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Ein Tag im Maerz

Ein Tag im Maerz

Titel: Ein Tag im Maerz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Thompson
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zu ihrem Lieblingsessen ausgeführt, Curry. Sie hatten Bier getrunken und gegessen, bis sie vor dem Platzen standen, und waren gegen zwei Uhr morgens zu Hause ins Bett gefallen. Es war ein weiterer wunderbarer Abend in einem Mosaik aus wunderbaren Erinnerungen an ihr Leben zu zweit gewesen. Und keiner von ihnen hatte auch nur im Entferntesten geahnt, dass er nach nur wenigen Wochen nicht mehr da sein würde. Für immer.
    »Alles okay?«, fragte Adam. Er sah sie an, dann die Ausstechform mit dem Umriss eines Herzens in seiner Hand. Er fuhr mit den Fingern über das Metall und drehte es in seinen rau aussehenden Händen. Er spitzte leicht die Lippen, als denke er nach.
    Bryony musste stark sein. Das Leben muss weitergehen, dachte sie. Für den ganzen Rest ihres Leben würde es Valentinstage geben, Weihnachts- und Osterfeste und Hochzeiten und Babypartys für die wachsenden Familien anderer Leute, und irgendwie würde sie mit alldem zurechtkommen müssen.
    Hier war ein guter Anfang.
    »Ja, ja, alles in Ordnung. Danke. Was soll ich also machen?«, fragte Bryony, wackelte mit den Fingern in den Handschuhen und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Könntest du Herzen aus diesem Teig ausstechen? Ich mache die Glasur auf die Plätzchen, die gerade aus dem Ofen gekommen sind.« Er zog ein Blech mit köstlich duftenden Plätzchen heran.
    Okay. Das schaffe ich, dachte Bryony. Sie drückte den Ausstecher tief in den Teig. Als sie spürte, dass er das Backpapier berührte, wackelte sie damit leicht hin und her, sodass die Ränder sauber und scharf wurden.
    »Also, erzähl mir von dir. Du kommst oft hierher   – was machst du beruflich?«, fragte Adam, während er sich über eine Reihe gebackener Plätzchen beugte und Glasur auftrug.
    »Ich arbeite in der PR -Abteilung einer Wohltätigkeitsorganisation. Ich habe diese Woche frei und will mich ein bisschen erholen.« So ein Blödsinn, dachte Bryony. Sie hatte die Woche frei, weil es ihr wieder sehr schlecht gegangen war und sie sich freigenommen hatte. Seit Max’ Tod war sie ohnehin kaum zur Arbeit gegangen, mit Sicherheit nicht mehr als einen Tag oder zwei am Stück. Es war geradezu eine Farce, dass sie noch immer zum Personal gehörte, aber sie wusste das Verständnis ihres Chefs zu schätzen.
    Auch wenn er jetzt vermutlich glaubte, sie ginge die ganze Zeit mit Freundinnen zum Mittagessen und in Museen, säße abends im Pub und ließe es sich gut gehen, während sie nur ein Taschentuch nach dem anderen vollheulte.
    »Okay, PR klingt cool. Wohnst du hier in der Gegend?«, fragte er. Als er versehentlich zu viel rote Glasur auf einen Keks drückte, schnalzte er leise.
    »Nein, nicht ganz. Ich wohne in Finsbury Park.«
    »Wirklich? Warum kommst du dann so oft in unser Café?«
    Mist, jetzt geht es los, dachte sie. »Oh, äh, meine Großmutter wohnt in der Nähe. Ich besuche sie oft und komme dann hierher, oder ich komme hierher und besuche sie, wie es gerade so auskommt   …« Bryony verabscheute ihre Unehrlichkeit. Sie hatte keine Großmutter. Die Mutter ihres Vaters hatte schon nicht mehr gelebt, als sie zur Welt kam, und die Mutter ihrer Mutter war vor ihren Augen gestorben. Bryony war damals acht Jahre alt und hatte Oma damit in den Ohren gelegen, dass sie sich zum Geburtstag eine bestimmte Barbiepuppe gewünscht, aber nicht bekommen habe. Bryony schämte sich, dass die letzten Augenblicke im Leben ihrer Großmutter von ihrem selbstbezogenen Jammern erfüllt gewesen waren. So oft hatte sie widerwillig die nach Zigarettenrauch riechende Wohnung ihrer Oma besucht, frustriert, wie müde diese die ganze Zeit über war und dass sie Erinnerungslücken hatte, durch die Bryony nicht das geschenkt bekam, was sie sich wünschte. Noch heute plagte sie jedes Mal das schlechte Gewissen, wenn sie an die Törtchen dachte, die sie ihrer Oma vom Teller stibitzte, sobald sie eingeschlafen war.
    »Ach, schön. Das ist nett von dir.« Er blickte Bryony an, als wäre sie ein Engel.
    Sie krümmte sich innerlich zusammen und wechselte rasch das Thema. »Was ist mit dir?«
    »Na ja, ich studiere Chemie auf Master, und ich arbeite hier, aber das ist ja offensichtlich. Ich wohne nur ein paar Straßen weiter«, sagte er beiläufig, als wären ein Master-Studiengang und das tägliche Zurechtkommen mit der unzufriedenen Kundschaft nichts Besonderes.
    Bryony fühlte sich plötzlich sehr klein. »Wow, das ist toll«, sagte sie.
    »Mit wem wohnst du zusammen?«, fragte er, trat hinter sie und schob sie mit

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