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Ein süßer Sommer

Ein süßer Sommer

Titel: Ein süßer Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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war.
    «Ich glaubte mich mitten zwischen den Sternen, als er mich nahm.» Und auf der anderen Seite vermutlich eine Höllenqual.
    «Ich wagte nicht zu atmen, aus Furcht, jemand könne uns hören oder sehen.» Ich sah es bildlich vor mir, Stromkilometer , auch wenn es im Text keinen Hinweis auf den Stein gab. Vielleicht kam der ja später, auf den Seiten, die ich auf meinen fünf Filmen nicht mehr untergebracht hatte. Mit dem ersten Mal war ich jedenfalls am Ende meiner Lektüre angelangt und hatte bis Köln noch etwas Zeit, um die Gedanken schweifen zu lassen. Ein Juniabend , vier Wochen nach dem . Mai, also fast Ende Juni. Und laut Erika Jungblut hatte der schöne Holger die Blümchen immer ein paar Wochen lang gepflegt. Da war es für Dad aber verdammt knapp geworden. Ich hatte plötzlich die Fotos aus dem Album vor Augen. Die pummelige Helga August , die ausgezehrte mit Baby Mai und dazwischen Helga in Sturmwind und Gischt, das Wetterzeug vom Wind gegen den mageren Körper gepresst. . April . Auf dem Foto war Helga nicht schwanger gewesen. Von Ende Juni bis Mitte April waren es ja auch nur neun Monate. Mir wurde ein bisschen mulmig bei meiner Rechnerei. Hatte Helga die Flucht ergriffen, als sie feststellte, dass sie schwanger war? Oder hatte der schöne Holger sie in die Wüste geschickt und Dad bei der Begrüßungsparty in Philadelphia nur herhalten müssen, damit man es ihm in die Schuhe schieben konnte? Mir fehlte der Rest vom Tagebuch zur Gewissheit, aber ich war mir meiner Sache ziemlich sicher. Candy hatte in Köln nicht nur Helgas große Liebe gesucht, sondern den eigenen Vater. Und sie musste das wissen. – Hatte es mir indirekt sogar schon gesagt.
    «Bedenk mal, wie alt der Kerl ist. Er könnte ja mein Vater sein.» Wusste sie es, oder vermutete sie es nur? Egal, das erklärte so viel, ihre Schwindeleien, ihre Enttäuschung über einen Mann, den sie nach dieser Courths-Maler-Lektüre vermutlich für einen Halbgott gehalten hatte, der kaum ihren Vorstellungen entsprochen haben dürfte. Mein armer Hase. Sie stand auf dem Bahnsteig, als der Zug einfuhr, trippelte von einem Fuß auf den anderen, spähte über die Menge der anderen Fahrgäste, die ausgestiegen waren, entdeckte mich. Dann hing sie auch schon an meinem Hals. Die Leute um uns herum müssen geglaubt haben, ich käme nach drei Jahren aus Afrika zurück.
    «Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich dich vermisst habe. O Mike, das war schrecklich. Wenn ich daran denke, dass ich dich ab Oktober immer so lange nicht sehe, wird mir ganz komisch. Das kann ich wirklich nicht. Wenn ich den Studienplatz bekomme, werde ich versuchen, ihn zu tauschen. Dann studiere ich eben nur Biologie oder ganz etwas anderes. Hauptsache, ich bin bei dir. Ich wusste nicht, wie lang ein paar Tage sein können.» Sie muss sich in diesen Tagen zweimal mit Gerswein getroffen haben. Es war zwar niemand in ihrer Nähe gewesen, der es hätte bezeugen können. Doch es gab einen Beweis. Davon erfuhr ich erst am späten Montag – durch das Aufnahmegerät, das immer noch an meiner Telefonleitung hing. Hartmut Bender holte es ab, kaum dass wir wieder in meiner Wohnung waren. Dabei richtete er mir auch aus, dass ich am Montag nicht zurück nach Frankfurt müsste. Der Kollege und Uli Hoger befanden sich auf dem Heimflug mit hübschen Aufnahmen einer fröhlichen Witwe und einem angeblich bei einem Türkeiurlaub Ertrunkenen im Gepäck. Hartmut kam nicht rauf, ich musste ihn nur ins Haus und in den Keller lassen. Candy gegenüber erklärte ich das mit einem Handwerker. Als er das Gerät einsteckte, sagte ich noch:
    «Hör erst mal rein, ehe du es Hamacher gibst. Da ist etwas Liebesgeflüster drauf, das muss er nicht unbedingt hören.» Danach hatte ich ein traumhaftes Wochenende mit ihr. Ich dachte wohl ein paar Mal daran, die Sprache auf Gerswein zu bringen. Sie zu fragen, was sie wirklich von ihm wollte. Ihn nur kennen lernen? Oder so eine Art Familienzusammenführung an Mamis Sterbebett?
    «Sieh mal, wen ich gefunden habe.» Hatte Gerswein nie erfahren, dass er eine Tochter hatte? Oder war damit der Ärger gemeint, den er im Sommer , wenige Monate vor seiner Hochzeit, bekommen hatte? Hatte er Verdacht geschöpft? Aus dem Bericht der Agentur über Erika Jungblut? Oder schon vorher? Im Prinzip hätte er sie sich doch nur einmal genau anschauen müssen. Keine Ähnlichkeit mit Helga – aber mit dem Strahlemann neben dem schwarzen Porsche. Jetzt, wo ich glaubte, Bescheid zu wissen, schalt ich

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