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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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schlief. Die Sonne stand hoch, es war heiß, die Farben waren zu bunt, überall Scharlachrot und Lila und kräftiges Grün, und über allem lag rötlicher Staub. Ihre Schuhe versanken beinahe darin.
    Im Weggehen hatte er gesagt: »Meine Frau ist diese Woche nicht da. Ich muss mich selbst um die verdammte Küche kümmern.« Das hatte nicht geklungen wie eine Einladung, ins Bett zu gehen und die Präliminarien zu überspringen. Als sie die Treppe hinaufgegangen war und auf einer nach drei Seiten offenen Veranda stand, die sie zuerst für ein noch unfertiges Zimmer hielt, erschien er kurz und sagte: »Es gibt irgendeine verdammte Krise bei den Ställen. Gehen Sie rein, und der Boy bringt Ihnen Frühstück. Ich bin gleich wieder da.«
    Sie wollte jetzt nichts frühstücken. Dennoch ging sie durch ein großes Zimmer, von dem sie dachte, dass es irgendwie einen weicheren Anstrich bräuchte, vielleicht ein paar schöne Kissen? – und dann weiter in einen Raum, in dem ein großer Tisch stand und daneben ein alter Schwarzer, der lächelte.
    »Setzen Sie sich bitte«, sagte der Diener, und sie setzte sich an den Tisch, auf dem überall Teller mit Eiern, Speck, Tomaten, Wurst standen.
    »Haben Sie Kaffee?«, sagte sie zu dem Bediensteten, und das war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie einen ansprach – einen Schwarzen. Abgesehen von Franklin.
    »Oh ja, bitte, Kaffee. Ich habe Kaffee für die Missus«, sagte der alte Mann eifrig und schenkte Kaffee ein, und sie war angenehm überrascht, ihn so stark aus der silbernen Tülle fließen zu sehen.
    Sie nahm sich ein Ei und eine Scheibe Speck, und dann schritt der Hausherr herein. Er warf etwas Metallenes auf einen Stuhl, zog mit einem kratzenden Geräusch den Stuhl daneben hervor und setzte sich.
    »Ist das alles?«, sagte Barry verächtlich angesichts ihres Tellers und häufte den seinen voll. »Na los, greifen Sie zu.«
    Sie nahm sich noch ein Ei und fragte: »Was haben Sie gesagt, wo Ihre Frau ist?« Sie wusste, dass das nicht so lässig klang, wie sie wollte.
    »Auf Achse. Frauen sind dauernd auf Achse, wussten Sie das nicht?«
    Sie lächelte höflich: Vor ein paar Stunden war ihr klar geworden, dass die feministische Revolution noch nicht überall auf der Welt angekommen war.
    Er häufte Eier und Speck auf seinen Teller, trank eine Tasse Kaffee nach der anderen und sagte dann, er müsse über die Farm gehen, um zu sehen, was die Kaffern in seiner Abwesenheit angestellt hätten. Sie solle mitkommen und selbst sehen. Zuerst sagte sie nein, aber schließlich ja, denn er starrte sie missbilligend an. »Immer das gleiche Theater«, war sein Kommentar, aber offenbar steckte nichts dahinter. Es hätte ihr gefallen, wenn er gesagt hätte: Geh in das Zimmer, da steht ein Bett, leg dich rein, ich komme gleich. Stattdessen holperte sie ein paar Stunden lang in einem alten Lastwagen zu allen möglichen Stellen auf der Farm, an denen eine Gruppe Schwarzer oder ein Mechaniker oder jemand im Overall auf Barry wartete, der dann Befehle gab, stritt, diskutierte und einlenkte: »Ja, o.k., vielleicht hast du recht, wir versuchen es auf deine Weise«, oder: »Herrgott, schau, was du gemacht hast, ich hab’s dir doch gesagt, ich hab’s dir doch gesagt! Jetzt mach das noch mal, und diesmal richtig.« Sie hatte keine Ahnung, was sie dort sah, was die Leute taten, und als auch stinkende Kühe auftauchten, wusste sie nur, dass sie zu einer Farm gehörten, ansonsten verstand sie gar nichts und hatte Kopfschmerzen. Zurück im Haus, kam Tee, sobald er in die Hände klatschte. Er schwitzte, sein Gesicht war rot und feucht, er hatte Schmierfett am Ärmel: Sie fand ihn unwiderstehlich, aber er sagte, er müsse jetzt den verdammten Papierkram erledigen, diese Regierung bringe einen noch um mit dem Papier, und ob sie sich bis zum Mittagessen selbst beschäftigen könne. Auf der Veranda, die von gleißendem Licht umschlossen war, setzte sie sich auf beruhigend vertrauten Cretonne und sah sich Zeitschriften aus Südafrika an. Das war wohl die Welt seiner Frau: und ihre auch.
    Eine Stunde verging. Mittagessen. Fleisch, eine ganze Menge. Rose wusste, dass Fleisch politisch nicht korrekt war, aber sie liebte es und aß eine Menge davon.
    Dann wurde sie müde. Er warf ihr Blicke zu, die möglicherweise als Aufforderung zu verstehen waren, aber das war offenbar nicht der Fall, denn er sagte: »Ich mache ein Schläfchen. Ihr Zimmer ist da drüben.«
    Damit schritt er in die eine Richtung davon, sie in die

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