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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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scharfkantigen unbequemen Holzstühlen saßen, ihr Herz ausschütteten und sich zu den größten Opfern auf Erden erklärten. Alkoholiker. Ehebrecher. Lügner. Die Ungeliebten.
    Leider hatten Bryonys Vorstellungen   – die sie vor allem Filmen und dergleichen verdankte   – ein außerordentlich negatives Bild in ihrem Kopf verankert, und das, obwohl Nora deutlich sagte, es handele sich nicht um »Gruppentherapie«.
    Noras Ohrringe klirrten ein wenig, als sie Bryony wieder anlächelte und sich die Rädchen in ihrem Kopf vorstellte. »Weißt du, ich glaube nicht, dass er etwas dagegen hätte«, sagte sie, sah auf ihre Knie und hob wieder den Blick. In ihren Gesichtszügen fand sich eine Tiefe, die Bryony dort vorher noch nie entdeckt hatte.
    »Wogegen?«, fragte sie, schnippte ihren Zigarettenstummel aus dem Fenster in das regnerische Vergessen und blickte ihm hinterher.
    »Ich glaube nicht, dass Max etwas dagegen hätte, wenn du verzeihst und versuchst weiterzuleben   … Wenn du diesen Adam magst, dann ist es okay, weißt du   … Als du von ihm sprachst, hast du einen Augenblick lang wirklich gestrahlt.«
    Bryony erschauerte innerlich. Sich in jemand anderen zu verlieben stand außer Frage. Nur deshalb funktionierte ihr Arrangement mit Adam so gut. Er hatte Urlaub von den Frauen   – das hatte er selbst gesagt.
    Sie stellte sich Max vor, und sein Bild erfüllte sie mit Wärme. Sie erinnerte sich, wie es war, seine Hand zu halten, während sie an ihren »Abenteuertagen mit Max und Bryony« durch London zogen und Camden Market oder eine neue Kunstgalerie durchforsteten. Wie sie sich nach diesen Tagen zurücksehnte.
    Plötzlich spürte Bryony einen Luftzug vom Fenster. Er fuhr ihr durchs Haar und sandte ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunter, und sie war sich nicht sicher, ob es von der Kälte kam oder etwas anderem.

27
    »Ja, am Apparat.«

    Mittwoch, 10. Juni 2009
    Ost-London
    19 Uhr 30
    Dreimal klingelte das Telefon, ehe Bryonys Mutter abnahm. Sie lehnte sich an die Wand des Hausflurs und wickelte sich die weiße Schnur um die Finger.
    »Hallo, spreche ich mit Sylvie Weaver?«, hörte sie die Stimme eines jungen Mannes.
    »Ja, am Apparat.«
    »Hallo. Mein Name ist Ben. Ich weiß nicht, ob Bryony Ihnen von mir erzählt hat, aber ich bin   – oder war   – Max’ bester Freund. Ich störe Sie nur ungern, aber ich musste Sie sprechen, und ich habe Ihre Nummer aus dem Telefonbuch«, sagte er leise und nervös.
    Sylvie ließ die Telefonspur los, drehte sich im Halbdunkel einem Spiegel zu und betastete die Tränensäcke unter ihren Augen. Eine dicke Strähne aus von Silber durchzogenem dunkelbraunen Haar rutschte ihr in die Stirn. Traurigkeit trat in ihr Gesicht, als sie sich besorgt fragte, was sie nun hören würde. Ging es Bryony noch viel schlechter, als sie dachte? Aß sie nicht? Nahm sie Drogen?
    »Hallo, Ben. Ich habe durchaus von Ihnen gehört, und ich möchte Ihnen danken, dass Sie Bryony Gesellschaft leisten. Ich weiß, dass es ihr viel bedeutet, und bitte zögern Sie nicht, Kontakt aufzunehmen.« Es war Wärme in ihrer Stimme, trotz des verzweifelten Bedürfnisses zu erfahren, was nicht stimmte.
    »Oh, das war kein Problem. Für Bryony ist es eine schlimme Zeit, und ihr Gesellschaft zu leisten ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie. Sie ließ ihre Augen in Ruhe und starrte auf die Linien um ihren Mund. Ihr war, als wäre sie aus Sorge um ihr kleines Mädchen innerhalb weniger Monate um Jahre gealtert.
    »Es klingt sicher merkwürdig, aber ich möchte Bryony etwas erzählen, weiß aber nicht, ob es richtig ist, es ihr zu sagen. Ich möchte mit Ihnen darüber sprechen, möchte wissen, wie Sie es einschätzen   … ob es richtig oder falsch wäre, es anzusprechen. Ich kann es nicht mehr länger für mich behalten, aber ich möchte sie auch nicht aufregen oder die Dinge noch schlimmer machen.« Seine Stimme brach ein wenig vor Nervosität.
    Sylvie atmete tief durch und zog sich einen Stuhl heran. »Gut, legen Sie los. Ich bin ganz Ohr.«

28
    »Ganz schön vornehmer Schuppen hier, was?«

    Samstag, 13. Juni 2009
    Covent Garden, Zentral-London
    19 Uhr 45
    Die Vorstellung war wieder ausverkauft.
    Coppélia hatte die Stadt im Sturm erobert, und dank der Zeitungen wusste jeder, dass Rachel Matthew zu den besten Swanildas zählte, die jemals die Londoner Bühnen geziert hatten. Das Publikum war jedes Mal ganz hingerissen von ihren Auftritten, und heute Abend

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