Ein sueßer Kuss als Antwort
auf eine Erklärung wartete. Sie nickte. „Zum einen betrachte ich die Aufgabe, sich um Kinder zu kümmern, als sehr erfüllend“, begann sie. „Zum andern stimmt es zwar, dass mein Vater ein reicher Mann war und ich ein großes Vermögen erben werde. Unglücklicherweise sind jedoch einige rechtliche Aspekte zu klären, bevor ich Zugriff auf das Geld haben werde. Im Augenblick befinde ich mich in … etwas widrigen Umständen. Und ich habe eine Tochter. Sie sehen, mir bleibt nichts anderes übrig, als mich nach einer Anstellung umzusehen.“
Lucas blickte sie schweigend an. „Eine zeitweilige Anstellung, wenn ich Sie richtig verstehe“, sagte er dann. „Aber, Mrs. Brody, daran bin ich nicht interessiert. Ich brauche jemanden, der nicht nur kurzfristig für meine Töchter da ist.“
Eve zögerte. „Ich gebe zu, es wäre wirklich nur für eine begrenzte Dauer. Doch das lässt sich bei niemandem ausschließen, den Sie einstellen, Lord Stainton. Und ich kann Ihnen hier und jetzt zusichern, dass ich nicht gehen würde, bevor Sie jemand anderen gefunden hätten. Ich weiß, mein Angebot kommt überraschend. Warum denken Sie nicht einfach in Ruhe darüber nach?“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig. Ich habe mich entschieden. Und die Antwort lautet nein!“
Eve sah ihn fest an. „Ich verstehe. Und Sie wollen es sich nicht noch einmal überlegen?“
„Kommt nicht infrage!“ Mit kaum verhohlener Ungeduld stieß er sich von der Tischkante ab und kam auf Eve zu. „In meinem Haus ist kein Platz für eine Frau, die sich derart impertinent in das Leben anderer Menschen einmischt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie damit vielleicht anrichtet. Noch dazu bei zwei kleinen Kindern … Ich betrachte unser Gespräch hiermit als beendet und halte es für das Beste, wenn Sie umgehend mein Haus verlassen.“
Kämpferisch baute Eve sich vor ihm auf. „Lord Stainton, ich muss mich doch sehr wundern. Sie haben mich völlig missverstanden. Nichts liegt mir ferner, als Ihren Töchtern zu schaden. Ich habe Ihnen lediglich angeboten, für sie zu sorgen, und Sie reagieren, als hätte ich Morddrohungen ausgestoßen.“
„Sie nicht, aber ich werde gleich welche ausstoßen, wenn Sie sich nicht sofort entfernen!“ Als Lucas sah, wie sich ihre Augen vor Zorn verdunkelten, goss er absichtlich noch Öl ins Feuer. „Ich kann mir vorstellen, dass man so etwas wie Etikette bei Ihnen in Amerika nicht kennt, aber ich versichere Ihnen, hier in England wird großer Wert darauf gelegt. Das sollten Sie bedenken, bevor Sie womöglich an anderer Stelle Ihre Dienste anbieten. Sie könnten sich sonst jede Menge Ärger einhandeln.“
„Was erlauben Sie sich, mich so zu beleidigen!“ Eves Augen sprühten förmlich Funken vor Zorn. „Entgegen Ihrer Vorurteile sind wir in Amerika keine Wilden. Wie sonst hätten wir es – Gott sei Dank, muss ich sagen – geschafft, uns die Unabhängigkeit von England zu erkämpfen?“
Erbost funkelte sie ihn an. Sein Ausbruch hatte ihr beinahe die Sprache verschlagen, doch nun ging ihr Temperament mit ihr durch. Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige.
Mit eiskalter Wut in den Augen starrte er sie an. „Tun Sie das nie wieder, Mrs. Brody!“, sagte er schließlich gefährlich leise. „Glauben Sie mir, Sie würden es bereuen. Und nun …“ Mit ausgestreckter Hand wies er zur Tür.
„Gut.“ Eve reckte das Kinn. „Ich werde gehen. Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe.“ Wie konnte es geschehen, dass wir so aneinander vorbeigeredet haben? dachte sie. Mühsam beherrscht, nahm sie eine Visitenkarte aus ihrem Retikül und legte sie auf den Schreibtisch. Sie hatte nicht vor, sich so leicht geschlagen zu geben. „Wenn Sie sich beruhigt haben, sehen Sie die Dinge vielleicht anders. Sie wissen, wo Sie mich erreichen können.“
Dann rauschte sie hoch erhobenen Hauptes hinaus, aber tief in ihrem Innern befürchtete sie, dass Lord Staintons Entscheidung gefallen war.
„Und, was hat er gesagt?“ Beth hatte schon ungeduldig auf Eves Rückkehr gewartet.
„Ich glaube, er hält mich für verrückt. Er hat mein Angebot entschieden abgelehnt.“ Eve folgte ihrer Freundin in den Salon. „Und er hat mich zutiefst beleidigt. Dieser Mann ist einfach unmöglich! Impertinent und arrogant.“
„Und wie hast du reagiert?“ Beth nahm auf der Chaiselongue Platz.
Eve zögerte. „Ich habe ihn geohrfeigt.“
„Du hast was ?“ Beth starrte sie schockiert an.
„Er hatte es mehr als
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