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Ein Sturer Hund

Titel: Ein Sturer Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Stirn gedrückt. Und zwar mit einer Heftigkeit, die einen unschönen Flecken zeitigen würde. Was durchaus Thiels Absicht entsprach. Die Frau sollte das Metall auch wirklich spüren.
    Dann folgte der Rest. Und es würde mehr als einen unschönen Flecken geben. Ja, man kann sagen, daß die Frau starb, bevor noch die Beeinträchtigung ihrer schönen, glatten Stirn so richtig zum Tragen kam.
    Nachdem die Geschichte in allen Punkten so genau wie möglich festgehalten war – verbal und in den Köpfen –, überfiel eine gewisse Ratlosigkeit die drei Männer.
    »Man sollte vielleicht die Polizei benachrichtigen«, sagte Mortensen endlich, obwohl er genau dies bisher gescheut und damit die Unmöglichkeit der Situation erst hervorgerufen hatte.
    Dr. Thiel, der Polizist, der es ja wissen mußte, riet dringend ab. Nicht jetzt, nicht in dieser Situation.
    »Und die Presse?«
    »Es ist sinnlos«, sagte Dr. Thiel, »ohne Rosenblüt vor die Journalisten treten zu wollen. Niemand wäre bereit, uns zuzuhören. Es existieren Regeln, an die sich auch die Medien halten. Nichts gegen eine Chronik der Ereignisse, die das Kolorit einer Schauergeschichte besitzt, solange sie von einem Star erzählt wird. Oder von jemand, der über wirkliche Beweise verfügt. So ist das nun mal. Leider ist aber keiner von uns ein Star, noch haben wir Beweise. Und unsere Geschichte besitzt eindeutig den Charakter des Bizarren. Wer soll glauben, was wir da behaupten? Würden wir es wagen, so an die Öffentlichkeit zu gehen, also mit einer scheinbar wüsten Räuberpistole, aber im Grunde leeren Händen, dann wäre ein jeder von uns geliefert. Jeder auf seine Art. Und ich will mir die Art meines Geliefertseins gar nicht ausmalen. Nein, was wir brauchen … nun, ich denke, es wäre ein Vorteil, an Moira Balcon heranzukommen, solange sie noch lebt. Wenn sie noch lebt.«
    »Callenbach!« tönte Cheng. »Callenbach, das ist der Schwachpunkt. Er und Moira scheinen sich recht nahe gekommen zu sein. Ich meine, wenn man bedenkt, daß sie ihn porträtiert hat. Poträtiert, aber nicht umgebracht.«
    »Ja. Das ist bemerkenswert. Andererseits ist gewiß, daß man um diesen Mann herum eine Mauer bauen wird. Ohne die Porträtistin kommen wir nicht weiter.«
    Mortensen begann zu lamentieren: »Hätte ich mir damals bloß verkniffen, Thomas Marlock hinterherzulaufen, bloß weil der meine Bücher …«
    »Lassen wir das«, bestimmte Dr. Thiel. »Keine Klagen. Nicht um diese Zeit.«
    Jeder von ihnen war erschöpft und sehnte sich nach einer Pause. Man beschloß, die Nacht gemeinsam im Haus der Frau von Wiesensteig zu verbringen. An diesem warmen, höchstwahrscheinlich sicheren Ort.
    »Sie sollten Ihre Frau benachrichtigen«, wandte sich Cheng an Dr. Thiel.
    »Lieber nicht. Es ist besser, darauf zu verzichten. Sie ist es ohnehin gewöhnt, wenn ich ab und zu ausbleibe.«
    »Es ist immer gut, sich rechtzeitig zu arrangieren«, meinte Cheng nicht ohne Bewunderung.
    »Das ist es.«
    Die Villa verfügte über einen einzigen Schlafbereich, in dem ein breites Bett stand, das von einem mächtigen, mit schwarzem Lack überzogenen Gestell eingefaßt war. Zwei zusammengeschobene Konzertflügel von einem Bett. Riesenhaft, wenn man die Kindergestalt der Freifrau bedachte. Mortensen schlug vor, daß Cheng und Dr. Thiel darin schlafen sollten. Wie er etwas spöttisch anmerkte, sei es nur konsequent, wenn zwei gegenseitige Lebensretter wenn schon nicht unter einer Decke, so doch in einem Bett Platz finden würden.
    Es war aber allein die beträchtliche Müdigkeit, die den Detektiv und den Polizisten dazu brachte, Mortensens Vorschlag anzunehmen. Mortensen selbst wollte die Nacht in der »Kapelle« verbringen. Lauscher und April hingegen blieben, wo sie waren. Und keiner der drei Männer kam jetzt noch auf die Idee, sich um die beiden Tiere zu kümmern. So wenig wie um die eigene körperliche Hygiene. Mit ungeputzten Zähnen und einem vom Rotwein gefärbten Atem fielen sie auf ihre Schlafstätten.
    Einmal in der Nacht erwachte Cheng, oder meinte auch nur, zu erwachen. Auf jeden Fall konstatierte er die vagen Konturen einer Gestalt, die gleich neben seiner Bettseite in einem herangerückten Stuhl saß. Obwohl Cheng außerstande war, sich zu bewegen oder gar aus dem Bett zu steigen, sondern vielmehr in einer Art von Dämmerzustand verblieb, meinte er dennoch zu erkennen, daß eine Frau auf ihren übereinandergeschlagenen Beinen eine Unterlage aufgesetzt hatte und mit einem länglichen Stift

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