Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
Wahrnehmung von Unbeständigkeit, Leiden und der Leerheit von einem Selbst, und andererseits ist sie die Brücke über diese Gewässer.
Egal, was wir vielleicht von unserer Existenz halten, es ist nicht unsere Aufgabe zu versuchen, sie in irgendeiner Weise zu ändern. Wir sollten sie einfach nur sehen und in Ruhe lassen. Wo Leid ist, gibt es auch einen Weg aus dem Leiden heraus. Als der Buddha das sah, was geboren wird, was stirbt und was Gegenstand des Leidens ist, wußte er, daß es auch etwas über Geburt und Tod hinaus geben muß, etwas, das frei von Leiden ist.
Die Methoden der Meditation sind wertvoll, damit wir Achtsamkeit entwickeln können. Das Wichtige aber ist, die Achtsamkeit zu benutzen, um die allem zugrunde liegende Wahrheit zu erkennen. Mit dieser Achtsamkeit beobachten wir die Wünsche, Vorlieben und Abneigungen, Vergnügungen und Schmerzen, die im Geist entstehen. Wir verstehen, daß sie alle unbeständig, leidvoll und leer von einem Selbst sind, und lassen so von ihnen ab. Auf diese Weise ersetzt Weisheit Unwissenheit, und Wissen ersetzt Zweifel.
Wenn du dir ein Meditationsobjekt auswählst, so mußt du selbst herausfinden, was zu deinem Charakter paßt. Worauf du deine Achtsamkeit auch immer richten magst, diese Übung wird Weisheit im Geist erzeugen. Achtsamkeit bedeutet zu wissen, was hier ist, bedeutet, wahrzunehmen, bewußt zu sein. Klares Verständnis kennt den Zusammenhang, in dem sich die Gegenwart ereignet. Wenn Achtsamkeit und klares Verständnis gemeinsam handeln, erscheint immer ihre Begleiterin, die Weisheit, um ihnen zu helfen, jede Aufgabe zu vollenden.
Beobachte den Geist, beobachte den Vorgang von Entstehen und Vergehen eines Erlebnisses. Zuerst ist die Bewegung gleichbleibend – sobald eine Sache vergeht, entsteht eine andere, und wir scheinen mehr Entstehen als Vergehen zu sehen. Mit der Zeit sehen wir klarer, verstehen, wie die Dinge so schnell entstehen, bis wir den Punkt erreichen, wo sie entstehen, vergehen und nicht wieder von neuem entstehen.
Mit Achtsamkeit kannst du den wahren Eigentümer der Dinge erkennen.
Denkst du, dies sei deine Welt, dein Körper? Die Welt gehört der Welt, der Körper gehört dem Körper. Wenn du ihm sagst, werde nicht alt, hört der Körper dann zu? Fragt dein Magen um Erlaubnis, krank zu werden? Wir mieten nur dieses Haus; warum findest du nicht heraus, wem es wirklich gehört?
Die Essenz von Vipassana: Den Geist beobachten
Beginne die Praxis, indem du aufrecht sitzt und aufmerksam bist. Du kannst auf dem Boden oder auf einem Stuhl sitzen. Zu Anfang brauchst du deine Aufmerksamkeit nicht auf zu viele Dinge zu richten. Achte einfach auf das Ein- und Ausatmen. Wenn du es hilfreich findest, kannst du auch ›Buddho‹, ›Dharmo‹ oder ›Sangho‹ als Mantra wiederholen, während du den Atem beobachtest, wie er ein- und ausgeht. Bei dieser Achtsamkeit auf den Atem darfst du nichts forcieren. Wenn du versuchst, deine Atmung zu kontrollieren, ist das nicht korrekt. Es mag dir so vorkommen, als ob der Atem zu kurz, zu lang, zu fein, zu schwer sei. Du fühlst vielleicht, daß du den Atem nicht richtig durchläßt, oder du magst dich nicht wohl fühlen. Laß es einfach geschehen, laß ihn sich selbst regeln. Schließlich wird der Atem frei hereinkommen und frei hinausgehen. Wenn du dir dieses Prozesses bewußt und darin ganz gefestigt bist, ist das korrektes Atmen.
Wirst du abgelenkt, so halte inne und konzentriere deine Aufmerksamkeit erneut. Anfangs will dein Geist, wenn du dich konzentrierst, daß dies auf eine bestimmte Art und Weise geschehen soll. Kontrolliere ihn jedoch nicht, mach dir darüber keine Sorgen. Bemerke es einfach und laß es geschehen. Mach weiter. Samadhi wird von selbst wachsen. Wenn du weiter auf diese Weise praktizierst, wird der Atem manchmal aufhören, aber habe auch hier keine Furcht. Nur deine Wahrnehmung des Atems hat aufgehört; die subtilen Faktoren machen weiter. Wie zuvor wird der Atem rechtzeitig von selbst zurückkommen.
Wenn du deinen Geist auf diese Weise ruhig werden lassen kannst, wirst du, wo immer du auch bist – auf einem Stuhl, in einem Auto, auf einem Boot – in der Lage sein, deine Aufmerksamkeit zu fixieren und sofort einen ruhigen Geisteszustand zu erreichen. Wo immer du bist, du wirst fähig sein, in Meditation zu sitzen.
Hast du diesen Punkt erreicht, so weißt du etwas über den Pfad, aber du mußt auch die Sinnesobjekte betrachten. Wende deinen stillen Geist Formen, Klängen, Gerüchen,
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