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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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an.
    »Hallo?«
    »Mann, du musst mich retten.«
    »Wieso?«
    »Frauen. Überall sind hier Frauen.«
    »Du Glückspilz!«
    »Nein, im Ernst. Kein Quatsch.«
    »Alter, du hörst dich traumatisiert an.«
    »Bin ich auch. Sag mal, hast du heute Abend Zeit?«
    »Nein, tut mir leid. Ich bin heute mit Shell verabredet; wir haben indisches Essen bestellt und gucken uns die neue Staffel von 24 an.«
    »Du bist hier der Glückspilz«, sagte Tom und legte enttäuscht auf.
    Während er sich die Liste entlangarbeitete, dämmerte ihm, dass er die meisten seiner Freunde aus der Zeit kannte, in der er mit Sara schon zusammen gewesen war.
    Er scrollte weiter und kam zu F.
    Frederick. Frederick aus der allerersten Galerie, in der Tom je seine Arbeit ausgestellt hatte. Ein Künstlerkollege, zweifellos der bizarrste unter seinen Freunden. Er hatte den Hang, Andy Warhols Stil nachzuahmen, Zigarren zu rauchen und am helllichten Tag Whisky zu trinken. Im Grunde war Frederick ein Alkoholiker, aber er übertünchte es mit seinem ganzen Gerede von »Schmerz ist Kunst« und »Ich bin eine sexuell gequälte Seele«   …
    Tom rief ihn an.
    »Hallo, Buddy. Kann nicht reden, ich male   … sorry.«
    »Bist du blau?«
    »Und wie.«
    »Ach, scheiß drauf«, sagte Tom und drückte gereizt die rote Auflegetaste.
    Er starrte an die Decke und verfluchte still Mark dafür, dass er ausgerechnet jetzt duschen musste.
    »Na los, Claire, du bist dran   – der beste Sex, den du je hattest«, hörte Tom von oben, obwohl er sein Bestes tat, um die Gesprächsfetzen auszublenden.
    S.
    Simon Taylor, ein anderer Freund von der Uni. Si war Single. Tom wusste, dass er in der Stadt wäre. Er rief ihn an.
    »Was gibt’s?«
    »Hallo, Si. Ich muss mich kurz fassen. Was machst du heute Abend?«
    »Hab ’n Date, Alter.«
    »Was, ein Date-Date?«
    »Ja, mit einer echten, richtigen Frau. Und sie sieht sogar gut aus.«
    »Scheiße. Viel Glück.« Tom beendete den Anruf.
    Mist. Okay, dachte er, jetzt muss ich wirklich die eiserne Reserve anbrechen.
    W.
    Will Poole.
    Will steckte in einer ernsten Beziehung, oder wenigstens war es so gewesen, als Tom zum letzten Mal mit ihm sprach, aber das war Jahre her. Vielleicht war seine Freundin auch damit beschäftigt, über Penisse zu reden und sich mit Schleim einzuschmieren, und Will musste ebenfalls gerettet werden?
    Kaum kam Will ans Telefon, drang grelles, hohes Gelächter in Toms Ohren. Vielleicht hatte er richtig vermutet.
    »Äh, hallo?«
    »Hallo, Will. Hör mal, ich weiß, es ist eine Weile her   …«
    Gelächter schlug in Weinen um. Das Weinen eines kleinen Kindes.
    Augenblick mal   …
    »Ach, Tom. Hör mal, ich bin gerade mit der Kleinen beschäftigt.«
    »Der Kleinen?«
    »Ja   … Emma und ich haben Nachwuchs, Alter. Sie wird morgen zwei.« Will klang ein wenig verärgert.
    Will und Emma hatten eine Tochter. Sie war zwei Jahre alt   … Tom stellte sich vor, wie er dort stand, seine Tochter auf dem Arm trug und sich   … vollständig vorkam.
    »Na, Will, herzlichen Glückwunsch. Tut mir so leid, dass wir so lange nicht mehr gesprochen haben. Wir müssen uns bald mal wieder austauschen. Ich lege auf, okay?«, sagte Tom. Er näherte den Daumen der Auflege-Taste, doch er wurde unterbrochen.
    »Mensch, lass mal von dir hören, ja?«, rief Will.
    Tom hatte so lange nicht mehr mit ihm gesprochen, dass die Aufforderung einfach merkwürdig erschien.
    Eine Möglichkeit gab es noch: Chris Black, der Mann von Saras Freundin Lea. Sie hatten gut zwei Monate nicht mehr miteinander gesprochen, aber Chris hatte Tom in letzter Zeit zweimal eine SMS geschickt, er würde gern mal wieder ein Bier mit ihm trinken gehen.
    »Oh, hallo, Tom, alles okay?«
    »Nein. Nicht so richtig. Hast du heute Abend Zeit?«
    »Oh, tut mir leid. Eigentlich nicht. Ich fahre Lea zum Flughafen«, sagte Chris in entschuldigendem Tonfall.
    »Ach so. Kein Problem, ich wollte nur mal nachfragen. Tut mir leid, wenn ich dich störe, und Grüße an Lea, ja?«
    »Warte mal, Tom   … Tut mir leid, Schatz, ich telefoniere   … äh   … Tom   …«
    Tom hörte ein Knistern, das nur bedeuten konnte, dass Chris seine Hand über das Mikrofon legte, damit er das Nächste nicht mitbekam. Doch er verstand es. Leider.
    »Dieser Dreckskerl? Sag ihm, er soll sich verpissen«, sagte Lea im Hintergrund.
    »Hör mal, ich muss auflegen«, sagte sein Freund und beendete das Gespräch.
    Tom blickte aus dem Küchenfenster, während die Frauen oben anfingen, sehr

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