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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Lachen.
    «Ist das nicht komisch? Vor zwei Wochen konnte ich mir noch gar nicht vorstellen, es anders zu machen als Dad. Auf ein Schiff und hinaus aufs Meer. Die Wale beobachten und die Heringsschwärme, das Plankton und die Robbenbabys schützen. Aber wenn ich unsere Babys beschütze, ist das bestimmt genauso wichtig. Ich konnte doch nicht ahnen, dass du mir begegnest. Ich kann dich doch nicht immer wieder für ein halbes Jahr allein lassen.» Ihre Stimme war nur ein Murmeln, leise Zukunftsmusik, bis hin zu einem schwachen Aufschrei. Die Augen aufgerissen, den Körper nach hinten gebogen, ihre Knie zitterten.
    «Ich kann dich doch nicht allein lassen», flüsterte sie. Und ich hätte geschworen, dass sie mich liebte, nicht weniger als ich sie. Dass sie jedes Wort ernst meinte und ihre Begegnung mit Holger Gerswein genau so verlaufen war, wie sie es geschildert hatte. Ich hatte in der folgenden Woche wieder in Köln zu tun, die Observierung, für die Hamacher mich schon am Samstagvormittag eingesetzt hatte, bei der ich mich mit Philipp Assmann und Uli Hoger abwechseln sollte. Ein Glücksfall, es passierte äußerst selten, dass Hamacher alle Leute vor Ort im Einsatz hatte. Ich glaube, es war bis dahin noch nie passiert. Mir kam es sehr gelegen. Meine Kollegen verhielten sich überaus kollegial. Eigentlich hätte ich montags von zwei Uhr nachmittags bis zehn Uhr abends arbeiten müssen. Philipp übernahm bereitwillig die zweite Hälfte meiner Schicht. Den freien Vormittag erklärte ich Candy mit den Überstunden, die ja irgendwann abgefeiert werden mussten. Das klang glaubwürdig. Sonderlich erfreut von meiner Anwesenheit schien sie jedoch nicht. Als gegen elf Uhr das Telefon klingelte, stürzte sie sich förmlich auf den Apparat. Es war nur meine Mutter, die sich mit meiner Schwester ausgetauscht hatte und nun in Erfahrung bringen wollte, wann das Mädchen am Samstag zurückgekommen und ob es immer noch da sei. Die Antwort erübrigte sich dann. Nach einem frühen Mittagessen brach ich auf. Die fünf Filme mit Tagebuchseiten nahm ich mit und gab sie in unserem Labor ab mit dem Hinweis, es handle sich um eine private Gefälligkeit. Ein Nachbar habe in den Sachen seiner Frau diese mysteriösen Aufzeichnungen gefunden und brenne verständlicherweise darauf, sich das übersetzen zu lassen. Um zwei Uhr bezog ich Posten vor der Wohnung einer Frau, deren Mann im vergangenen Herbst während eines Türkeiurlaubs bei einem Bootsausflug ertrunken sein sollte. Das Unternehmen, bei dem er sein Leben erst kurz zuvor mit einer ziemlich hohen Summe versichert hatte, glaubte allerdings nicht an seinen Tod. Unfallzeugen hatte es nicht gegeben, bisher war auch nirgendwo eine passende Leiche angetrieben worden. Nachdem sie sich monatelang vor der Auszahlung der Versicherungssumme gedrückt hatten und der Anwalt der trauernden Witwe immer massiver geworden war, hatte man sich nun zu der Erkenntnis durchgerungen, dass ein Betrug erst nachzuweisen war, wenn die Witwe über das Geld verfügte. Es war anzunehmen, dass sie, falls ihr Mann tatsächlich noch lebte, Kontakt mit ihm hatte und die frohe Botschaft zügig überbringen würde. Mir fiel an dem Montagnachmittag kein Kontakt, auch sonst nichts auf. Und ich konnte vom Wagen aus sehr gut – zumindest akustisch – verfolgen, was in der Wohnung der Frau vorging. Ich sagte ja eingangs schon mal, dass die technischen Möglichkeiten der Agentur vielleicht nicht immer legal, aber auf jeden Fall sehr nützlich waren. Um sechs Uhr wurde ich von Philipp abgelöst und hörte kurz darauf von Frau Grubert, dass ich morgen von acht in der Früh bis achtzehn Uhr im Einsatz wäre. Und am Mittwoch von fünfzehn Uhr bis drei Uhr nachts. Einmal zehn, einmal zwölf Stunden, um das Versäumte nachzuholen.
    «Das geht nicht», sagte ich.
    «Ich kann keine Nachtschicht übernehmen.» Wie sollte ich das Candy erklären? Mein Protest verschlug Frau Grubert die Sprache. Es dauerte mindestens fünf Sekunden, ehe sie sich so weit gefasst hatte, dass sie mit pikierter Stimme erklären konnte:
    «Das ist eine Anweisung von Herrn Hamacher. Und kommen Sie nicht auf den Gedanken, hinter seinem Rücken wieder Absprachen mit Herrn Hoger oder Herrn Assmann zu treffen.» Wo kamen wir denn hin, wenn sich einer drückte und die anderen für sich arbeiten ließ? Da war vorerst nichts zu machen. Während der Heimfahrt nahm ich mir vor, mit Candy über meinen tatsächlichen Beruf zu sprechen. Wenigstens schon mal eine

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