Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
Vom Netzwerk:
mich gerade in … Vielleicht bin ich wenigstens in dieser Hinsicht bei mir.«
    Er schenkte sich mehr Wein ein.
    »Trink nichts, ehe du mir nicht alles erzählt hast.«
    Er setzte sein Glas ab. »Sophie ist dreiundvierzig. Das ist spät.«
    »Ja, aber alte Mütter sind ziemlich oft …« Sie sah, wie er zusammenzuckte.
    »Genau. Eine alte Mutter. Aber du kannst es glauben oder nicht, die Babys mit dem Down-Syndrom – die sind so fröhlich, oder etwa nicht? –, und die anderen schrecklichen Sachen sind gar nicht das Schlimmste. Sophie ist davon überzeugt, dass ich davon überzeugt bin, dass sie das Baby in ihren widerstrebenden Mutterleib gelockt hat, um mich auszunutzen. Es wird allmählich Zeit für sie. Ich weiß, dass sie nicht vorsätzlich schwanger geworden ist, das ist nicht ihre Art. Aber sie lässt nicht locker. Tag und Nacht höre ich ihr Schuldgeheul: ›Ach, ich weiß, was du denkst …‹« Colin heulte diese Worte sehr wirkungsvoll. »Weißt du was? Ja, natürlich weißt du das. Kein Vergnügen ist vergleichbar mit dem Vergnügen, Schuldgefühle zu haben. Sie aalt sich darin, sie wälzt sich darin, meine Sophie, sie fühlt sich so wohl wie noch nie in ihrem Leben, denn sie weiß angeblich, dass ich sie hasse, weil sie mich in die Falle gelockt hat, und ich kann sagen, was ich will, sie hört nicht auf, weil es so viel Spaß macht, schuldig zu sein.« Das war heftiger als alles, was Sylvia je vom heftigen Colin gehört hatte, und sie sah, wie er sein Glas hob und den Wein in einem Zug hinuntergoss.
    »Ach, Colin, gleich bist du betrunken, und ich sehe dich so selten.«
    »Sylvia – du hast recht.« Er füllte das Glas wieder. »Aber ich werde sie heiraten, sie ist schon im siebten Monat, und dann wohnen wir oben in Julias Wohnung – vier Zimmer –, und ich arbeite ganz unten im Haus, sobald es dort leer ist.« Auf seinem Gesicht, rot und wütend, wie es war, breitete sich jene überschwängliche Freude aus, die sich einstellt, wenn man den unerbittlichen Sinn für das Dramatische betrachtet, den das Leben besitzt. »Wusstest du, dass Frances sich mit ihrem neuen Typ zwei Kinder aufgeladen hat?«
    »Ja, das hat sie geschrieben.«
    »Hat sie dir erzählt, dass es eine Ehefrau gibt, eine Depressive? Sie ist unten, in der Wohnung, wo Phyllida war.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Bisher hat es einigermaßen funktioniert. Sie hat sich von ihrer Depression erholt. Die beiden Kinder wohnen oben, in Andrews und meinem früheren Reich. Frances und Rupert sind in der Wohnung, die sie schon immer hatte.«
    »Also hat es funktioniert?«
    »Aber jetzt denken die beiden Kinder vernünftigerweise, dass ihr Vater und ihre Mutter doch wieder zusammenkommen könnten, nun, da ihre Mutter mit ihrem Liebhaber gebrochen hat, und dass Frances eben verschwinden soll.«
    »Dann sind sie also schrecklich zu Frances?«
    »Gar nicht. Viel schlimmer. Sie sind sehr höflich und vernünftig. Die Vorteile werden bei jeder Mahlzeit diskutiert. Das kleine Mädchen, übrigens ein richtiges kleines Miststück, sagt Sachen wie: ›Aber es wäre doch viel besser für uns, wenn du weggehst, Frances, oder?‹ Im Grunde ist es das kleine Mädchen und nicht der Junge. Rupert klammert sich an Frances wie an sein Leben. Verständlich, wenn man Meriel kennt.«
    Sylvia dachte an Rebecca, mit ihren sechs Kindern, von denen zwei gestorben waren, wahrscheinlich an Aids – oder an etwas anderem –, mit ihrem Mann, der meistens nicht da war, und die achtzehn Stunden am Tag arbeitete und sich nie beklagte.
    Sie seufzte und sah Colins Blick: »Du hast ein solches Glück, Sylvia, denn du bist weit weg von unserem unerfreulichen emotionalen Chaos.«
    »Ja, manchmal bin ich froh, dass ich nicht verheiratet bin – entschuldige. Weiter. Meriel …«
    »Meriel – also, die ist der Hammer. Sie ist kalt, sie manipuliert, ist egoistisch und hat Rupert immer schlecht behandelt. Sie ist Feministin – weißt du? Und hat die Gesetze des Dschungels auf ihrer Seite. Sie hat Rupert immer gesagt, dass es seine Pflicht ist, sie zu unterhalten, und er musste dafür bezahlen, dass sie irgendeinen Mist studiert, Höhere Kritik oder etwas in der Art. Noch nie hat sie auch nur einen Penny verdient. Und jetzt versucht sie, sich so scheiden zu lassen, dass er sie in Ewigkeit unterhalten muss. Sie gehört einer Gruppe von Frauen an, einer geheimen Schwesternschaft – das glaubst du mir nicht? –, die das Ziel hat, Männer abzuzocken, wo immer es

Weitere Kostenlose Bücher