Ein süßer Traum (German Edition)
einen anderen Platz, aber das Flugzeug war voll. Er rutschte auf seinem Sitz herum, und zwar, wie sie beschloss, auf eine Art, die aggressiv und gegen sie gerichtet war, und er warf ihr von der Seite Blicke voller männlicher Verlogenheit zu. Sein Arm lag auf der Lehne zwischen ihnen, kein Platz für ihren. Sie legte ihren Unterarm neben seinen, um ihre Rechte geltend zu machen, aber er rührte sich nicht, und wenn sie ihren Arm dort liegen ließ, musste sie sich konzentrieren, damit er nicht abrutschte. Er nahm seinen erst weg, als er von der Stewardess, die Getränke servierte, einen Whisky verlangte, den er sofort hinunterstürzte, dann bat er um einen zweiten. Rose bewunderte diesen entschiedenen Umgang mit der Stewardess, deren Lächeln falsch war, das wusste sie. Sie bat ebenfalls um einen Whisky, trank ihn mit einem Schluck, um gleichzuziehen, und wartete mit dem Glas in der Hand darauf, dass es wieder gefüllt wurde.
»Verdammte Drückeberger«, sagte der Mann, von dem Rose wusste, dass er für sie als Frau ihr Feind war. »Sie glauben, sie kommen ungeschoren davon.«
Rose wusste nicht, worüber er sich beklagte, und benutzte eine Allzweckformulierung: »Die sind alle gleich.«
»Allerdings. Die unterscheiden sich in gar nichts.«
Jetzt sah Rose, dass die Stewardess zwei Schwarze, die hinten im Flugzeug gesessen hatten, nach vorn zur Club Class winkte – oder sogar zur First Class.
»Schauen Sie sich das an! Machen mal wieder ihren Einfluss geltend, wie üblich.«
Die Ideologie verlangte, dass Rose protestierte, aber sie tat es nicht: Dieser Mann gehörte zu den unverbesserlichen Weißen, aber vor ihnen lagen noch neun Stunden, in denen sie dicht nebeneinandersitzen würden.
»Wenn sie weniger Zeit mit Angeben verbringen würden und mehr damit, sich um das Land zu kümmern – das wäre doch was.«
Sein Arm und seine Schulter lasteten jetzt geradezu auf Rose.
»Entschuldigung, aber die Sitze sind so schmal.« Und sie schob ihn mit der Schulter energisch in seinen Sitz zurück. Er öffnete die halb geschlossenen Augen und starrte sie an. »Sie brauchen zu viel Platz.«
»Sie sind auch nicht gerade ein Leichtgewicht.« Aber den Arm nahm er weg.
Jetzt wurde das Essen serviert, aber er winkte ab. »Ich bin verwöhnt von dem guten Futter auf meiner Farm.«
Rose nahm das Tablett und fing an zu essen. Sie saß neben einem weißen Farmer. Kein Wunder, dass sie ihn verabscheute. Wieder fragte sie sich, ob sie darauf bestehen sollte, den Platz zu wechseln. Nein, sie würde diese Gelegenheit nutzen und sehen, ob ein Artikel daraus wurde. Er sah ihr unverhohlen beim Essen zu. Sie wusste, dass sie zu viel aß, und beschloss, den leckeren Pudding zurückgehen zu lassen.
»Also dann nehme ich den Pudding, wenn Sie ihn nicht wollen«, sagte er und griff nach dem kleinen Glas mit dem Sahnepapp. Und mit einem Schluck war er verschwunden.
»Nichts Besonderes«, sagte er. So ein Flegel. »Ich bin gutes Futter gewöhnt. Meine Frau ist spitze. Und mein Koch-Boy auch.«
Koch-
Boy
.
»Dann sind Sie ja gut bedient«, sagte sie und benutzte den angemessenen politischen Jargon.
»Wie bitte?« Er wusste, dass sie ihn kritisierte, aber nicht, wofür. Sie beschloss, sich nicht darum zu kümmern. »Und was fangen Sie so mit sich an, wenn Sie zu Hause sind? Und wo ist eigentlich zu Hause, kommen Sie zurück, oder fahren Sie weg?«
»Ich bin Journalistin.«
»Oh Gott, das hat mir gerade noch gefehlt. Dann planen Sie wahrscheinlich auch einen kleinen Artikel über die Freuden der schwarzen Regierung?«
Ihre professionelle Neugier erwachte wieder, und sie sagte: »Na gut, dann erzählen Sie mir doch etwas.«
Und das tat er. Er erzählte. Um sie herum ging der Betrieb mit Essen und Getränken und Dutyfree weiter, und dann wurde das Licht ausgeschaltet, und er erzählte immer noch. Er heiße Barry Angleton. Er sei schon sein ganzes Leben lang Farmer in Simlia, und sein Vater sei es vor ihm gewesen. Die Farmer hätten dieselben Rechte wie … und so weiter. Rose hörte ihm nicht genau zu, weil ihr inzwischen klar geworden war, dass sie ihn mochte, obwohl sie ihn eigentlich natürlich nicht mochte, und seine heiße, grollende Stimme gab ihr das Gefühl, in warmem Sirup aufgelöst zu werden.
Rose war hinsichtlich ihrer Beziehungen zu Männern vom Pech verfolgt, denn so waren die Zeiten. Sie war natürlich strenge Feministin. Sie hatte Ende der siebziger Jahre geheiratet, einen Genossen, den sie während einer Demonstration
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