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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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freigelassen, wieder verhaftet, bedroht, und die Schläger der Geheimpolizei, die man einfach als »die Jungs« kannte, schauten in den Büros der Zeitung und in den Wohnungen der Journalisten vorbei und drohten beim kleinsten Anzeichen von Aufsässigkeit mit Festnahme und Haft. Was das andere anging, die Wahrheit über Simlia, so hörte Rose das Gleiche wie bei Barry Angleton und bei Bill Case.
    Sie versuchte unverzagt, ein Interview mit Franklin zu bekommen, denn sie hatte vor, ihm Fragen zu stellen wie: Man sagt, du besitzt vier Hotels, fünf Farmen und einen Wald voller Hartholz, das du illegal fällen lässt. Stimmt das? Sie hatte das Gefühl, dass sich die Wahrheit wie ein Wurm aus den Astlöchern der Verschleierung winden musste. Er und sie waren gleichberechtigt. Er war doch ein Freund, oder?
    Obwohl sie immer mit dieser Freundschaft prahlte, hatte sie ihn in Wirklichkeit seit Jahren nicht mehr gesehen. Als sie in den kumpelhaften Tagen kurz nach der Befreiung nach Simlia gekommen war, hatte sie ihn angerufen und war zu ihm eingeladen worden, aber nie allein, stets war er umgeben von Freunden, Kollegen, Sekretärinnen und einmal von seiner Ehefrau, einer schüchternen Frau, die nur lächelte und kein einziges Mal den Mund aufmachte. Franklin stellte Rose vor als »meine beste Freundin, als ich in London war«. Wenn sie ihn dann aus London oder während darauf folgender Besuche in Senga anrief, hörte sie, er sei in einer Sitzung. Dass man sie, Rose, mit so einer Lüge abwimmelte, war eine Beleidigung. Für wen zum Teufel hielt er sich denn? Er sollte den Lennox dankbar sein, denn sie waren so gut zu ihm gewesen.
Wir
waren so gut zu ihm.
    Als sie diesmal im Büro von Genosse Minister Franklin anrief, kam er zu ihrem Erstaunen sofort an den Apparat und sagte herzlich: »Na, Rose Trimble, lange nicht gesehen, du bist genau die Frau, mit der ich reden will.«
    Also saßen sie und Franklin wieder zusammen, diesmal in einer Ecke in der Lounge des neuen Butler’s Hotel, das sehr schick war und dafür sorgen sollte, dass Honoratioren, die zu Besuch kamen, keine unvorteilhaften Vergleiche zwischen dieser Hauptstadt und jeder anderen ziehen konnten. Franklin war jetzt von gewaltiger Statur, er füllte seinen Sessel aus, und sein dickes Gesicht quoll förmlich über mit seinem Doppelkinn und den glänzenden schwarzen Wangen. Seine Augen waren klein, doch sie hatte sie als groß, gewinnend und anziehend in Erinnerung.
    »Also, Rose, wir brauchen deine Hilfe. Erst gestern hat unser Genosse Präsident gesagt, dass wir deine Hilfe brauchen.«
    Ihr professionelles Gespür sagte Rose, dass dieser letzte Satz genauso gemeint war wie ihr eigener: »Genosse Franklin ist ein guter Freund.« Jeder sprach in jedem zweiten Satz von Genosse Matthew, entweder um ihn zu beschwören oder zu verfluchen. Die Worte
Genosse Matthew
klingelten und schnurrten wahrscheinlich durch den Äther wie die Erkennungsmelodie einer beliebten Radiosendung.
    »Ja, Rose, es ist gut, dass du da bist«, sagte er lächelnd und warf ihr kurze, misstrauische Blicke zu.
    Die sind alle paranoid, hatte sie von Barry gehört, von Frank, von Bill und von den Gästen, die auf lässige, koloniale – hoppla! –,
post
koloniale Art in den Häusern von Senga kamen und gingen.
    »Also, Franklin, du hast Probleme, wie ich höre?«
    »Probleme! Unser Dollar ist diese Woche wieder gefallen. Er ist ein Dreißigstel von dem, was er bei der Befreiung war. Und weißt du, wer dafür verantwortlich ist?« Er beugte sich vor und drohte ihr mit seinem dicken Finger. »Das ist die internationale Gemeinschaft.«
    Sie hatte zu hören erwartet: südafrikanische Agenten. »Dabei geht es dem Land wirklich gut. Ich habe es erst heute in der
Post
gelesen.«
    Er richtete sich energisch in seinem Sessel auf, um ihr besser begegnen zu können, und stützte seinen Körper mit den Ellbogen ab. »Ja, unser Land ist eine Erfolgsgeschichte. Aber unsere Feinde sagen etwas anderes. Und hier kommst du ins Spiel.«
    »Es ist erst drei Monate her, dass ich einen Beitrag über den Präsidenten geschrieben habe.«
    »Und einen schönen Beitrag, einen schönen Beitrag.« Er hatte ihn nicht gelesen, das spürte sie. »Aber es erscheinen auch Artikel, die dem guten Namen dieses Landes schaden und unserem Genossen Präsident vieles vorwerfen.«
    »Franklin, man sagt, dass ihr alle sehr reich seid und Farmen aufkauft, dass ihr Farmen und Hotels besitzt – einfach alles.«
    »Und wer sagt das? Das ist

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