Ein süßer Traum (German Edition)
die Leute und sind glücklich. Aber als sie daran dachte, wie belastend und kompliziert die Situation in Julias Haus war, schob sie diesen Unsinn beiseite. Außerdem wollte sie nichts weiter, als wenigstens für diese eine Nacht glücklich sein.
Und das war sie auch, das waren sie beide. »Füreinander geschaffen«, hauchte er ihr ins Ohr, und dann rief er es laut und triumphierend aus. Sie lagen beieinander wie verschnürt, während draußen die kurze Nacht vorübereilte, auf eine Dämmerung zu, die die Wolken nicht verlängern würden. Und das Mondlicht glitzerte auf den Scheiben. »Ich bin schon seit Jahren in dich verliebt«, sagte er, »seit Jahren. Seit ich dich das erste Mal mit deinen kleinen Jungen gesehen habe. Johnnys Frau. Du weißt nicht, wie oft ich davon geträumt habe, anzurufen und dich zu fragen, ob du auf einen Drink vorbeikommst. Aber du warst Johnnys Frau, und ich schuldete ihm so viel.«
Frances Stimmung sank, und sie wünschte sich, dass er nicht weitersprechen würde. Aber er konnte nicht anders, das war offensichtlich, denn dies war das traurige Gesicht der Wahrheit. »Das muss in dieser schrecklichen Wohnung in Notting Hill gewesen sein.«
»War sie schrecklich? Aber damals waren wir für kultiviertes Leben nicht zu haben.« Und er lachte laut, als er daran dachte, wie überzogen alles war, und sagte: »Ach, Frances, wenn du je einen Traum gehabt hast, von dem du dachtest, dass er nie in Erfüllung geht – heute Nacht ist so ein Traum für mich.«
Ihr Bild, wie sie damals war, drängte sich ihr auf, übergewichtig und voller Sorgen, mit den kleinen Kindern, die immer an ihr oder auf ihr waren, die sich an sie klammerten, auf ihr herumkletterten, um ihren Schoß kämpften. »Was hast du denn damals in mir gesehen? Das würde ich gerne wissen.«
Er schwieg eine Weile. »Es war alles. Johnny – er war so ein Held für mich. Und du warst Johnnys Frau. Ihr wart ein Paar, und ich habe euch darum beneidet. Und ich habe Johnny beneidet. Und die kleinen Jungen – ich hatte damals noch keine Kinder. Ich wollte so sein wie ihr.«
»Wie Johnny.«
»Ich kann es nicht erklären. Ihr wart so eine – heilige Familie.« Er lachte und warf sich herum, und dann setzte er sich auf die Bettkante, reckte die Arme im Mondlicht des Zimmers und sagte: »Du warst wunderbar. Ruhig … gelassen … nichts hat dich aus der Fassung gebracht. Und mir war klar, dass Johnny nicht unbedingt der Einfachste war … ich will ihn nicht kritisieren.«
»Warum denn nicht? Ich schon.« Wollte sie diesen Traum wirklich zunichtemachen – das konnte sie nicht. Oh doch, das konnte sie. »Hattest du eine Ahnung, wie sehr ich Johnny damals gehasst habe?«
»Natürlich hassen wir manchmal unsere Lieben. Auch Jane konnte einem auf den Wecker gehen.«
»Johnny ging einem ständig auf den Wecker.«
»Aber was für ein Held!«
Sie drängte sich so dicht an ihn, wie sie konnte, und legte ihm die Arme um den Hals, um dieser triumphierenden Vitalität ganz nahe zu sein. Ihre Brüste lagen an seinem Arm. Wie sehr sie in dieser Nacht ihren Körper mochte, weil er ihn mochte. Weiche, schwere Brüste, und ihre Arme – sie musste zugeben, dass sie schön waren. »Als ich Johnny neulich abends in diesem Zimmer gesehen habe, fragte ich mich, ob ihr beiden immer noch …«
»Du lieber Gott, nein.« Und sie entzog sich ihm, ihren Körper, ihren Geist und sogar die Zuneigung, nur für diesen Moment. »Wie konntest du das denken?« Andererseits, warum sollte er nicht … »Johnny spielt keine Rolle mehr«, sagte sie. »Komm wieder her.« Sie legte sich hin, und er legte sich zu ihr und lächelte.
»Ich habe diesen Mann mehr bewundert als jeden anderen Menschen in meinem Leben. Für mich war er eine Art Gott. Genosse Johnny. Er war viel älter als ich …« Er hob den Kopf und sah sie an.
»Das heißt, ich bin viel älter als du.«
»Nicht heute Nacht, nein. Als ich Johnny kennenlernte, war ich ziemlich durcheinander – das war bei einer Versammlung. Ich war noch grün hinter den Ohren, war gerade durch mein Examen gefallen. Meine Eltern sagten: ›Wenn du Kommunist bist, dann lass dich hier nicht mehr blicken.‹ Aber Johnny war nett zu mir. Eine Vaterfigur, und ich beschloss, seiner würdig zu sein.«
Sie musste sich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen – oder vielmehr ihre Tränen zu ersticken?
»Dann fand ich ein Zimmer im Haus eines Genossen und wiederholte mein Examen. Eine Weile war ich Lehrer, damals war
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