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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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kleinen Reise für den Anfang? Hm? Nur wir beide, eine Woche. Das kann ich einrichten. Wir könnten ans Meer fahren oder fliegen. Ich dachte an die Karibik, ein bisschen tauchen. Die Unterwasserwelt dort ist herrlich. Da sind Fische, die du bestimmt noch nie gesehen hast. Und nachts siehst du Sterne, die du auch noch nicht kennst.» Im Anschluss lachte er leise und vielversprechend. Ich schaute Hamacher an und er mich.
    «Du hattest davon keine Ahnung», stellte er fest, während gleichzeitig Candys Stimme aus dem Lautsprecher drang.
    «Und dann kommen wir zurück, und alles ist wieder so, wie es vorher war.» Daraufhin er, ich weiß nicht, ob der Ton echt war. Es klang nach einem Betteln.
    «Nein. Das verspreche ich dir. Aber etwas Zeit musst du mir lassen. Ich kann nicht von heute auf morgen mein gesamtes Leben auf den Kopf stellen. Nun komm schon, Mäuschen. Eine Chance musst du mir geben, noch eine. Du kannst einem armen Mann nicht den Himmel zeigen und ihn dann zurück auf die Erde werfen.» Ich hatte das Gefühl, meine Krawatte würge mich. Und Hamachers Miene war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Da war fast so etwas wie Mitleid in seinem Blick. Und noch war das Band nicht zu Ende.
    «Ich warte auf eine Antwort», sagte Gerswein. Dann kam dieses Stammeln.
    «Ich kann nicht, Holger. Ich will ja. Aber ich habe Angst, dass du mich nur …» Candy brach mit einem Laut ab, der wie ein ersticktes Schluchzen klang.
    «Na, na», sagte Gerswein,«nicht weinen, kleine Maus. Vertrau mir, es wird alles gut.» Ich konnte nicht mehr hinhören, es tat so entsetzlich weh. Ein Schmerz, der nicht zu lokalisieren war, er war einfach überall, im Magen, in der Kehle, sogar in meinen Beinen. Und es wurde noch schmerzhafter, als Gerswein fragte:
    «Was hältst du davon, wenn ich dich besuche? Wenn dein Bruder erst morgen zurückkommt, haben wir die ganze Nacht Zeit.» Candys atemlose Stimme gab mir den Rest, dieser mühsam unterdrückte Jubel:
    «Du willst wirklich zu mir kommen und die ganze Nacht bei mir bleiben? Du hast keine Angst, dass dich jemand sieht? Du meinst das alles ehrlich?»
    «Sonst hätte ich nicht angerufen», sagte er noch und fügte an:
    «Bis gleich, kleine Maus. Sei lieb und zieh das schwarze Kleid an. Du weißt schon, welches ich meine.» Ich wusste es auch, sie hatte es am Sonntag für mich getragen. Der elastische, schwarze Schlauch war ein atemberaubendes Kleid, man konnte es durch all die Gummizüge so spielerisch über die Brüste nach unten und über die Schenkel nach oben schieben. Ich glaubte, ich hätte einen Krampf im Gehirn und einen in den Leisten. Und endlich das erlösende Klacken. Gerswein hatte den Hörer aufgelegt. Ich wollte etwas sagen. Hamacher hob eine Hand, um mich daran zu hindern. Habe ich eigentlich schon erklärt, wie dieses Aufnahmegerät funktionierte? Es schaltete sich automatisch ein, sobald der Hörer des überwachten Telefonapparats abgehoben wurde, und nach dem Auflegen schaltete es sich wieder aus. Candy hatte noch nicht aufgelegt. Nach dem Klacken kam noch etwas. Eine volle Sekunde Stille, nur ein bisschen Bandrauschen. Dann dieses andächtige:
    «Ich habe ihn, Muttileinchen. Du hast es gehört, ich habe ihn. Jetzt gehört er dir.» Was soll ich noch sagen? Dass ich in dem Moment alles begriffen hätte? Nein, ich hatte ein Brett vor dem Kopf und verstand gar nichts. Hamacher wollte unbedingt über die Bedeutung der letzten Sätze reden. Und ich konnte nicht einmal mehr denken. Mir fuhr ein schwarzer Porsche quer durch das Hirn. Und an seiner Stoßstange schleppte er einen kurzen, elastischen Gummischlauch, der ein atemberaubendes Kleid war, hinter sich her. Und Candy stand bei Stromkilometer am Rheinufer, streichelte den Stein und sagte:
    «Hier muss es gewesen sein.»
    «Es.» Was wohl? Unendliches Glück für Helga, über sich nur noch das Herz und die Sterne. Candy wusste, dass er ihr Vater war. Sie musste es wissen, sie kannte Helgas Tagebücher in-und auswendig, darauf hätte ich geschworen. Sie konnte doch nicht … auch noch in meiner Wohnung – in meinem Bett … und mir anschließend erzählen, wie sehr sie mich vermisst hätte. Das konnte alles nicht so sein, wie es sich angehört hatte. Es musste eine andere Erklärung geben. Ich spürte gar nicht, dass ich den Kopf zu schütteln und zu sprechen begann. Erst als Hamacher mich so konsterniert ansah, bemerkte ich das Wackeln im Gehirn und die Bewegung meiner Zunge. Nur konnte ich nicht gleich damit

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