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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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einer der besten. Er ist gut.«
    »Aber wenn sie so bekannt sind, gehen sie nicht gern ein Risiko ein. Alle sagen, Simlia ist wunderbar. Er würde ganz allein dastehen.«
    »Aber auf der anderen Seite wäre auch jeder gern der Erste.«
    »Und warum er nicht auch? Ich könnte Pater McGuire bitten, einen Artikel zu entwerfen, dann kannst du ihn als Grundlage nehmen.«
    »Ach ja, Pater McGuire. Andrew hat gesagt, ihm war zuvor gar nicht klar, was ein gemästeter Kapaun wirklich ist.« Er sah, dass Sylvia sich ärgerte. »Tut mir leid.«
    »Er ist ein guter Mann.«
    »Und du bist eine gute Frau. Wir haben dich nicht verdient – entschuldige, kleine Sylvia, entschuldige, aber siehst du denn nicht, dass ich dich beneide? Es ist deine klarsichtige, unbeirrbare Aufrichtigkeit – wo hast du die her? Ach ja, natürlich, du bist katholisch.« Er stand auf, hob Sylvia auf seine Knie und legte sein Gesicht in ihren Nacken. »Ich schwöre, du riechst nach Sonnenlicht. Gestern Abend, als du so nett zu mir warst, habe ich gedacht: Sie riecht nach Sonnenlicht.«
    Sie fühlte sich unwohl. Er auch. Sie war unpassend, diese Haltung, für beide. Sie glitt in den Sessel zurück.
    »Und du versuchst, nicht so viel zu trinken?«
    »Ja.«
    »Versprochen?«
    »Ja, Sylvia, ja, Sonja, versprochen.«
    »Ich schicke dir das Material.«
    »Ich tue, was ich kann.«
     
    Sylvia klopfte an die Tür zur Souterrainwohnung, hörte ein scharfes »Wer ist da?« und steckte den Kopf durch die Tür. Am Fuß der Treppe stand eine schlanke Frau in schicken hellbraunen Hosen, einem hellbraunen Hemd und mit einem kupferfarbenen Bubikopf und starrte sie an. Eine Frau wie ein Messer.
    »Ich habe in diesem Haus gewohnt«, sagte Sylvia. »Und ich habe gehört, dass Sie zu meiner Mutter ziehen?«
    Meriel milderte ihren feindseligen, prüfenden Blick nicht ab. Dann wandte sie Sylvia den Rücken zu, zündete sich eine Zigarette an und sagte in eine Rauchwolke hinein: »Das ist im Moment der Plan, ja.«
    »Ich bin Sylvia.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    Die Zimmer, in die Sylvia blickte, waren noch so wie in ihrer Erinnerung, eher wie eine Studentenbude, aber im Vergleich zu damals sehr aufgeräumt. Meriel packte offenbar. Sie drehte sich um und sagte: »Die wollen den Platz für sich haben. Ihre Mutter hat mir freundlicherweise einen Platz angeboten, auf den ich mein Haupt betten kann, solange ich suche.«
    »Und Sie arbeiten mit ihr?«
    »Wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin, arbeite ich auf eigene Rechnung.«
    »Verstehe.«
    »Und wenn ich meine eigene Wohnung habe, nehme ich die Kinder zu mir.«
    »Oh ja, das hört sich doch gut an. Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe. Ich wollte nur – mal schauen, wegen der alten Zeiten.«
    »Knallen Sie die Tür nicht zu. Es ist sehr laut in diesem Haus. Die Kinder machen, was sie wollen.«
     
    Sylvia nahm sich ein Taxi zu ihrer Mutter. Dort hatte sich nicht viel verändert. Räucherstäbchen, mystische Zeichen auf Kissen und Vorhängen und ihre füllige, zornige Mutter, die zur Begrüßung allerdings freundlich lächelte.
    »Wie nett von dir, dass du dir die Mühe machst, mich zu besuchen.«
    »Ich fliege heute Abend zurück nach Simlia.«
    Phyllida betrachtete ihre Tochter eingehend. »Aber, Tilly, du siehst ja vollkommen vertrocknet aus. Warum benutzt du denn keine Creme?«
    »Du hast recht, das sollte ich. Mutter, ich habe gerade Meriel kennengelernt.«
    »Ach ja?«
    »Was ist denn mit Mary Constable passiert?«
    »Wir hatten eine Auseinandersetzung.«
    Dieser Ausdruck rief in Sylvia einen Schwall von Erinnerungen hervor, an sie und ihre Mutter in dieser Pension oder jenem möblierten Zimmer, immer unterwegs, normalerweise, weil die Miete nicht bezahlt worden war; Vermieterinnen, die einmal beste Freundinnen waren und zu Feindinnen wurden, und der Ausdruck: »Wir hatten eine Auseinandersetzung.« So viele Auseinandersetzungen, und so oft. Und dann hatte Phyllida Johnny geheiratet.
    »Das tut mir leid.«
    »Kein Problem. Es gibt andere auf der Welt. Wenigstens hat Meriel Kinder gehabt. Sie weiß, wie es ist, wenn einem die Kinder gestohlen werden.«
    »Ich gehe dann, ich wollte nur vorbeischauen.«
    »Ich hatte auch nicht erwartet, dass du dich setzt und eine Tasse Tee trinkst.«
    »Ich trinke eine Tasse Tee.«
    »Diese Gören von Meriel. Die können einen ganz schön auf Trab bringen.«
    »Dann ist es doch gut, dass sie sie los ist?«
    »Hierher kommen sie nicht, das braucht sie gar nicht erst zu

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