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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Ausweichquartier.» Damit war die Wohnung mit Rheinblick gemeint. Die Auskunft verteilte sich wie heißes Öl in meinem Magen. Hartmuts Blick tat ein Übriges. Ich meinte, von seiner Stirn ablesen zu können, was er dachte: Armes Schwein. Vermutlich hatte er am Donnerstagabend noch genug gehört, um eine rein platonische Beziehung mühelos zu widerlegen. Dass er seitdem kaum noch etwas hörte, weil die kleine Weltkugel in einem meiner Küchenschränke lag, erwähnte er mit keinem Wort.
    «Wie lange?», fragte ich.
    «Von sechs bis kurz nach acht. Dann kam ein Taxi für sie. Sie ließ sich hier absetzen, ging aber nicht rauf in deine Wohnung, hat noch einen Spaziergang am Rhein gemacht.»
    «Und was haben sie in Gersweins Wohnung gemacht?» Hartmut zuckte mit den Achseln.
    «Hab ich einen Röntgenblick?»
    «Sie hatte eine Wanze», sagte ich.
    «Komm schon, ich muss das wissen. Haben sie nur geredet, oder hat er sie angefasst?»
    «Er hat’s versucht», erklärte Hartmut.
    «Aber sie hat ihn nicht rangelassen. Beruhigt?» Noch nicht ganz.
    «Und am Freitagnachmittag?», fragte ich weiter.
    «War sie da auch mit ihm zusammen?»
    «Nein, sie war wieder am Rhein. Von mittags bis gegen fünf Uhr hat sie da still in der Sonne an einem Fleck gesessen, mit dem Rücken gegen den Stein beim Cranachwäldchen gelehnt. Stromkilometer , du weißt schon, welche Stelle ich meine. Mich hat’s geschüttelt. Du solltest ihr mal von dem armen Ding erzählen, das vor zwanzig Jahren da gelegen hat.»
    «Hab ich schon», sagte ich.
    «Hat sie mit Gerswein über ihre Mutter gesprochen?» Nun grinste Hartmut.
    «Sie hat es versucht, ist aber offenbar nicht sein Thema. Für tote Robbenbabys und die Walfangquote der Japaner konnte er sich auch nicht erwärmen. Sie meinte, man müsste den Japanern mal auf die Finger schlagen, er sagte, dafür sei er nicht zuständig. Sonst noch Fragen?» Nein. Es müssen zwei oder sogar drei dicke Steine gewesen sein, die mir vom Herzen fielen. Wenig später hörte ich von Hamacher, dass Philipp Assmann immer noch in Hamburg war und am Samstagabend einen ersten Bericht auf den Weg gebracht hätte, der im Laufe des Vormittags eintreffen müsste. Hamacher wusste zu dem Zeitpunkt vermutlich schon, was es zu berichten gab, zumindest in groben Zügen. Es fehlte ihm nur die Zeit, es mit mir zu erörtern, er wiederholte sich auch nicht gerne. Aber ich hatte den Eindruck, er war ebenso erleichtert wie ich und brannte darauf, die Sache abzuschließen. Es lag ein neuer Auftrag aus Düsseldorf vor. Hartmut sollte so rasch wie möglich dorthin. Das erwähnte Hamacher beiläufig.
    «Warum sitzt er dann noch vor meiner Tür?», fragte ich. Hamacher grinste nur. Kurz nach elf rief er mich dann in sein Büro. Vor ihm auf dem Schreibtisch lagen ein Häufchen Computerausdrucke und ein großformatiger Umschlag. Der Inhalt bestand aus drei getippten Seiten und einigen Schwarzweißfotos, die Philipp Assmann in Hamburg geschossen hatte. Hamacher deutete auf einen der Sessel vor seinem Schreibtisch.
    «Setz dich.» Dann legte er eine Hand auf die Ausdrucke. Das Tagebuch in lesbarer Form. Nach hundertzwanzig Seiten sah das Häufchen Papier nicht aus. Aber manche Einträge waren sehr kurz gewesen, da passten drei oder vier auf eine Seite.
    «Wenn ihre Mutter das geschrieben hat», begann Hamacher,«muss sie früher ein komischer Vogel gewesen sein. Durchaus intelligent, aber hoffnungslos romantisch und furchtbar verklemmt. Wie war sie denn letztes Jahr, als du zum Tee eingeladen warst?» Ich bestätigte seinen Eindruck von der jungen Helga. Beschrieb sie nun als eine Frau, die es nicht anders machte als die eigene Mutter. Die Tochter von Leid und Elend, Schmerz und Tod fernhalten. Helga war ja auch erst vom Tod des Vaters benachrichtigt worden, als dessen Beerdigung unmittelbar bevorstand. Fatalerweise benutzte ich ihren Namen nicht. Es war keine Absicht, nicht einmal ein Versäumnis. Ich sagte Frau Schmitting oder Candys Mutter. Und was ich sagte, deckte sich mit Philipp Assmanns Bericht ebenso wie mit den Fotos, die er geschickt hatte. Soll ich noch einmal sagen: fatalerweise?

11. Kapitel
    In der schönen, alten Villa in Hamburg-Blankenese hielten sich derzeit vier Personen auf, allesamt Schmittings, zwei Ehepaare, eines in den Sechzigern, das andere jünger. Diese Information hatte Philipp Assmann durch eigene Beobachtungen und im Zuge einer Befragung zur Steuerpolitik – wir hatten für solche Zwecke die passenden Ausweise

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