Ein stiller Waldteich: Die Erkenntnismeditation von Ajahn Chah (German Edition)
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Mach dir keine Sorgen, wie lange es dauern wird, bis sich Resultate zeigen; mach einfach weiter. Praktiziere Ausdauer. Wenn deine Beine schmerzen, sage zu dir: »Ich habe keine Beine.« Wenn dein Kopf schmerzt, denke: »Ich habe keinen Kopf.« Wenn du während einer Nachtsitzung schläfrig wirst, denke: »Es ist Tag.« Wende in den Meditationssitzungen die Achtsamkeitsübung auf den Atem an; falls du unangenehme Gefühle in der Brust hast, nimm einige lange, tiefe Atemzüge. Wenn der Geist abschweift, halte einfach den Atem an, und laß den Geist gehen, wohin er will – er wird nicht weit gehen.
Du kannst die Körperhaltung nach einem angemessenen Zeitraum ändern, sei jedoch kein Sklave deiner Unruhe oder deiner Gefühle des Unbehagens. Manchmal ist es gut, diese Schwierigkeiten einfach auszusitzen. Dir ist heiß, die Beine schmerzen, du bist nicht in der Lage, dich zu konzentrieren – sag einfach allen Problemen, sie sollen sterben. Die Gefühle werden immer stärker, intensiver und erreichen dann einen Punkt, wo sie umschlagen; danach wirst du ruhig und gelassen sein. Doch am nächsten Tag will es dein Geist nicht noch einmal tun. Sich selbst zu schulen bedarf unentwegten Bemühens. Praktizierst du über einen langen Zeitraum hinweg, wirst du lernen, wann du dich antreiben und wann du dich entspannen mußt, wirst du lernen, physische Ermüdung von Faulheit zu unterscheiden.
Mach dir keine Sorgen um die Erleuchtung. Wenn ein Baum wachsen soll, pflanzt du ihn, bewässerst ihn, düngst ihn, hältst das Ungeziefer fern, und wenn all diese Dinge richtig getan sind, wird der Baum natürlicherweise wachsen. Wie schnell er jedoch wächst, ist etwas, das du nicht beeinflussen kannst.
Zuerst sind Ausdauer und Beharrlichkeit notwendig, doch nach einiger Zeit entstehen Glaube und Gewißheit. Dann siehst du den Wert der Praxis, und du willst praktizieren; du willst geselliges Beisammensein vermeiden und allein an ruhigen Orten sein; du bist bemüht, dir zusätzliche Zeit freizuhalten, nur um zu üben und dich selbst zu erforschen.
Praktiziere einfach, indem du mit den grundlegenden Schritten beginnst – sei aufrichtig und rein, und achte auf all deine Handlungen. Der Rest folgt von selbst.
Sieben Tage bis zur Erleuchtung
Ajahn Chah beschrieb, wie der Buddha seine Mönche ermutigt hatte, indem er darlegte, daß diejenigen, die fleißig praktizierten, sicherlich in sieben Tagen erleuchtet sein würden; oder wenn nicht in sieben Tagen, dann in sieben Monaten oder in sieben Jahren. Ein junger amerikanischer Mönch hörte dies und fragte, ob das immer noch wahr sei. Ajahn Chah versprach, daß, wenn der junge Mönch sieben Tage lang durchgehend, ohne Unterbrechung achtsam wäre, er erleuchtet sein würdc.
Aufgeregt begann der junge Mönch mit seinen sieben Tagen, nur um sich zehn Minuten später in Unachtsamkeit zu verlieren. Wieder zu sich kommend, begann er seine sieben Tage erneut, nur um sich abermals in geistlosen Gedanken zu verlieren – möglicherweise darüber, was er nach seiner Erleuchtung tun würde. Immer wieder begann er seine sieben Tage, und immer wieder verlor er die Kontinuität der Achtsamkeit. Eine Woche später war er nicht erleuchtet, aber er war sich sehr deutlich seiner gewohnheitsmäßigen Phantasien und seines umherschweifenden Geistes bewußt geworden – in höchstem Maße lehrreich, um seine Praxis auf dem Pfad zum wahren Erwachen zu beginnen.
Resultate sollten nicht allzu rasch erwartet werden. Hast du Glauben und Vertrauen, wirst du auch die Entschlossenheit zum Durchhalten haben, wie eine Marktfrau, die nicht nachläßt, ihre Waren zu verkaufen: »Wer will Seife? Wer will Körbe? Bleistifte zu verkaufen!«
Rezitieren lernen
Ein wesentlicher Teil von Ajahn Chahs Unterweisung besteht darin, den Schülern zu helfen, daß zu tun, was immer die entsprechende Aufgabe ist, und dabei gleichzeitig einen ausgeglichenen Geist frei von Festhalten zu bewahren. Ein Psychiater aus dem Westen, der zum Mönch ordiniert worden war, mußte diese Lektion lernen. Er bat um Erlaubnis, für die Dauer des dreimonatigen Regenretreats in Wat Pah Pong bleiben zu dürfen, um unter einem Meister in richtiger Weise Meditation zu üben. Einige Tage darauf verkündete Ajahn Chah den versammelten Mönchen, daß das Rezitieren der Sutren von 3.30 Uhr bis 4.30 Uhr am Morgen und von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr am Abend ein obligatorischer Teil des Regenretreats sei. Dieser neu ordinierte, westliche Mönch hob seine Hand
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