Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
daß Geräusche, Autos, Stimmen und Formen während unserer Praxis Ablenkungen sind, die kommen und uns stören, wenn wir ruhig sein wollen.
Doch wer stört wen? Tatsächlich sind wir es, die darauf aus sind, sie zu stören. Das Auto, der Klang folgen bloß ihrer eigenen Natur. Wir stören die Dinge durch eine falsche Vorstellung, nämlich der, daß sie sich außerhalb von uns befinden, und halten an dem Ideal des Ruhigseins und Ungestörtseins fest.
Lerne zu erkennen, daß es nicht die Dinge sind, die uns stören, sondern daß wir es darauf anlegen, sie zu stören. Sieh die Welt als einen Spiegel. Alles ist eine Reflexion des Geistes. Wenn du dies weißt, kannst du in jedem Augenblick wachsen, und in jedem Erlebnis entdeckst du die Wahrheit und entwickelst Verständnis.
Normalerweise ist der ungeübte Geist voll von Sorgen und Ängsten, so daß du der Stille, die durch die Meditationspraxis aufkommt, leicht anhaftest und Zustände der Ruhe fälschlicherweise für das Ende der Meditation hältst. Manchmal glaubst du sogar, du hättest der Lust, der Gier oder dem Haß ein Ende gesetzt, nur um wenig später von ihnen wieder überwältigt zu werden. Es ist in der Tat schlimmer, in der Ruhe gefangen zu sein als in der Unruhe, da du der Unruhe wenigstens entfliehen willst, wohingegen du damit zufrieden bist, in der Ruhe zu verweilen, und nicht mehr weitergehen willst.
Klammere dich nicht an außergewöhnlich glückselige, klare Geisteszustände, die aus der Praxis der Erkenntnismeditation entstehen. Auch wenn diese Ruhe einen süßen Geschmack hat, muß sie ebenfalls als unbeständig, unbefriedigend und leer angesehen werden. Die Vertiefung war für den Buddha nicht das Wesentliche der Meditation.
Praktiziere ohne den Gedanken an Vertiefung oder irgendeinen besonderen Geisteszustand. Wisse einfach, ob der Geist ruhig ist oder nicht, und falls er ruhig ist, ob er nur ein wenig oder sehr ruhig ist. Auf diese Weise wird er sich von selbst entwickeln.
Dennoch muß die Konzentration ganz gefestigt sein, damit Weisheit entstehen kann. Den Geist zu konzentrieren ist wie das Anknipsen eines Schalters; die Weisheit ist das Licht, das daraufhin angeht. Ohne den Schalter gibt es kein Licht; doch wir sollten unsere Zeit nicht damit vergeuden, mit dem Schalter herumzuspielen. In gleicher Weise kann man sich die Konzentration als leere Schale vorstellen und die Weisheit als die Nahrung, welche die Schale füllt und die Mahlzeit ausmacht.
Hafte nicht dem Objekt der Meditation an, wie zum Beispiel einem Mantra. Kenne seinen Zweck. Wenn du erfolgreich deinen Geist sammeln kannst, indem du das Mantra ›Buddho‹ benutzt, laß das Mantra los. Es ist ein Fehler zu denken, es sei Faulheit, mit der Wiederholung von ›Buddho‹ aufzuhören. Buddho bedeutet ›derjenige, der weiß‹ – wenn du mit dem eins geworden bist, der weiß, warum noch das Wort wiederholen?
Bleib dabei
Ausdauer und Mäßigung bilden das Fundament, den Beginn unserer Praxis. Um zu beginnen, folgen wir einfach der Praxis und dem Plan, folgen dem, was von uns selbst festgelegt wurde oder was für ein Retreat oder für das Klosterleben Geltung hat. Um ein Tier abzurichten, müssen wir es einsperren; in gleicher Weise müssen wir uns selbst einschränken. Einem Tier, das schwierig abzurichten ist, sollten wir wenig Nahrung geben. Hier haben wir die asketischen Übungen, die uns in bezug auf Essen, Kleidung und Unterkunft einschränken, uns zum Wesentlichen zurückführen und alle Verblendung abschneiden.
Diese Übungen sind die Grundlage für Konzentration. Gleichbleibende Achtsamkeit in allen Körperhaltungen und Aktivitäten wird den Geist ruhig und klar machen. Aber diese Ruhe ist nicht der Endpunkt der Praxis. Ruhige Zustände geben dem Geist eine vorübergehende Ruhe, so wie Essen vorübergehend den Hunger vertreibt, doch das ist nicht alles, worum es im Leben geht. Du mußt den ruhig gewordenen Geist benutzen, um die Dinge in einem neuen Licht, dem Licht der Weisheit, zu sehen. Wenn das Herz sich in dieser Weisheit gefestigt hat, hältst du nicht länger am weltlichen Maßstab von Gut und Böse fest, und äußere Bedingungen können dicht nicht mehr beherrschen. Mit Weisheit kann Mist als Dünger gebraucht werden – alle unsere Erfahrungen werden zu Quellen der Erkenntnis. Normalerweise wollen wir Lob und mögen keine Kritik, doch mit einem klaren Geist erkennen wir beides als gleichermaßen leer. So können wir von all diesen Dingen ablassen und Frieden
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