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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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nur meine Hilfsbereitschaft nicht über Gebühr strapazieren. Also versuchte ich ihr begreiflich zu machen, dass ich es gerne tat, vielleicht sogar mit ein wenig Eigennutz, um mir ihre Gesellschaft noch ein Weilchen zu erhalten. Und wenn ich den halben Tag vor irgendwelchen Haustüren warten müsste, kein Problem. Ich könnte mir die Zeit mit den Papierbergen vertreiben, die Frau Grubert mir aufs Auge drücken wollte. Ob ich mich damit im Auto beschäftigte oder auf der Couch, machte keinen Unterschied. Sollte Candy bei der ersten Adresse kein Übernachtungsangebot gemacht werden, könnte ich sie weiter zur zweiten fahren, auch noch zur dritten oder vierten. Ich würde anschließend jedenfalls wissen, wo sie in den nächsten Tagen zu finden wäre. Vielleicht konnte sie sich mal für eine Stunde loseisen. Schließlich erkannte auch sie die Vorzüge meines Angebots, gab nach und räumte den Tisch ab. Tassen und Teller spülte sie nur kurz unter fließendem Wasser, ging ins Wohnzimmer und meinte dabei:
    «Dann kann ich meine Sachen ja noch hier lassen. Es macht vielleicht auch keinen guten Eindruck, wenn ich gleich mit Gepäck vor einer Tür stehe.»
    «Eben», sagte ich, während sie die Wohnzimmertür schloss, um sich umzuziehen. Sie brauchte nicht einmal zwei Minuten, um das Nachthemd gegen Jeans und T-Shirt zu tauschen, fuhr wohl auch einmal mit gespreizten Fingern durchs Haar und war damit schon fertig. Ich brauchte etwas länger, weil ich mich beeilen wollte und in der Eile übersah, dass die Schachtel mit der Munition nicht richtig geschlossen war, als ich sie zusammen mit den beiden Pistolen in einen Aktenkoffer tun wollte. So lag ich noch minutenlang auf den Knien und sammelte -mm-Geschosse vom Teppichboden im Schlafzimmer – bis ich meinte, alle beisammen zu haben. Ob das tatsächlich so war, konnte ich nicht feststellen, weil die Schachtel nicht ganz voll gewesen war und ich nicht nachgezählt hatte, als ich sie in Empfang nahm.

3. Kapitel
    Um halb neun verließen wir die Wohnung. Auf dem Parkplatz hörte ich ein entzücktes
    «Wow» beim Anblick meines Männerstolzes. Candy erkundigte sich nach technischen Details wie ein Kaufinteressent. Der Kofferraum schien ihr ein bisschen zu klein. Ich versicherte ihr, für meine Bedürfnisse reiche er völlig. Sie fragte weiter:
    «Was bringt er Spitze? Wie viel schluckt er denn so auf hundert Kilometer?» Nachdem auch diese Fragen beantwortet waren und sie mit sehnsüchtigem Blick erklärt hatte, eigentlich habe sie ja etwas gegen den Individualverkehr, aber so ein toller Schlitten sei nicht zu verachten, plapperte sie wieder munter drauflos wie im Zug. Sie erzählte von Dad, der nicht gut Auto fahren konnte. Dafür war er wohl zu selten an Land gewesen. Zweimal hatte er sie mitgenommen aufs Forschungsschiff! Es lag einige Jahre zurück, zu der Zeit hatten sie noch in den Staaten gelebt. Und das halbe Jahr war Dad unterwegs, schipperte mit seinem Team über den Atlantik, in der zweiten Hälfte vom Jahr wertete er dann die Arbeit der ersten im Labor aus. Und Mami beneidete ihn darum. Mami fühlte sich wohl manchmal auch ein bisschen einsam. Aber es war immer sehr schön gewesen, allein mit Mami. Es war auch toll gewesen mit Dad auf dem Schiff vor Neufundland, tausendmal besser als die blöden Feriencamps. Die Camps hatte Candy gehasst wie die Pest. Mit Gleichaltrigen war sie nie gut ausgekommen, vielleicht, weil sie daheim nur Umgang mit Erwachsenen hatte und viel vernünftiger war als andere in ihrem Alter. Mami hatte das einmal so erklärt und vollstes Verständnis dafür gezeigt, dass Candy die Ferien lieber mit Dad und seiner Crew verbrachte. Mit jedem Satz zeichnete sie für mich das Bild einer unbeschwerten und sorglosen Kindheit und Jugend, in der alles nach ihren Wünschen geregelt worden war – abgesehen vielleicht von der Zeit, die sie im Zug erwähnt hatte, als sie noch klein gewesen und Mami an Krebs erkrankt war, als sie befürchtet hatte, Mami zu verlieren. Aber davon war jetzt nicht mehr die Rede. Kurz vor neun ließ ich sie vor der Buchhandlung aussteigen, zeigte ihr das Gebäude etwa fünfzig Meter entfernt, in dem die Agentur untergebracht war und sagte:
    «Da treffen wir uns gleich wieder. Bei mir dauert es wahrscheinlich etwas länger als bei dir.» Minuten später lieferte ich die Pistolen und die Munition in der lädierten Schachtel ab und ließ mir von Frau Grubert die besagte Mappe aushändigen. Genau genommen waren es zwei Mappen. Ein

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