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Ein süßer Traum (German Edition)

Ein süßer Traum (German Edition)

Titel: Ein süßer Traum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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hereinkam, denn der war zwar überall auf der Welt als Mann des Volkes berühmt, seinen Ministern aber gab er selten die Gelegenheit, ihn zu sehen. Bei den seltenen Kabinettssitzungen erschien er, tat seine Ansichten kund und ging wieder: kein kooperativer Mann, der Genosse Führer. Der Unterminister wartete schon seit einiger Zeit auf eine Möglichkeit, bestimmte Dinge mit dem Boss zu besprechen, und hoffte zumindest auf ein paar Worte heute Abend. Außerdem war er heimlich verliebt in die faszinierende Gloria. Wer nicht? Diese große, überschwängliche, unbezähmbare, sexy Frau mit ihrem Gesicht, das wie eine Einladung war … Wo war sie? Wo waren sie, der Genosse Präsident und die Mutter der Nation?
    »Wissen Sie vielleicht etwas über ein Krankenhaus in Kwadere?«, sagte Rose – zum zweiten Mal, denn er hatte ihr beim ersten Mal nicht zugehört. Und das war wirklich ein Fauxpas. Zunächst einmal, so sagte er, könne er auf seiner Ebene gar nichts über einzelne Krankenhäuser wissen, und außerdem sei dies ein offizieller Empfang und weder der Ort noch die Zeit für eine solche Frage. Aber zufällig wisse er etwas über Kwadere. Die Akten hätten an diesem Tag auf seinem Schreibtisch gelegen, drei Krankenhäuser, die angelegt, aber nicht fertiggestellt worden seien, weil man die Mittel – um kein Blatt vor den Mund zu nehmen – gestohlen habe. (Niemand bedaure mehr als er, dass so etwas vorkomme, aber andererseits müsse man mit Fehlern rechnen.) Für zwei der Krankenhäuser hätten die wütenden und inzwischen zynischen Spender den Plan ausgearbeitet, dass sie die Hälfte der notwendigen Gelder nur unter der Voraussetzung bereitstellen würden, dass die Regierung mit ihnen gleichziehe. Ansonsten sei leider nichts zu machen, adieu, Krankenhäuser. In Kwadere habe der ursprüngliche Spender eine Delegation zu dem verlassenen Krankenhaus geschickt und dann gesagt, nein, man habe nicht die Absicht, es zu finanzieren. Das Problem sei, dass das Krankenhaus dringend gebraucht werde. Die Regierung habe einfach nicht das Geld. Es gebe eine Art Krankenhaus bei der St. Luke’s Mission, mit einer Ärztin, aber ein Bericht habe nicht sehr viel Mut gemacht. In Wirklichkeit sei es peinlich, dieses Krankenhaus, das so arm und so rückständig sei: Simlia erwarte Besseres. Und es habe einen Bericht des Geheimdienstes gegeben, in dem es geheißen habe, dass der Name der Ärztin auf einer Liste möglicher südafrikanischer Agenten stehe. Ihr Vater sei ein bekannter Kommunist, der mit den Russen Hand in Hand arbeite. Simlia möge die Russen nicht, denn die hätten Genosse Matthew die kalte Schulter gezeigt, als er oder vielmehr seine Truppen im Busch gekämpft hätten. Die Chinesen hingegen hätten Genosse Matthew unterstützt. – Und jetzt war der chinesische Botschafter mit seiner Frau erschienen, einem winzigen Persönchen, und beide lächelten ständig und schüttelten Hände. Er musste sich offenbar beeilen, denn wo der chinesische Botschafter war, da konnte der Präsident nicht weit sein.
    »Sie müssen mich entschuldigen«, sagte er zu Rose.
    »Bitte, darf ich Sie besuchen kommen – vielleicht in Ihrem Büro?«
    »Und wozu, wenn ich fragen darf?« Das klang ziemlich unhöflich.
    Rose improvisierte: »Die Ärztin im Krankenhaus von Kwadere ist – also, sie ist meine Cousine, und ich habe gehört, dass …«
    »Sie haben richtig gehört. Ihre Cousine sollte sich ihre Gesellschaft sorgfältiger aussuchen. Ich weiß es aus sicherer Quelle, sie arbeitet für – es ist egal, für wen.«
    »Und – bitte, warten Sie einen Moment, was hat es damit auf sich, dass sie das Material im …«
    Davon hatte er nichts gehört, und jetzt ärgerte er sich über seine Berater. Die ganze Geschichte war ärgerlich, und er wollte nicht darüber nachdenken. Er hatte keine Ahnung, wie man das Problem mit dem Krankenhaus von Kwadere lösen konnte.
    »Was hat es damit auf sich?«, fragte er und drehte sich zum Sprechen um, während er sich durch die Menge schob. »Wenn das stimmt, dann wird sie bestraft, das kann ich Ihnen versichern, und es tut mir leid zu hören, dass sie mit Ihnen verwandt ist.«
    Zielstrebig schob er sich weiter in die Richtung, wo die schöne Gloria erschienen war, in purpurrotem Chiffon und mit einem Diamantkollier. Wo war der Genosse Führer? Aber offenbar kam er nicht, seine Frau spielte die Gastgeberin.
    Rose ging leise fort und in ein Café, in dem es immer Klatsch und Neuigkeiten gab. Dort berichtete

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