Ein Sturm zieht auf
Er dachte so angestrengt an die fliehenden Gefangenen und den Verlust des Geldes, für das sie standen, dass er nicht sah, was auf ihn zukam. Sein Sadain tat es und warf ihn ab, damit es fliehen konnte.
»Du elendes, wortloses.« Der Qulun-Häuptling saß in Gras und Schlamm auf dem Boden und war außer sich. Was für eine Nacht! Und dabei hatte alles so viel versprechend begonnen. Mühsam stand er wieder auf und versuchte gereizt, sich den Schlamm von der Kleidung zu reiben. Ein Blick zeigte ihn, dass er allein war. Die Außenweltler waren verschwunden, aber wie es ihnen gelungen sein sollte zu fliehen, konnte er sich nicht vorstellen. Hatte er sie lange genug aufgehalten, um sich die von dem Hutt versprochene Bezahlung zu verdienen? Das war immerhin möglich. Vielleicht würde es sich ja doch rentieren, die Jedi festgehalten zu haben. Was diese dreimal verfluchte Lorqual-Herde anging, so war sie schließlich verschwunden, zweifellos, um sich irgendwo friedlich südlich des Lagers zu sammeln, das sie gerade zu Chaos reduziert hatten. Und er stand hier im Gras und hatte einen kurzen, aber schlammigen Weg zu seinem Bett vor sich.
Nun, er hatte seinen Clan schon durch Schlimmeres geführt. Nicht umsonst hatte er den Ruf eines scharfsinnigen Anführers und mit allen Wassern gewaschenen Händlers erworben. Ein weiser Kaufmann wusste, wie man einen Verlust hinnahm, ebenso, wie er erkennen konnte, wo etwas zu holen war. Alles hing davon ab. ob sie die Außenweltler lange genug aufgehalten hatten, um den städtischen Händler zufrieden zu stellen. Er machte sich wieder auf zum Licht der wenigen intakt gebliebenen Glühstäbe im Lager. Etwas hinter ihm hustete leise.
Er machte noch einen Schritt, und es hustete wieder. Er fuhr herum und suchte hektisch mit zitternden Fingern nach seinem Blaster, dem schönen, den er bei der jährlichen Handelsmesse im fernen Piyanzi erworben hatte. Aber er fand ihn nicht.
Die Waffe musste aus dem Holster gefallen sein, als das verfluchte Sadain ihn abgeworfen hatte.
Er sank auf die Knie, ignorierte Schlamm und Regen und suchte weiter hektisch nach dem Blaster. Ou, da war er, lag im Gras, nicht weit entfernt von der Stelle, wo er gestanden hatte. Jetzt würde alles gut werden, wenn auch nicht so gut, wie es bei Sonnenuntergang ausgesehen hatte. Erleichtert griff er nach der Waffe. Als er das tat, erschienen drei eng zusammenstehende Augen direkt über ihm. Sie blitzten vor Mordgier, und sie wurden flankiert von einer weiteren Dreiheit von Augen, und noch einer, und noch einer. Er biss die Zähne zusammen und sprang zu dem Blaster. Für einen so dicken Mann war Baiuntu schnell, sehr schnell.
Aber nicht annähernd so schnell wie ein Shanh.
14
Der nächste Morgen brachte nicht nur eine Veränderung des Wetters, sondern auch der allgemeinen Laune. Der Sturm der vergangenen Nacht hatte die Ebene mit einer regensauberen Frische überzogen wie mit einer neuen Lackschicht. Die Sonne schien tröstlich auf sie herab, kleinflüglige Saatknacker zwitscherten lebhaft, während sie von Gras zu Gras flatterten, und selbst die normalerweise gleichmütigen Suubatars bewegten sich mit jugendlicher Beschwingtheit. Zweifellos hätten die Reiter diesen Morgen noch mehr genossen, wenn sie nicht schon die ganze Nacht geritten wären.
Dennoch, die frische Morgenluft war belebend. Obi-Wan stellte sich im Sattel auf und hielt vollendet das Gleichgewicht, während sein Reittier unter ihm weiterrannte, und ging eine Reihe von Dehnungsübungen durch. Die beiden Padawans beobachteten diese Demonstration bewundernd. Anakin wusste, wenn er so etwas versuchte, würde er sich innerhalb von Minuten im Gras wiederfinden. Was Obi-Wan tat, verlangte vollkommene Koordination, großes Vertrauen zu seinen eigenen Fähigkeiten und Nerven aus Stahl. Aber sein Lehrer war auch bekannt dafür, wie gut er die neuromuskulären Details des Körpers meisterte.
Luminara, die dicht neben dem anderen Jedi-Ritter ritt, warf ihm hin und wieder einen Blick zu. Sie hätte das Gleiche tun können, zog es aber vor, sich auszuruhen. Nach kurzer Zeit wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der vor ihnen liegenden Prärie zu. Sie würde ihren Führern eine oder zwei Fragen stellen müssen. Also trieb sie ihr Suubatar leicht an und gesellte sich zu ihnen.
Damit war Obi-Wan allein, um das sanft wogende Grasland vor ihnen zu betrachten. Wie immer auf einem neuen Planeten gab es viel zu erforschen: Geologie und Klima ebenso wie die nähere Flora
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