Ein Sturm zieht auf
Schönes sein konnte, wäre ihm von allein nie aufgegangen. Aber in Barriss' Händen wurde das Lichtschwert von einer tödlichen Waffe zu einem Gegenstand von strahlendem Glanz.
Sie drehte sich nun noch schneller und sprang weiter zwischen den vier Windrichtungen hin und her, und das Leuchten der spektralen Energie machte den Augen vor, dass über ihrem Kopf ein durchgehender Kreis von Licht schwebte. Sie fing an, das Lichtschwert zu schwingen, schuf eine schwebende Scheibe erst rechts von sich, dann links. Sie sprang von Süden nach Norden, zog die Knie an die Brust und zog die Klinge und den Lichtstrahl unter ihren Füßen durch, was bei ihren Zuschauern zu lautem Keuchen der Bewunderung und Überraschung führte. Mehrmals wiederholte sie diesen gefährlichen Sprung. Anakin, der sie ebenso gebannt beobachtete wie die Yiwa, wusste, wenn sie die Höhe oder den Schwung falsch einschätzte, würde sie sich leicht die Füße abschneiden können. Eine größere Fehlkalkulation konnte zum Verlust eines Armes, eines Beines oder gar des Kopfs führen.
Dass dieser Tanz potentiell tödlich war, erhöhte die Spannung und die Brillanz der Vorstellung gewaltig. Barriss kam zum Ende, indem sie direkt auf Mazong zusprang und einen doppelten Salto vollführte, wobei sie das Lichtschwert unter sich wirbeln ließ und keine Armeslänge vor ihm auf den Knien landete. Man musste es dem Yiwa lassen, er zuckte kein bisschen zusammen. Aber er hatte den Blick auf das herum wirbelnde Lichtschwert konzentriert.
Die Besucher erfuhren noch mehr über die Alwari, als der versammelte Clan seine Anerkennung nicht nur durch Zischen und Pfeifen, sondern auch durch massenhaftes Knacken der Gelenke ihrer biegsamen, langen Finger kundtat. Ein Knacken nach dem anderen erklang. Was Mazong anging, so besprach er sich leise mit seinen Beraterinnen.
Schwer atmend, das Lichtschwert deaktiviert und wieder am Gürtel, setzte sich Barriss erneut neben ihre Begleiter. Luminara beugte sich zu ihrer Padawan.
»Eine gute Vorstellung, Barriss! Aber dieser letzte Sprung war wirklich gefährlich. Es würde mich sehr unglücklich machen, wenn ich dich in mehr als einem Stück wieder nach Cuipernam bringen müsste.«
»Ich habe es schon öfter geübt, Meisterin.« Die Padawan war sehr zufrieden mit sich. »Ich weiß, es ist gefährlich, aber wir wollen einen so guten Eindruck wie möglich machen, damit diese Leute uns helfen.«
»Einen Arm abzuschneiden, würde sie sicher beeindrucken.« Als Luminara die bedrückte Reaktion der jüngeren Frau bemerkte, streckte sie den Arm aus und zog sie an sich. »Ich wollte nicht übermäßig kritisch sein. Du hast es gut gemacht. Ich bin stolz auf dich.«
»Ich ebenfalls.« Obi-Wan schaute nach rechts, zu dem nachdenklichen jungen Mann, der neben ihm saß. »Du bist dran, Anakin.«
Das riss Anakin aus seinen Überlegungen. »Ich? Aber Meister Obi-Wan, ich kann nichts, das sich vergleichen ließe.
Dazu wurde ich nicht ausgebildet. Ich bin ein Kämpfer, kein Künstler. Nichts, was ich tun könnte, käme Barriss" Vorstellung auch nur nahe.«
»Das muss es auch nicht.« Obi-Wan hatte Geduld mit seinem Padawan. »Aber der Häuptling hat deutlich gemacht, dass er feststellen will, ob wir Seelen haben. Das schließt dich ein, Anakin.«
Der jüngere Mann kaute auf seiner Unterlippe. »Ich glaube nicht, dass eine eidesstattliche Erklärung darüber, dass ich eine habe, genügen würde.«
»Nein, das denke ich auch nicht«, erwiderte Obi-Wan trocken. »Geh, Anakin, und zeige ihnen deine Seele. Ich weiß, dass du eine hast. Die Macht fließt über vor Schönheit. Bediene dich ihrer.«
Mit großem Widerstreben erhob sich Anakin aus dem Schneidersitz. Er war sich der vielen Blicke bewusst, humanoiden und ansionianischen, die auf ihm ruhten, als er langsam zur Mitte der sandbedeckten Stelle ging. Was konnte er tun, um diese Leute von seinem inneren Wesen zu überzeugen, um ihnen zu zeigen, dass er ebenso ein fühlendes Wesen war wie die die Schwerkraft negierende Barriss? Er musste irgendetwas tun. Sein Meister hatte darauf bestanden.
Er wollte nicht hier sein, in diesem Lichtkreis mitten im Nichts auf einer Hinterwäldlerwelt. Er wollte wieder auf Coruscant sein, oder zu Hause, oder.
Eine Erinnerung, die sich über alle anderen hinwegsetzte, löste etwas in ihm. Etwas aus seiner Kindheit. Es war schlicht: ein Lied, langsam, traurig und melancholisch, aber voller Zuneigung für die Person, die zuhörte. Seine Mutter hatte es ihm
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