Ein sueßes Stueck vom Glueck
dann waren diese Mahlzeiten meist vollgepackt mit Leuten und Arbeit. Aber sie war sicher selbstbewusst genug für das hier. Selbst in Paris.
Sie fühlte sich nur so schrecklich allein und komisch. Sie lächelte den Kellner strahlend an, der ihren Blick alarmiert erwiderte. Sie beugte den Kopf und konzentrierte sich auf die Karte, die er ihr brachte.
Ein Paar Anfang fünfzig kam herein, setzte sich an einen Tisch in der Nähe und sprach die ganze Zeit Englisch.
Großartig . War sie bei dem Versuch, Paris allein zu entdecken, direkt in eine Touristenfalle gelaufen?
Sie bestellte das komplette prix fixe , drei Gänge, entschlossen, nicht einfach schnell zu essen und zurück in die scheinbare Sicherheit ihrer kleinen Wohnung zu fliehen. Sie war hier, um Paris zu genießen. Sämtliche drei Gänge lang.
Sie spielte mit dem Besteck, während sie auf ihren Wein wartete, und dachte sehnsüchtig an ihren Blackberry. Dann holte sie entschlossen ihr kleines, in Leder gebundenes Büchlein heraus, das sie sich extra für die Reise nach Paris gekauft hatte.
Ein weiteres Paar kam herein, der Mann war groß und dunkelhaarig. Cades Herz blieb stehen, noch bevor sie den Kopf heben konnte, um genauer hinzusehen. Der Kellner begrüßte Sylvain Marquis freundlich wie einen guten Bekannten, der erwiderte etwas, und die gertenschlanke, perfekt frisierte Blondine in seiner Begleitung lachte.
Cade schloss die Augen; das Schicksal war so grausam!
Wie konnte das sein? Wie unglaublich absurd war es, dass ausgerechnet er mit seiner perfekten kleinen Freundin in das Restaurant kam, wo sie alleine aß?
Er wandte sich von dem Kellner ab und erstarrte. Sie starrte ihm trotzig entgegen.
»Lassen Sie mich ausspionieren?«, fragte Sylvain Marquis ungläubig.
»Das wäre eine Verschwendung von Arbeitskraft«, erwiderte sie eisig. Also wirklich, was glaubte er, wer er war? Der, äh … einer der besten Chocolatiers auf der Welt? Im Gespräch mit der Teilhaberin eines der größten Massenproduzenten von Schokolade auf dem gesamten Planeten.
Es war zugegebenermaßen exzentrisch von ihr, ihn zu diesem Zeitpunkt nicht ausspionieren zu lassen und selbst keine Leibwächter und Anwälte und Assistenten dabei zu haben.
»Spione?«, fragte die zierliche Blondine lachend.
Sylvain Marquis machte eine abfällige Geste. »C’est pas important.«
Cades Wangen brannten.
»Das Zwischengeschoss?«, fragte ihn der Kellner. Offenbar galt die Regel, das obere Stockwerk erst zu besuchen, wenn unten alle Plätze besetzt waren, nur für Leute mit amerikanischem Akzent.
»Non« , sagte Sylvain und ignorierte den enttäuschten Blick der Blondine. »Hier unten ist mir recht.« Von den fünf Tischen waren zwei bereits besetzt. Der Kellner setzte Sylvain und seine Freundin nur zwei winzige Tische weiter. Cade drückte die Mine ihres silbernen Kugelschreibers so fest in ihr Büchlein, bis sie das Papier durchstieß, und wünschte sich, sie könnte zu einem alten, vertrockneten Pilz zusammenschrumpeln, der sich auf dem Boden verlor.
Zumindest weiß ich jetzt, dass ich ein gutes Restaurant ausgesucht habe, dachte sie verbittert. Sie hätte wetten können, dass Sylvain Marquis nur köstliche Dinge in den Mund nahm.
Wahrscheinlich fand er diese Blondine köstlich. Ihr Stift stach durch eine weitere Lage Papier.
Die Luft um sie herum schien plötzlich von Düften erfüllt, nur weil der Chocolatier vorbeigegangen war – Kakao und Zimt, Zitrus und Vanille. Natürlich. Am Ende eines Tages war er erfüllt von diesen Aromen. Vielleicht schaffte er es gar nicht mehr, sie vollständig von seiner Kleidung und seiner Haut abzuwaschen.
Sie schloss die Augen, um das Bild von über seinen Körper laufendem Wasser zu vertreiben, das vergeblich versuchte, die Schokoladenessenz wegzuspülen.
Kakao war so merkwürdig tröstlich für sie, als würde der Duft allein alles in ihrer Welt wiedergutmachen und dafür sorgen, dass sie sich sicher fühlte. Aber sie brauchte nicht diese Vision von seiner nackten Haut, um sich zu sagen, dass im Hinblick auf ihn jedes Gefühl von Sicherheit falsch war.
Sie beugte den Kopf vor und überlegte verzweifelt, was sie in ihr Büchlein schreiben konnte, um so beschäftigt zu wirken, als wäre ihr seine Anwesenheit egal. Als wäre sie nicht einsam. Sie schrieb wieder und wieder Paris , damit ihr Stift sich bewegte. Ihren Namen. Den Namen des Restaurants. Syl … Sie knallte den Lederumschlag zu.
Sie tippte mit dem Stift darauf, weil sie nicht
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