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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Hamacher wollte ihn unbedingt zu Frau Scherer schicken, um Helga Kuhns Aufenthalt in Köln bestätigen zu lassen. Er rief Uli in meiner Wohnung an.
    «Was machst du da die ganze Zeit? Lässt du dir auch ein Märchen erzählen?» Nein, Uli saß nur da und langweilte sich. Hamacher brachte ihn auf den Weg nach Köln-Klettenberg und rastete dabei erneut aus.
    «Was heißt, ich hab kein Auto? Bin ich neuerdings nur noch von Gehirnamputierten umgeben? Ruf dir ein Taxi, komm her und hol dir eins!» Er knallte den Hörer auf die Gabel und fauchte mich an:
    «Wo treibt die sich rum?» Woher sollte ich das wissen? Vielleicht saß sie wieder im Cranachwäldchen bei Stromkilometer . Daran dachte ich nicht, sah sie im Geist in einem Flieger. Und Gerswein neben ihr. Was bedeutete es denn, dass ihr Gepäck noch in meinem Schlafzimmer stand und sie ihr Vermögen nicht mit auf Reisen genommen hatte? In der Karibik wäre sie mit ihren Jeans sowieso nicht passend gekleidet gewesen. Und Gerswein zeigte sich bestimmt spendabel. Niemand von uns wusste, was sie mit ihm vereinbart hatte in der Nacht zum Samstag. Eine ganze Nacht mit ihm allein in meiner Wohnung! In meinem Bett! Um mit ihr über einen Trip in die Karibik zu plaudern! Tagsüber tauchen und die herrliche Unterwasserwelt bewundern. Nachts die fremden Sterne anschauen und sich von ihr bestätigen lassen, dass er kleine Mädchen immer noch um den Finger wickeln konnte! Das Wochenende, die Beteuerungen ihrer Liebe zu mir, ihre Unersättlichkeit, es war der Abschied gewesen, ich wusste es, fühlte es und glaubte, daran zu sterben. Hamacher beruhigte sich erneut, las wohl von meiner Miene ab, was ich befürchtete, und versuchte zu trösten.
    «Jetzt mach dir mal keine Sorgen, Michael. So schnell kann Gerswein nicht mit ihr auf Reisen gehen. Seine Billa hat gerade ein paar Wochen auf einer Schönheitsfarm verbracht und gibt am nächsten Wochenende eine Party, damit auch alle sehen, dass es sich gelohnt hat. Da kann er sich nicht drücken, sonst setzt sie ihm den Koffer vor die Tür. Das riskiert er nicht. Du glaubst doch nicht etwa, dass er es ernst meint mit der Kleinen? Der erzählt immer denselben Schmus.» Es war das erste Mal, dass ich ihn so respektlos reden hörte. Und es klang, als kenne er auch Gersweins Frau persönlich. Seine Billa. Und mein Löffel Honig. Aber so sicher, wie Hamacher sich gab, war er nicht. Nur ein paar Sekunden später wählte er Gersweins Geheimnummer. Da ging keiner ran. Beim zweiten Versuch im Vorzimmer hieß es, der Herr Ministerialrat befände sich derzeit in Urlaub. Daraufhin wurde auch noch Philipp Assmann zugezogen und mit entsprechender Ausrüstung zu Gersweins Liebesnest geschickt.
    «Wahrscheinlich sind sie da», meinte Hamacher und wollte von mir wissen, ob Candy die Weltkugel um den Hals trüge. Ich zuckte nur mit den Achseln, und er sagte noch etwas. Ich verstand ihn nicht richtig. Er klang nach Ungläubigkeit und ging wohl darum, wie er mich bisher eingeschätzt hatte. Der Einzelgänger, der ewige Junggeselle, der im Privatleben keine Probleme wollte und die holde Weiblichkeit deshalb lieber auf Distanz hielt. Und dann kam so ein Kätzchen mit Krallen und scharfen Zähnen. Ich dachte an die kurzen, rundgefeilten Fingernägel, an ihre festen, warmen Kinderhände und die kleinen, weißen Zähne. An ihre Naivität und das Gespinst aus Lügen, das sie um sich herum ausgebreitet hatte wie ein Kätzchen, das mit der Garnrolle spielte und sich dann in den Fäden verhedderte. Nicht nur sich selbst, andere gleich mit. Mami und diese entsetzliche Leidensgeschichte. Die großen, runden Augen, das Wiegen des Oberkörpers, die ganze Verzweiflung. Das konnte doch nicht alles nur Schauspielerei gewesen sein.
    «Du glaubst nicht, was die alles spielen können, wenn sie was Bestimmtes erreichen wollen», sagte Hamacher. Ich wusste, dass er Recht hatte. Aber genau genommen irrte er sich gewaltig. Er hatte keine Ahnung, wie das war, wenn ein Löffel Honig sich in ein Zugabteil quetschte, mit einem Rucksack voller Konserven, einer antiquierten Reisetasche quer vor den Knien, einem Vermögen um die Taille und einem Herzen, das sie dem Erstbesten vor die Füße legte. Nein, nicht dem Erstbesten, mir! Wir saßen den ganzen Tag in Hamachers Büro. Der Gedanke, einen zweiten Bericht an Gerswein zu schicken und seinen Stammkunden über sämtliche Erkenntnisse zu informieren, kam Hamacher nicht. Aber so ein Bericht per Post an die Adresse mit Rheinblick geschickt,

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