Ein sueßes Versprechen
sein.
Er andererseits war insgeheim entzückt.
Eine Glocke läutete, und hektische Betriebsamkeit setzte an Bord der Uray Princep ein. Mit lautem Rattern wurde die Gangway hochgezogen, die Ankerkette klapperte, und dann wurde das Rücksegel gehisst, die Ruder wurden ausgefahren und gegen die Uferbefestigung gestemmt und abgestoßen, sodass das Schiff in die Strömung glitt.
Rafe spürte, wie das Schiff ins Fahrwasser glitt, und suchte mit den Augen das Ufer ab, als die Uray Princep mit kräftigen Schlägen der Ruder an Fahrt gewann und die Dächer von Buda langsam hinter sich ließ.
Als die Stadt in der Gischt des Donauwassers verschwunden war, stand er auf, reckte sich und schlenderte über das Oberdeck, dabei prägte er sich die verschiedenen Aufgänge und Türen ein; dann begab er sich zu der Holztreppe, die er zuvor hinaufgegangen war.
Die Uray Princep beförderte nicht nur Passagiere, sondern auch Waren. Oberhalb der Wasserlinie hatte das Schiff drei Decks. Das Oberdeck bestand aus dem Aussichtsdeck für die Passagiere, das sich vom Bug bis zu der erhöhten Brücke in der Schiffsmitte erstreckte. Abgesehen von der Brücke war das Aussichtsdeck die höchste Stelle an Bord.
Das nächste Deck darunter war das Hauptdeck, von dem etwa die Hälfte den Fahrgästen zur Verfügung stand. Rafe fand einen elegant eingerichteten Salon am Bug mit einer schmalen Theke am Ende und den Speisesaal. Gegenüber befand sich eine glänzend polierte Holztreppe, die nach oben auf das Aussichtsdeck und nach unten zu den Kabinen der Passagiere führte.
Nur das Hauptdeck hatte außen einen Laufgang, auf dem man um das Boot herumgehen konnte. Nachdem er sich kurz mit dem Zahlmeister unterhalten und sich hatte bestätigen lassen, dass die rückseitige Hälfte des Schiffes der Mannschaft vorbehalten war, kehrte Rafe zu der Treppe zurück und begab sich auf das Kabinendeck.
Dort gab es einen Mittelgang, von dem die einzelnen Kabinen abgingen, begonnen bei der prächtigen Suite am Bug, die Esme und die anderen beherbergte, bis zu einer Tür am anderen Ende. Rafe schritt den dunklen Korridor entlang und hörte hinter den meisten Türen, an denen er vorbeikam, Stimmen. Als er an der Tür hinten ankam, versuchte er sie zu öffnen, stellte aber fest, dass sie verschlossen war. Vermutlich lagen dahinter die Kapitänskajüte und die Mannschaftsquartiere, zu denen man wohl über eine Treppe im Vorderteil des Schiffes kam.
Zufrieden, dass er den grundsätzlichen Aufbau des Schiffes erforscht hatte, schlenderte Rafe über den Mittelgang zurück zu der ersten Einzelkabine steuerbord, gleich neben der Tür zu der Luxuskabine. Seine Taschen standen drinnen auf dem schmalen Bett.
Nach Auskunft des Zahlmeisters würden die Fahrgäste sich mit dem Kapitän zu einem informellen Kennenlernen in einer halben Stunde treffen.
Der Kapitän, ein umgänglicher Mann, hieß sie mit einem Toast auf eine angenehme Reise an Bord willkommen, dann blieb er noch eine Weile bei seinen Passagieren, die zwanglos zusammenstanden und sich unterhielten. Man tauschte Namen und Herkunftsland sowie das Ziel der Reise aus. Alle anderen Reisenden – vier Paare – waren Deutsche oder Österreicher auf dem Weg nach Wien, um dort die Weihnachtszeit zu verbringen.
Ihre verschiedenen dienstbaren Geister hielten sich ein wenig abseits, redeten aber ebenfalls miteinander. Rafe wechselte einen Blick mit Hassan, glaubte aber nicht, dass von irgendeinem der Passagiere oder ihren Leuten irgendeine Gefahr ausging. Während Esme sich angeregt mit einem deutschen Ehepaar aus Frankfurt austauschte und dabei von Loretta unterstützt wurde, begab er sich zu dem Kapitän.
Nachdem er sich als Reisemarschall der Damen vorgestellt hatte und ein paar belanglose Bemerkungen ausgetauscht worden waren, fragte er:
»Ihre Besatzung – sind die Männer schon lange bei Ihnen? Oder wechselt das Personal häufig, nimmt Arbeit auf anderen Schiffen an, um neue Länder kennenzulernen?«
Der Kapitän lachte.
»Nicht meine Mannschaft. Wir sind seit Jahren zusammen auf diesem Schiff.«
»Keine Neuzugänge?«
»Ich musste seit Jahren keine neuen Leute mehr suchen, wofür ich ehrlich dankbar bin. Das kann schwierig werden, wenn man eine eingeschworene Mannschaft hat, die aufeinander eingespielt ist.«
Der Kapitän wandte sich ab, als ein anderer Passagier ihn ansprach. Nachdem er Hände geschüttelt und sich dem anderen vorgestellt hatte, entschuldigte Rafe sich und ging weiter.
Aus dem Augenwinkel
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