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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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so sehr meine Mutter wie meine Mutter, und jetzt ist sie dahin, die arme Seele.«
    »Eher eine Amme als eine Mutter«, sagte Frances.
    »Ja, hast du das gewusst, sie spielt die Amme – ach, wunderbar«, sagte Sophie. »Aber jetzt haben wir bald eine richtige Amme im Haus, weil ich weiter Theater spiele, und Frances natürlich auch.«
    »Nein, ich glaube wirklich nicht, dass ich mir ein kleines Baby aufladen kann«, sagte Frances.
    »Natürlich nicht«, sagte Sophie, aber man merkte deutlich, dass sie genau das gehofft hatte.
    »Und außerdem«, sagte Frances, »du vergisst, dass ich, Rupert und die Kinder ausziehen.«
    »Oh
nein
«, klagte Sophie, »bitte nicht. Bitte. Es ist viel Platz für alle.«
    Der Junge richtete sich kerzengerade auf und starrte sie mit panischem Blick an. »Warum, wo ziehen wir hin? Warum, Frances?«
    »Das ist jetzt Colins und Sophies Haus, und sie bekommen ein Baby.«
    »Aber es ist doch so viel Platz«, sagte William laut, als wollte er alle niederschreien. »Ich verstehe nicht, warum.«
    »Pst«, sagte Sophie, ohne etwas zu erreichen, und sah Frances an, damit sie den verzweifelten Jungen beruhigte.
    »Ich habe das Haus gern. Ich will nicht weg. Warum denn?« William fing an zu weinen, die schwierigen, schmerzvollen, stockenden Tränen eines Kindes, das ziemlich viel weint, aber allein, und dabei hofft, dass niemand es hört. Er stand auf und stürzte hinaus. Niemand sagte etwas.
    Dann sagte Sophie: »Aber, Frances, Colin hat doch nicht gesagt, dass ihr gehen sollt, oder?«
    »Nein, hat er nicht.«
    »Ich will auch nicht, dass du gehst.«
    »Wir vergessen immer Andrew. Er wird sicher seine eigenen Pläne mit diesem Haus haben.«
    »Warum sollte er? Er hat es doch schön und reist in der ganzen Welt herum. Er will bestimmt nicht, dass wir traurig sind.«
    Sylvia sagte: »Du musst es nicht übertreiben, Sophie. Du willst doch wohl nicht bis zum Schluss Theater spielen?« Jetzt, wo Sophie nicht mehr glühte, weil die Begrüßung so aufregend war, konnte man sehen, dass sie mitgenommen war, abgespannt und offensichtlich übermüdet.
    Sophie rang die Hände über ihrer Beule. »Also … ich hatte gedacht … aber vielleicht …«
    »Sei vernünftig«, sagte Frances. »Schlimm genug, dass …«
    »Dass ich so
alt
bin, ach ja, ich weiß …«
    »Ich würde gerne etwas mit Colin besprechen«, sagte Sylvia.
    »Er arbeitet«, sagte Sophie. »Niemand wagt es, ihn zu stören, wenn er arbeitet.«
    »Das ist schade, es muss nämlich sein.«
    Als Sophie auf ihrem Weg nach oben an Frances vorbeiging, umarmte sie sie schnell und sagte: »Geh nicht weg, Frances. Bitte nicht. Es will ganz bestimmt niemand, dass du gehst.«
    Frances folgte ihr und sah, dass William zusammengekrümmt auf seinem Bett lag, wie ein Tier, das vor einer Gefahr auf der Hut ist, oder wie jemand, der Schmerzen hat. Er sagte laut: »Ich will nicht weg. Ich will nicht.«
    Sie nahm ihn in die Arme und sagte: »Hör auf. Vielleicht ziehen wir ja gar nicht aus. Wahrscheinlich sogar nicht.«
    »Dann versprich es.«
    »Wie denn? Man soll nie etwas versprechen, wenn man nicht sicher ist.«
    »Aber du bist doch beinahe sicher, oder?«
    »Ja, ich denke schon. Ja.«
    Sie wartete, während er seine Schwimmsachen zusammenräumte, und sagte dann: »Ich glaube nicht, dass Margaret unbedingt hierbleiben will, oder?«
    »Nein. Sie will bei ihrer Mutter wohnen. Aber ich nicht. Meriel hasst mich, weil ich ein Mann bin. Ich will bei dir und bei meinem Vater bleiben.«
    Frances ging hinaus, um sich für die Probe fertig zu machen, und überlegte, wie lange sie schon nicht mehr auch nur daran gedacht hatte, dass sie eine eigene Wohnung haben und darin wohnen wollte, selbstständig und finanziell unabhängig. Die Summe, die sie dafür gespart hatte, war besorgniserregend geschrumpft. Mit einem Teil hatte sie Meriels Therapie bezahlt. Sie kam auch für Meriels monatlichen Unterhalt auf. Rupert hatte die Wohnung in Marylebone verkauft, und zwei Drittel davon hatte Meriel bekommen. Gemeinsam bezahlten Rupert und Frances eine annehmbare Miete, um hier zu wohnen, in diesem Haus – sie beide und zwei Kinder. Er beglich das Schulgeld für die Kinder. Frances verdiente Geld mit verschiedenen Büchern, Broschüren, Nachdrucken, aber wenn sie nachrechnete, hatte Meriel einen guten Teil davon bekommen. Sie war in jener Position, die in unserer Zeit nicht ungewöhnlich ist: Sie unterstützte eine erste Frau.
    Sie ging in das eheliche Schlafzimmer, in dem zwei

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