Ein sueßer Kuss als Antwort
nicht gedacht!“, gestand Eve. „Gut, dass Sie mich daran erinnern. Und – was schlagen Sie vor?“
Lucas überlegte. „Ich bin in der kommenden Woche zu Lord Gradwells Ball eingeladen“, sagte er nach einem Moment. „Wir werden gemeinsam hingehen.“
Eve musste lächeln. „Ich hätte nicht gedacht, dass es Ihnen wichtig ist, was die Leute denken.“
„Darum geht es auch gar nicht“, widersprach er. „Nichts kümmert mich weniger. Aber die kurze Zeit, die wir uns kennen, hat mich gelehrt, wie wichtig Ihnen Etikette ist. Und deshalb sollten wir auch gemeinsam bei öffentlichen Anlässen auftreten. Die Anzeige unserer Verlobung wird am Tag des Balls in der Zeitung erscheinen. Dann weiß jeder Bescheid, und den Formalitäten ist Genüge getan.“
„Wie wird man darauf reagieren, dass Sie die Kinderfrau Ihrer Töchter heiraten?“, scherzte Eve. „Befürchten Sie keinen Sturm des Protestes seitens Ihrer Freunde, die dies für unschicklich und nicht standesgemäß erachten?“
Lucas machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. „Sobald sie von Ihrem Erbe erfahren, wird sich die Entrüstung sicher umgehend legen.“
„Ich nehme an, dass es schon einige Verwirrung gestiftet hat, als ich anfing, für Sie zu arbeiten“, sagte Eve nachdenklich. „Sicher fand man es unziemlich. Mein Gott, wie werden die Leute geredet haben. Angesichts dessen fände ich es angemessener, die Hochzeit nicht an die große Glocke zu hängen … Was meinen Sie?“
„Keine Sorge“, erwidert er. „Nach dem Ball, bei dem die Leute reichlich Gelegenheit haben dürften, Spekulationen anzustellen und ihre Neugierde zu befriedigen, werden wir einen Termin festlegen. Wenn die Trauung vorüber ist, reisen wir sofort ab nach Laurel Court. Sind Sie damit einverstanden?“
Eve nickte. „Mehr als einverstanden.“ Allein bei der Erwähnung von Laurel Court fingen ihre Augen an zu strahlen.
„Das habe ich mir, offen gestanden, gedacht“, sagte Lucas darauf. „Wenn Sie also keine Einwände haben, werde ich die notwendigen Formalitäten umgehend in die Wege leiten.“
„Ja, tun Sie das.“ Eve überlegte. „Ich hielte es für angebracht, bis zu unserer Eheschließung mit Estelle wieder zu den Seagroves zu ziehen“, fuhr sie nach einem Moment fort. „Das bedeutet, wir brauchen jemanden für die Kinder. Ich würde vorschlagen, Sarah Lacy zu fragen.“
„Sarah? Befindet sie sich denn nicht schon wieder in Diensten?“
„Meines Wissens nicht. Mrs. Coombs hat einen Brief von ihr erhalten, in dem von der Heirat die Rede war, aber nicht von einer neuen Anstellung. Ich bin mir sicher, sie würde zurückkommen.“
„Und ihr Mann?“, fragte Lucas.
„Wie wäre es, wenn Sie ihn einstellten?“, schlug Eve vor. „Im Moment betreut er die Pferde auf einem großen Anwesen in Surrey. Ich erinnere mich jedoch, dass Sarah erwähnte, er sei nicht sehr glücklich dort. Und Sie brauchen doch jemanden für die Stallungen. Natürlich müssten Sie ihm ein entsprechendes Angebot machen.“
„Das ist mir klar.“ Lucas nickte. „Aber wie Sie wissen, benötige ich im Moment keinen Pferdeknecht … ganz zu schweigen davon, dass ich ihn mir auch nicht leisten kann.“
„Jetzt nicht“, räumte Eve ein. „Doch sobald wir verheiratet sind. Lucas … bedenken Sie, wie sich Sophie und Abigail freuen würden, wenn sie Sarah wiederbekämen! Sie hat eine so innige Beziehung zu den Kindern … Wären Sie einverstanden, wenn ich ihr schreibe?“
Lucas nickte zustimmend, und Eve seufzte erleichtert auf. Die Ehe mit Lord Stainton brachte zahlreiche Verpflichtungen mit sich, denen sie hoffentlich gewachsen sein würde. Sie beschloss jedoch, Lucas nie ihre Ängste zu zeigen. Sie wollte ihr Bestes geben, um sich seiner würdig zu erweisen und seinen Kindern eine gute Mutter zu sein.
Zögernd ging sie einen Schritt auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Lucas“, begann sie, „sollten wir uns nicht etwas besser kennenlernen? Ich weiß fast nichts über Ihre Familie, und selbst wenn dies ein heikles Thema ist, wünschte ich mir doch, Sie vertrauten mir.“
Lucas bemerkte, wie erwartungsvoll sie ihn ansah und spürte, wie etwas in ihm nachgab. Als ob die Fassade, hinter der er sich verschanzte, einen schmalen Riss bekommen hätte.
„Warum schauen Sie mich so an?“
„Weil mein Gewissen sich meldet“, erwiderte er freimütig, „und ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.“
„Das glaube ich gerne … Das werden Sie bislang nicht oft
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