Ein Tag im Maerz
eines Restaurants, als letzten Versuch, ihr Herz zurückzugewinnen.
Die Ausstellung »Gebrochen« wurde gestern Abend in derGalerie des Cafés Words in Crouch End installiert und offiziell am Donnerstag eröffnet.
Mr. Wilson äußerte sich zu Finsbury Ad: »In meinem ganzen Leben bin ich noch nie in einer solch schrecklichen Lage gewesen und fühlte mich von meinem Schmerz so inspiriert, dass ich aus ihm Kunst machen musste. Ich liebe Sara mehr als alles auf der Welt und musste diese Gefühle einfach einfangen, und ich bin sicher, andere werden sie nachempfinden können.
Was zwischen mir und meiner Frau vorgefallen ist, möchte ich für mich behalten. Ich habe einen großen Fehler begangen und hoffe, dass sie mich irgendwann wieder als den Mann sehen kann, der ich wirklich bin.«
Es wird angenommen, dass die Restaurant-Managerin von der Ausstellung nichts weiß.
Hiesige Kritiker haben Mr. Wilsons letzte Arbeiten als »unfassbar bewegend« und »eine ungeschminkte, herzzerreißende Darstellung des Bedürfnisses nach Vergebung« charakterisiert.
»Gebrochen« wird am Donnerstagabend um 18 Uhr eröffnet. Die Ausstellung läuft bis zum 31. Oktober 2009.
Sara glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Sie stopfte die Zeitung in ihre Handtasche und verließ die U-Bahn an der nächsten Haltestelle. Sie rannte die Treppe hinauf und rannte auch auf der Rolltreppe, statt wie sonst auf den Stufen zu stehen und ein wenig zu träumen. Ihr schwirrte der Kopf, und Dutzende, wenn nicht gar Hunderte Menschen zogen an ihr als merkwürdiger Schleier aus Regenschirmen, Zeitungen und Handtaschen vorüber, während die Reklametafeln an den Wänden sie höhnisch anzustarren schienen.
Als sie sich dem Ausgang der U-Bahn-Station näherte, suchte sie in ihrer Handtasche nach der Abofahrkarte. Panisch fuhrenihre Finger durch den Inhalt der Tasche, und ihr wurde immer schwindliger. Kaum war sie aus dem Gebäude und an der frischen Luft, als sie ihre Mailbox abhörte.
Sie hatte am Vortag mehrere Anrufe von Nummern erhalten, die sie nicht kannte, und sie ignoriert, weil sie annahm, dass Tom auf diesem Weg versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie wusste, dass Nachrichten auf sie warteten, aber sie hatte seine Stimme nicht hören wollen.
Ihre Hände zitterten, als sie eilig die Geheimzahl ihrer Mailbox eingab. Sie drückte sich das Handy ans Ohr und tappte beim Zuhören hektisch mit dem rechten Fuß auf.
»Hallo, Sara. Hier spricht Greg Jones vom Metro. Ich hätte mich gern mit Ihnen über eine Geschichte mit Ihrem Mann unterhalten, die wir auf der Website der Lokalzeitung entdeckt haben. Können Sie mich bitte zurückrufen? In zwei Stunden müssen wir in Druck. Danke.«
»Hallo, hier ist Lisa Stavlos, und ich arbeite für die Times. Wir bringen morgen einen Artikel über Tom Wilson und seine neue Ausstellung, nachdem wir online im Finsbury Ad davon erfahren haben. Könnten Sie mich bitte möglichst bald zurückrufen?«
»Hi, Sara. Hier spricht Ryan Young vom Finsbury Ad. Könnten Sie mich bitte innerhalb der nächsten Stunde anrufen? Ich muss mit Ihnen über die neue Ausstellung Ihres Mannes sprechen. Vielen Dank.«
Die Nachrichten hörten nicht auf, hektische Bitten um Rückruf von Journalisten, deren Abgabetermin nahte und die unbedingt ihre Seite der Geschichte hören wollten. Der Artikel im Finsbury Ad hatte etwas ins Rollen gebracht, und Sara beschlich das Gefühl, es sei schon zu spät, um es noch aufzuhalten.
18
»Idiot.«
Dienstag, 12. Mai 2009
Angel, Nord-London
14.30 Uhr
Sie war wieder da. Schon wieder.
Oh, wow, dachte Adam und fuhr sich mit der Hand über das stoppelige Kinn.
Ihr schwarzes, weit ausgeschnittenes Kleid sah aus, als gehörte es in ein feudales Büro, und das Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sie erinnerte irgendwie an die Fünfzigerjahre, ein echter Retro-Look. Er konnte sich nicht erinnern, dass sie das Haar schon einmal offen gelassen hatte, und heute war sie noch schöner als sonst. Falls das überhaupt möglich war.
»Adam, im Ernst, ich brauche hier Hilfe, es wird jetzt ganz schön voll«, hörte er die Stimme Zachs, seines Kollegen. Er sprach mit Adam, als wäre er der Chef, dabei arbeitete er erst seit anderthalb Wochen in dem kleinen Café in Islington.
Sie waren recht gut miteinander ausgekommen – bis Zach ihn derart anfuhr.
»Idiot«, sagte Adam leise. Er war verärgert, dass Zach ihn derart herumkommandierte, aber auch verlegen, weil er ihn erwischt hatte, als er das
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