Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
Vom Netzwerk:
Betten standen, das, in dem sie so lange allein geschlafen hatte, und das große Bett, das jetzt das emotionale Zentrum ihres Lebens war. Sie setzte sich auf ihr altjüngferliches Bett und betrachtete Ruperts Pyjama, der zusammengefaltet auf seinem Kissen lag. Er war aus grün-blauem Popeline, ein richtiger Pyjama, aber seidig und weich, wenn man ihn berührte. Wenn man Rupert kennenlernte, machte er zunächst einen soliden und starken Eindruck, aber dann sah man die Zartheit in seinem Gesicht, die sensiblen Hände … Frances setzte sich auf Ruperts Seite des Bettes und liebkoste den Pyjama.
    Bereute Frances, dass sie zu Rupert ja gesagt hatte, zu seinen Kindern, zu der Situation – zu dieser Situation? Nie, nicht für einen Moment. Sie hatte das Gefühl, spät in ihrem Leben, wie im Märchen auf eine sonnenbeschienene Lichtung gestolpert zu sein, und sie träumte sogar solche Szenen und wusste, dass sie eigentlich von Rupert träumte. Beide waren verheiratet gewesen und hatten gedacht, dass nach diesen durch und durch unerfreulichen Partnern nichts mehr zur Ehe zu sagen war, und dann hatten sie ein Glück gefunden, das sie nicht erwartet und an das sie schon gar nicht geglaubt hatten. Außerhalb dessen waren beide beschäftigt, er in seiner Redaktion, sie im Theater, beide kannten anscheinend Hunderte von Leuten, aber all das war das äußere Leben, und in dessen Herz gab es das große Bett, in dem alles verstanden wurde und nichts gesagt werden musste. Manchmal erwachte Frances aus einem Traum und sagte zu sich und dann zu Rupert, sie habe vom Glück geträumt. Sollte doch spotten, wer wollte, und es wurde sicher gespottet, aber es gab so etwas wie Glück, es war hier, sie waren hier, sie beide, zufrieden wie Katzen in der Sonne. Und diese beiden Menschen im mittleren Alter – die Höflichkeit würde sie so nennen – verbargen liebevoll ein Geheimnis, von dem sie wussten, dass es schrumpfen würde, wenn man es verriet. Und sie waren nicht die Einzigen: Die Ideologie hatte ihren Zustand für unmöglich erklärt, also schwiegen die Leute still.
     
    Man kommt zurück in ein Haus, das einen geliebt hat, aufgenommen, beschützt, in ein Haus, das einen in die Arme genommen hat, das man sich über den Kopf gezogen hat wie eine Decke und in das man sich eingegraben hat wie ein verlorenes kleines Tier – und dann ist es kein Zuhause mehr, es ist das Zuhause anderer Leute … Sylvia ging diese Treppe hinauf, und ihre Füße kannten jede Stufe, jede Kehre: Hier hatte sie gehockt und die Geräusche und das Gelächter aus der Küche gehört und gedacht, dass man sie dort nie akzeptieren würde; und hier hatte Andrew sie gefunden, nach oben getragen, ins Bett gesteckt und ihr Schokolade geschenkt. Hier war ihr Zimmer gewesen, an dem sie jetzt vorübergehen musste. Hier war Andrews Zimmer gewesen und hier Colins. Und jetzt ging sie die letzte Treppe hinauf zu Julias Zimmern und wusste auf dem Treppenabsatz nicht, an welche Tür sie klopfen sollte, aber sie riet richtig, denn Colins Stimme sagte: »Herein«, und dann stand sie in Julias altem Wohnzimmer, und Colin saß – nein, nicht an Julias kleinem Schreibtisch, sondern an einem großen, der eine ganze Wand einnahm. Wenn man alles, was Julia gehört hatte, weggenommen und alle Möbel neu angeschafft hätte, wäre es einfach gewesen, aber dort standen Julias Sessel und ihr kleiner Fußschemel, und es war, als würde das Zimmer sie gleichzeitig willkommen heißen und zurückstoßen. Colin sah völlig aufgelöst aus. Er war aufgeschwemmt, ein dicker Mann, der bald wirklich fett sein würde, wenn er nicht … Er sagte: »Sylvia, warum bist du denn einfach so weggelaufen? Als sie mir heute Morgen erzählt haben …«
    »Ach, ist doch egal. Ich will wirklich etwas mit dir besprechen.«
    »Und mir tut es leid. Vergiss, was ich gestern Abend gesagt habe. Du hast mich in einem schlechten Moment erwischt. Wenn ich Sophie kritisiert habe – vergiss es. Ich liebe Sophie. Ich habe sie immer geliebt. Weißt du noch – wir waren doch immer ein – Team?«
    Sylvia setzte sich in Julias Sessel und wusste, dass ihr das Herz wehtun würde, wenn sie nicht aufpasste, wegen Julia, und das wollte sie nicht, sie wollte keine Zeit verschwenden und … Colin saß ihr in einem Drehstuhl gegenüber, mit dem Rücken zu dem großen Schreibtisch. Er lümmelte dort mit ausgestreckten Beinen und grinste, die heftige Selbstkritik eines Betrunkenen.
    »Und da ist noch etwas. Was haben wir

Weitere Kostenlose Bücher