Ein sueßer Kuss als Antwort
behaupten, seine Frau sei gegangen, weil sie es mit ihm nicht mehr ausgehalten hat. Mit seinen Launen und Stimmungsschwankungen. Und dass er ihr sogar verwehrt, ihre eigenen Kinder zu sehen.“
„Und? Ist an diesen Gerüchten etwas dran?“
„Wer weiß das schon bei Gerüchten?“ William zuckte die Schultern. „Sicher ist, dass seine Frau seitdem ihre Kinder nicht mehr besucht hat. Lucas Stainton wird nachgesagt, dass er sehr eigenwillig und egozentrisch ist. Du selbst hast ihn ja als einen kalten und unnahbaren Menschen geschildert. Außerdem soll er ein sehr strenger Dienstherr sein, der die höchsten Leistungen von seinen Angestellten erwartet. Disziplin und Zuverlässigkeit sind bei ihm oberstes Gebot.“
Eve schwieg nachdenklich. Dann sagte sie: „Ich gebe zu, er ist ein ziemlich schwieriger Mensch, doch ich kann ihn auch irgendwie verstehen. Seine Situation ist schließlich äußerst unerfreulich. Aber meint ihr, es ist wirklich wahr, dass er seiner früheren Frau den Kontakt mit den Kindern verwehrt?“
„Genau weiß ich es nicht“, sagte Beth. Sie griff nach Eves Hand. „Ich weiß nur, dass ich keine ruhige Minute mehr haben werde, wenn du tatsächlich mit diesem Mann unter einem Dach leben solltest.“
„Beth, bitte! Ich habe dir doch bereits versichert, dass du dir keine Sorgen um mich zu machen brauchst.“ Eve wandte sich an William. „Weißt du, ob er sein Haus schon verkauft hat?“
„Ich glaube nicht. Aber ich habe keine Zweifel, dass sich ein Käufer finden wird. Schließlich ist es sehr luxuriös und liegt in einer bevorzugten Gegend.“
„Und stimmt es, dass er verkaufen muss, um die Spielschulden seines Bruders zu begleichen?“
William nickte. „Leider ja. Stephen Stainton frönte einer Vielzahl teurer Laster – nicht zuletzt der Spielsucht. Einmal hat er auf einen Schlag die astronomische Summe von einhunderttausend Pfund verloren. Gottlob war sein Bruder damals sehr reich und konnte die Schulden begleichen. Lucas Stainton ist in geschäftlichen Dingen brillant. Aber diese Summe brachte ihn an den Rand des Ruins.“
„Ich finde es sehr nobel von ihm, sich für seinen Bruder einzusetzen, William.“ Ein Anflug von Bewunderung schwang in Eves Stimme mit. „Ich meine, welcher Mann hätte schon solche Größe bewiesen, die Schulden des Liebhabers seiner Frau zu begleichen? Angesichts dessen, was du mir erzählst, muss ich meine Meinung über Lord Stainton um einiges revidieren. Unter seiner rauen Schale scheint sich tatsächlich ein weiches Herz zu verbergen. Allerdings verbirgt er das wirklich gut. Als er mich bei Lady Ellesmeres Soiree beschuldigte, betrunken zu sein, habe ich fast selbst daran geglaubt. Zumindest bis mir, gottlob, Beths Kopfschmerzpulver wieder einfiel. Meine Güte, war das eine peinliche Situation!“
„Lucas Stainton kann sehr … überzeugend wirken … auf die Damenwelt“, sagte William scherzend. „Anwesende selbstverständlich ausgenommen, nicht wahr?“
„Das hast du diplomatisch formuliert, William.“ Eve lachte. „Ganz der Politiker. Ich gebe zu, auch ich kann ihm eine gewisse Anziehungskraft nicht absprechen. Aber sag, wie ist deine persönliche Meinung von Lord Stainton?“
„Ich schätze ihn sehr – und ich habe großen Respekt vor ihm. Doch mach dir bitte nichts vor, Eve. Bei allem, was dieser Mann tut, richtet er sich einzig und allein nach seinen eigenen Regeln. Er lässt sich von niemandem beeinflussen – am allerwenigsten von einer Frau.“
„Da siehst du es, Beth“, sagte Eve schmunzelnd. „Sogar William, der einer der vernünftigsten Menschen ist, die ich kenne, hält große Stücke auf Lord Stainton.“
„Was dein Urteil über meinen lieben Gatten betrifft, stimme ich dir ganz und gar zu.“ Beth nickte. „Allerdings muss ich auch Williams Behauptung beipflichten, dass Lord Stainton einer der begehrtesten und attraktivsten Männer der Gesellschaft ist. Daran gibt es keinen Zweifel. Wo immer er auftaucht, liegen ihm die Frauen zu Füßen, trotz seines Zynismus … oder vielleicht gerade deshalb. Man kann ihm allerdings nicht ganz absprechen, dass er allen Grund hat, zynisch zu sein, bei dem, was er hinter sich hat. Aber meine Liebe, ich warne dich, er hat eine geradezu unheilvolle Wirkung auf das Herz einer Frau.“
„Und wie reagiert Lord Stainton auf die Bewunderung der holden Weiblichkeit? Gibt es keine, die sein kaltes Herz zum Schmelzen gebracht hat?“
Beth hob die Schultern. „Davon ist mir nichts zu Ohren
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