird dieselben altbekannten Lügen erzählen. Wenn du das weißt, brauchst du ihr nicht zu glauben. Aber es dauert lange, bis du es weißt; unsere Gewohnheiten wollen uns immer täuschen.
    Als ich erst zwei oder drei Jahre geübt hatte, konnte ich mir selbst noch nicht trauen. Aber nachdem ich viele Erfahrungen gesammelt hatte, lernte ich, meinem eigenen Herzen zu vertrauen. Wenn du