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Ein Sturm zieht auf

Ein Sturm zieht auf

Titel: Ein Sturm zieht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einige in der Menge sich zu entfernen. Aber als Obi-Wan weiterdeklamierte und sich seine Stimme stark und fließend entfaltete, in einem Ton, der irgendwie ebenso verlockend wie gleichmäßig war, kehrten sie zurück, setzten sich wieder hin und sahen hin und lauschten, denn die Stimme des Jedi allein war so faszinierend wie die mächtigste hypnotische Droge.
    Obi-Wan spann eine Geschichte, die wie alle großen Geschichten ganz einfach und alles andere als viel versprechend begann. Aber je mehr Einzelheiten deutlich wurden, je tiefer die Wahrheiten wurden, die man durch die Linse des Abenteuers erblicken konnte, desto unmöglicher wurde es zu gehen. Sosehr sie es auch versuchten, weder junge noch alte Yiwa konnten sich von der Geschichte losreißen, die der Jedi erzählte.
    Es gab selbstverständlich einen Helden und eine Heldin, und wenn beide präsent sind, entsteht unvermeidlich eine ergreifende und wahre Liebesgeschichte. Aber es ging auch um wichtigere Dinge als die Gefühle der beiden Liebenden. Das Schicksal von Millionen hing in der Schwebe, ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Kinder war abhängig davon, ob sie die richtigen Entscheidungen treffen und für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen würden. Es gab Opfer und Krieg, Verrat und Erleuchtung, Gier und Rache, und am Ende, als das Schicksal der beiden Liebenden nur noch an einem seidenen Faden zu hängen schien, Erlösung. Darüber hinaus konnte der demütige Geschichtenerzähler nichts sagen - ein Geständnis, das zu frustrierten Rufen aus dem Publikum führte.
    Mit einem kleinen Lächeln fragte Obi-Wan, ob sie denn wirklich hören wollte, wie es ausging. Der darauf folgende Chor von Zustimmung weckte die Hallte der Tiere auf den Koppeln. Selbst Mazong, hatte Anakin bemerkt, war fasziniert und wollte das Ende der Geschichte erfahren.
    Obi-Wan hob die Hände und verlangte und erhielt eine so vollkommene Stille, dass man sogar hören konnte, wie die kleinen pelzigen Kratzer am anderen Ende des Sees ihre Bäuche an den Steinen rieben. Mit bewusst leiser Stimme fing der Jedi wieder an zu sprechen, und er wurde auch nicht lauter, aber schneller und schneller, bis seine Zuhörer sich angestrengt vorbeugten, damit ihnen kein einziges Wort entging, und drohten, alle auf den Sand zu fallen.
    Als er zur letzten überraschenden Wendung kam, gab es Freudenschreie und viel anerkennendes Gelächter von den Zuschauern, gefolgt von intensiven Gesprächen über die Geschichte, die sie gerade gehört hatten. Obi-Wan ignorierte das alles, kehrte leise auf seinen Platz zurück und setzte sich wieder hin. Die Yiwa waren so überwältigt, dass sie vergaßen zu pfeifen, zu zischen oder zu knacken. Aber das war egal. Applaus war nicht notwendig. Obi-Wans Saga hatte sich über die Notwendigkeit schlichter Anerkennung hinaus ins Reich vollkommener Billigung bewegt.
    »Ihr habt alle vollkommen bezaubert, Meister.« Anakin wusste kaum, was er sagen sollte. »Auch mich.«
    Der Jedi hob vor seinen Füßen ein wenig Sand auf und zuckte entwaffnend die Schultern. »Das ist die Macht einer guten Geschichte, mein junger Padawan.«
    Anakin bedachte diese Worte genau, wie er es inzwischen gelernt hatte, mit allen Äußerungen seines Lehrers zu tun. »Alle waren die ganze Zeit höchst aufmerksam. Es war einfach spannend. Ich habe das glückliche Ende keinen Moment kommen sehen und hatte es nicht erwartet. Enden all Eure Geschichten so gut?«
    Obi-Wan schnippte ein paar Sandkörner beiseite und blickte scharf genug zu ihm auf, dass sein Schüler unerwartet zusammenzuckte. »Das wird nur die Zeit sagen können, Anakin Skywalker. Beim Geschichtenerzählen ist nichts vorgegeben, das Erstaunliche wird alltäglich, und man lernt, das Unerwartete zu erwarten. Aber wenn die Zuhörer Verständnis und Wohlwollen ausstrahlen, dann kommt es für gewöhnlich zu einem guten Ende.«
    Der Padawan verzog unsicher das Gesicht. »Ich sprach vom Geschichtenerzählen, Meister. Nicht von der Wirklichkeit.«
    »Das eine ist nur eine Spiegelung des anderen, und manchmal ist es schwer zu sagen, was Original und was Spiegelbild ist. Man kann aus Geschichten vieles lernen, das uns die Historien nicht lehren.« Obi-Wan lächelte. »Es ist wie Kuchenbacken. Man muss die richtigen Zutaten wählen, bevor das Backen auch nur beginnt.« Bevor Anakin noch etwas sagen konnte, wandte sich Obi-Wan wieder der Versammlung zu. »Wenn du willst, reden wir später darüber. Im Augenblick müssen wir höflich sein und unserer

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