Ein sueßes Versprechen
Ihr Herz klopfte. Aber …
»Wie?« Wenn sie vielleicht …
»Küssen Sie mich.«
»Nein!« Sie wollte ihn von sich stoßen, wagte es aber nicht, ihn zu berühren. Wagte es nicht, weitere verräterische Reaktionen zu riskieren.
Er seufzte, als sei sie ein schwieriges Kind.
»Wenn Sie sich wirklich nicht zu mir hingezogen fühlen, dann wird nichts passieren, wenn Sie mich küssen und ich den Kuss erwidere. Definitiv nicht Ihnen und auch nicht mir. Es ist nicht meine Angewohnheit, Damen zu küssen, die sich nicht zu mir hingezogen fühlen. Ich kann mir vorstellen, die Erfahrung wird ziemlich abstoßend sein.«
»Abstoßend?«
»Zweifellos. Also, wenn Sie allen Spekulationen ein Ende bereiten wollen über das, was zwischen uns sein könnte, dann sollte dieser Kuss das ein für alle Mal besiegeln.«
Sie erwiderte seinen Blick, dann schaute sie ihm ins Gesicht, musterte kurz seine Miene. Es war sein Ernst. Er wollte es wirklich darauf ankommen lassen … aber eigentlich war es mehr eine wohlüberlegte Entscheidung.
Was würde geschehen, wenn sie ihn küsste? War ihr Wille stark genug, ihre Sinne unter Kontrolle zu halten – für die Spanne eines Kusses?
Wenn sie die Sache aus einem anderen Winkel betrachtete, gab es einen Weg aus dieser Falle, in die sie sich manövriert hatte, ohne ihn küssen zu müssen?
Sie starrte in seine Augen, spürte seine Unnachgiebigkeit – den eisernen Willen des kampferprobten Kriegers in ihm – innerlich fluchte sie. Sie hatte, vermutete sie, soeben einen Fehdehandschuh hingeworfen, den sie eigentlich nicht hatte werfen wollen.
Eindeutig musste sie die Regeln dieses Spieles irgendwann demnächst lernen – und der Moment schien jetzt zu sein.
Sie hob ihr Kinn und betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen.
»Also wenn ich Sie küsse und dabei nichts empfinde, willigen Sie ein, mich so zu behandeln, als sei ich eine jüngere Esme?«
»Wenn ich Sie küsse und Sie nichts dabei verspüren, werde ich in alles einwilligen, was Sie wollen.«
Das klang fair.
»In diesem Fall …«
Hastig hob sie die Hände, umfing sein Gesicht und presste ihre Lippen auf seine. Sie ließ ihm keine Chance, sie zu küssen. Sie würde nicht zulassen, dass er sie überwältigte. Sie wollte die Kontrolle behalten.
Fest, widerstandsfähig und beweglich. Seine Lippen bewegten sich unter ihren … fesselten ihre Aufmerksamkeit.
Ihre Welt kam zum Stillstand. Ihre Sinne fokussierten sich, waren gefangen.
Sie presste ihre Lippen auf seine, wollte sehen …
Und er tat es wieder. Bewegte seine Lippen unter ihren, dieses Mal mehr, und sie musste ihm folgen.
Musste sehen, wohin dieser Pfad führte, musste wissen …
Dann küsste er sie, und sie küsste ihn, und es schien keinen Anfang und kein Ende mehr zu geben. Sie wurde nach unten gezogen, restlos gefesselt, und dann öffnete er ihre Lippen, und ihre Sinne gerieten ins Taumeln.
Wirbelten durcheinander, als seine Zungenspitze zwischen ihre Lippen glitt und sie streichelte, berührte, liebkoste.
Ihre Zunge umtanzte und verlockte, und sie ging darauf ein, erwiderte die köstliche Zärtlichkeit, kostete ihn, wie er sie kostete.
Nie zuvor war Rafe auf einem so schmalen Grat gewandert, so gefährlich dicht am Abgrund, in der Gefahr, zu viel zu nehmen, vorschnell zu weit zu gehen und sie in die Flucht zu schlagen.
Durch schiere Willenskraft ließ er seine Hände auf der Reling, versagte sich den nahezu überwältigenden Wunsch, sie stattdessen zu packen, seine Arme um sie zu legen und sie an sich zu ziehen, ihre warme weiche Weiblichkeit an seinen harten Körper zu schmiegen.
Noch nicht. Es war noch zu früh.
Das war in Stein gemeißelt.
Auch wenn sie mit den Händen sein Gesicht umfangen hielt, ihre Lippen und Zungen sich berührten, konnte er die Neugier in ihr aufwallen spüren, konnte spüren, wie sie außer Kontrolle geriet. Konnte sie wie honigsüßen Wein auf ihren vollen Lippen schmecken. Konnte sie zu einer stetigen Flamme anfachen, während er sie langsam enger an sich zog, vorsichtig ihren Mund für sich forderte …
Sie wich vor ihm zurück, riss die Augen weit auf. Sie starrte ihn einen Moment lang an, und er konnte ihre Gedanken nicht lesen.
»Gütiger Gott!« Sie hauchte die Worte mehr, als dass sie sie sagte.
Einen Moment lang hielt sie noch sein Gesicht zwischen ihren Händen, dann ließ sie sie auf seine Schultern sinken; sie drückte dagegen, und er machte einen Schritt nach hinten.
Sie starrte ihn weiter an, dann
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