Ein süßer Traum (German Edition)
andere, und sie fand ihren Koffer auf dem Steinboden neben einem Bett. Sie ließ sich darauffallen und schlief, bis sie lautes Händeklatschen und jemanden rufen hörte: »Tee.« Sie stolperte aus dem Bett und traf Barry auf der Veranda, wo er vor einem Tablett mit Tee saß und die langen Beine scheinbar meterweit ausgestreckt hatte.
»Ich könnte eine Woche schlafen«, sagte sie.
»Ach, kommen Sie, das war doch letzte Nacht gar nicht schlecht, wie Sie an meiner Schulter geschnarcht haben.«
»Oh, ich habe nicht …«
»Doch, haben Sie. Na los, schenken Sie ein. Spielen Sie die Hausherrin.«
Draußen breitete sich der afrikanische Nachmittag aus, gelbes, gleißendes Licht, und der Gesang der Vögel. Es war Staub an ihren Händen, ebenso wie auf dem Fußboden der Veranda.
»Diese verdammte Dürre. Es hat auf dieser Farm seit drei Jahren nicht mehr richtig geregnet. Das Vieh hält nicht durch, wenn es nicht bald regnet.«
»Warum auf dieser Farm?«
»Regenschatten. Als ich sie gekauft habe, wusste ich das nicht.«
»Oh.«
»Ich hoffe, Sie kriegen allmählich etwas mit. Wenn Sie zurückfahren und schreiben, dass wir alle ein Haufen Simon Legrees sind, haben Sie sich wenigstens die Mühe gemacht, sich selbst umzusehen.«
Sie wusste nicht, wer Simon Legree war, nahm aber an, dass er logischerweise irgendein weißer Rassist sein musste. »Ich tue mein Bestes.«
»Und was Besseres kann niemand tun.«
Er zappelte wieder, und schon sprang er auf. »Ich schaue mir jetzt die Kälber an. Wollen Sie mitkommen?«
Sie wusste, dass sie ja sagen sollte, sagte aber, sie werde dableiben und auf der Veranda sitzen.
»Schade, dass meine bessere Hälfte nicht da ist. Dann hätten Sie jemanden zum Klatschen.«
Schon ging er los, und erst als es dunkel wurde, kehrte er zurück. Abendessen. Dann kamen die Nachrichten im Radio, und er schimpfte auf den schwarzen Sprecher, der ein Wort falsch aussprach, und sagte dann: »Tut mir leid, ich muss mich hinlegen. Ich bin fix und fertig.« Und ging zu Bett.
Und so verlief der Aufenthalt, der schließlich fünf Tage dauern sollte. Rose lag wach in ihrem Bett und hoffte, dass die Geräusche, die sie hörte, seine Füße waren, die sich verstohlen zu ihr hin bewegten, aber sie hatte kein Glück. Wo sie doch mit ihm auf der Farm herumfuhr und aufzunehmen versuchte, was sie konnte. Im Verlauf ihrer Gespräche, die scheinbar immer zu kurz waren und von etwas Dringendem unterbrochen wurden, das immer auf eine – sicherlich? – übertriebene Weise dramatisch war – ein kaputter Traktor, ein Buschfeuer, eine aufgespießte Kuh –, hatte sie erfahren, dass ihr alter Kumpel Franklin »zu den Schlimmsten in dieser Diebesbande« gehöre und dass ihr Idol Genosse Matthew unglaublich korrupt sei und dass er davon, wie man ein Land führe, so viel Ahnung habe wie er, Barry Angleton, davon, die Bank von England zu führen. Sie ließ den Namen Sylvia Lennox fallen, und er hatte zwar von ihr gehört, wusste aber nur, dass sie bei den Missionaren in Kwadere war. Er fügte hinzu, dass früher, in seiner Kindheit, niemand ein gutes Wort für die Missionare gehabt habe, bei denen die Kaffern besser ausgebildet würden, als ihnen zustehe, dass die Leute aber jetzt allmählich dächten, und er sei übrigens ihrer Meinung, es sei schade, dass sie nicht schon immer ausgebildet worden seien, denn ein paar Kaffern mit Bildung seien genau das, was das Land brauche. Na ja, man lerne nie aus.
Seine Frau kam nicht zurück, solange Rose da war, aber sie rief an und hinterließ eine Nachricht für ihren Mann.
»Gut, dass Sie da sind«, sagte diese selbstzufriedene Ehefrau, »da hat er außer sich selbst und seiner Farm etwas, worüber er nachdenken kann. Die Männer sind alle gleich.«
Diese Bemerkung war in die altehrwürdigen Worte der feministischen Klage gefasst, aber weit vom Entwicklungsstand in Roses Frauengruppe entfernt, und sie ließ sich zu der Antwort herab, die Männer seien auf der ganzen Welt gleich.
»Wie auch immer, sagen Sie meinem Alten, dass ich heute Nachmittag zu Betty fahre und einen von ihren Welpen mitbringe.« Sie fügte hinzu: »Und jetzt seien Sie ausnahmsweise mal fair zu uns und schreiben Sie was Nettes.«
Barry sagte zu dieser Neuigkeit: »Sie braucht gar nicht zu denken, dass der Hund in unserem Bett schläft, wie der letzte.«
Die nächste Station auf Roses Reiseroute wäre die erste gewesen, wenn nicht das Schicksal und Barry Angleton dazwischengekommen wären: ein
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