Ein süßer Traum (German Edition)
Beamten des Orts.
»Kommen Sie herein, kommen Sie«, drängte Mr. Mandizi, und sie traten in einen kleinen, mit einer dreiteiligen Sitzgarnitur, einer Anrichte, einem Kühlschrank und einem Fußkissen vollgestopften Raum und dann in ein Schlafzimmer, das von einem großen Bett ausgefüllt wurde, in dem eine Kranke lag. Neben ihr saß eine mollige schwarze Frau, die die Schlafende mit einem Büschel Eukalyptusblätter fächelte, deren Duft den Geruch des Krankenzimmers überdecken sollte. Schlief die Kranke denn? Sylvia trat an das Bett und sah erschrocken, dass diese Frau krank war, sehr krank – sie lag im Sterben. Statt einer gesunden Schwarzen mit glänzender Haut hatte sie eine graue Frau vor sich, das Gesicht mit Wunden übersät, und sie war so dünn, dass man unter der pergamentenen Haut den Schädel durchschimmern sah. Sie hatte kaum Puls. Ihr Atem ging flach. Ihre Augen waren halb geöffnet. Als Sylvia sie berührte, spürte sie die Kälte an ihren Fingern. Sie wandte dem verzweifelten Ehemann ihr Gesicht zu, brachte aber keinen Ton heraus. Rebecca neben ihr fing leise an zu klagen. Die mollige junge Frau starrte geradeaus und fächelte weiter.
Sylvia stolperte hinaus in das andere Zimmer und lehnte sich gegen die Wand.
»Mr. Mandizi«, sagte sie, »Mr. Mandizi.« Er kam zu ihr, nahm ihre Hand, beugte sich vor, um ihr ins Gesicht sehen zu können, und flüsterte: »Ist sie sehr krank? Meine Frau …« »Mr. Mandizi …« Mit einem Arm stützte er sich an die Wand und legte sein Gesicht darauf. Sylvia legte ihm den Arm um die Schultern und hielt ihn fest, während er schluchzte.
»Ich habe Angst, dass sie stirbt«, flüsterte er.
»Ja. Es tut mir leid, ich glaube, sie wird bald sterben.«
»Was soll ich bloß machen? Was soll ich bloß machen?«
»Mr. Mandizi, haben Sie Kinder?«
»Wir hatten ein kleines Mädchen, aber es ist gestorben.«
Tränen fielen auf den Betonfußboden.
»Mr. Mandizi«, flüsterte sie – sie dachte an die mollige, gesunde Frau nebenan. »Sie müssen mir zuhören, bitte, Sie dürfen keinen Sex mehr haben ohne Kondom.«
Es war schrecklich, in diesem Moment so etwas zu sagen, es war lächerlich, aber die furchtbare Dringlichkeit der Situation zwang sie dazu. »Bitte, ich weiß, wie absurd das klingen muss, seien Sie mir nicht böse.« Sie flüsterte immer noch.
»Ja, ja, ja, ich habe gehört, was Sie gesagt haben. Ich bin nicht böse.«
»Wenn Sie wollen, dass ich später wiederkomme, wenn Sie … ich kann wiederkommen und es Ihnen erklären.«
»Nein, ich verstehe schon. Aber Sie verstehen etwas nicht.« Er löste sich von der stützenden Wand und richtete sich auf. Er sprach jetzt normal. »Meine Frau stirbt. Mein Kind ist tot. Und ich weiß, wer dafür verantwortlich ist. Ich muss unseren guten
n’ganga
noch einmal um Rat fragen.«
»Mr. Mandizi, Sie können doch nicht behaupten, dass …«
»Doch, das behaupte ich. Genau das behaupte ich. Ein Feind hat mich mit einem Fluch belegt. Das ist das Werk einer Hexe.«
»Ach, Mr. Mandizi, Sie sind doch ein gebildeter Mensch …«
»Ich weiß, was Sie denken. Ich weiß, wie Leute wie Sie denken.«
Er stand vor ihr, und sein Gesicht war vor Wut und Misstrauen verzerrt. »Ich gehe der Sache auf den Grund.« Dann gab er einen Befehl. »Sagen Sie denen im Büro, ich komme in einer halben Stunde zurück.«
Sylvia und Rebecca machten sich auf den Weg zu ihrem Lastwagen.
Sie hörten: »Und dieses sogenannte Krankenhaus bei der Mission. Wir wissen Bescheid. Es ist gut, dass bald unser neues Krankenhaus gebaut wird und wir dann richtige Medizin haben in unserem Distrikt.«
Sylvia sagte: »Rebecca, bitte erzählen Sie mir nicht, dass Sie auch glauben, was er sagt. Das ist lächerlich.«
Rebecca schwieg zuerst und sagte dann: »Wissen Sie, Sylvia, in unserer Kultur ist das nicht lächerlich.«
»Aber das ist eine Krankheit. Jeden Tag lernen wir mehr darüber. Es ist eine schreckliche Krankheit.«
»Aber warum bekommen es manche Leute, und andere Leute bekommen es nicht? Können Sie das erklären? Und das ist der Punkt, verstehen Sie, was ich meine? Vielleicht gibt es jemanden, der Mr. Mandizi schaden wollte oder der seine Frau loswerden wollte? Haben Sie die junge Frau im Schlafzimmer bei Mrs. Mandizi gesehen? Vielleicht wäre sie selbst gerne Mrs. Mandizi?«
»Rebecca, in dem Punkt werden wir uns nie verstehen.«
»Ja, Sylvia, so ist es.«
Beim Lastwagen standen die Leute und warteten schon darauf,
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