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Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition)

Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition)

Titel: Ein Tag wie ein Leben: Vom Krieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi Babtschenko
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Akkus und SIM -Karten aus den Handys zu entfernen. In dem Dorf habe sich das ausgeschaltete Mobiltelefon in seinem Netz von allein eingeschaltet, es waren georgische Worte zu hören, und dann sei der Punkt unter Artilleriefeuer geraten. Dieses sensible Gerät heißt Initiator. Ein eingeschaltetes Handy anzupeilen und dessen Koordinaten zu beschießen ist eine Kleinigkeit.
    «Ach was, Blödsinn, das alles», sage ich aus irgendeinem Grund.
    «Kein Blödsinn», wendet einer der Tschetschenen ein. «Auf dem Gipfel Pauk war es genauso.»
    «Da drüben ist der Wasserturm, siehst du?», zeige ich mit der Hand. «Was soll man da anpeilen, wenn man einfach einen Beobachter auf den Turm setzen kann. Der sieht uns doch wie auf dem Tablett. Wenn sie wollten, hätten sie uns längst beschossen. Sie wollen nicht. Deshalb haben sie uns auch gehen lassen. Nur ins Dorf wollen sie uns nicht reinlassen.»
    «Hör mal, Brüderchen, du bist nicht dort gewesen», fängt Kuz’minov an. «Du bist nicht mit uns im feindlichen Feuer gerobbt …»
    «Ist er doch», unterbricht ihn Ruslan. «Ist er. Und hat uns sehr geholfen.»
    Ich schaue Ruslan an. Hm. Toller Kerl. Ich hab ihn mit dem Wein auflaufen lassen, und er setzt sich für mich ein. Hätte ich nicht erwartet. Danke.
    «’tschuldige, dass das mit dem Wein so gekommen ist.» Ich klopfe ihm auf die Schulter.
    «Macht nichts», wiederholt er Tereks Wendung. «Wir holen das nach.»
    Ich stehe auf und gehe mich waschen.
    ***
    Die Nacht verbringen wir auf freiem Feld. Ich kann nicht einschlafen. Die Jagdbomber fliegen ununterbrochen Angriffe gegen irgendetwas in Georgien. Die Detonationen erhellen den Himmel in einer Serie mächtiger, langer Lichtblitze. Aber kein Laut dringt herüber, es ist zu weit weg. Ich stelle mir vor, was die Kinder dort jetzt empfinden müssen. Stelle mir vor, was sie in Zchinwali empfunden haben.
    Von links, aus Richtung Zchinwali, nähert sich im Scheinwerferlicht eine Kolonne. Jemand sagt, das sei das 71 . Regiment. Im Stab scheint man doch von uns zu wissen. Sie haben Verstärkung geschickt.
    Und rechts, von georgischer Seite, in Zemo-Nikosi, werden Panzer zusammengezogen. Nach den Geräuschen zu urteilen eine Division. Das Dröhnen hört seit vier Stunden keine Minute lang auf. Was wird dort morgen sein? Der Kursker Bogen?
    Die Panzer beschießen die vorbeifliegenden Suchoi aus dem Flugabwehr- MG . Aus reiner Alberei. Die Flugzeuge sind überhaupt nicht zu sehen, sie fliegen in großer Höhe. Aber die Panzer sind gleich nebenan, vielleicht fünfhundert Meter entfernt.
    Im Dorf selbst flackern drei-, viermal kurze Schusswechsel auf, oder die beiden Lager bearbeiten den Raum zwischen sich mit dem Feuer. An der Kreuzung gerät ein Haus in Brand. Munition explodiert darin. Gleich nebenan.
    Bei den Reservisten ist bislang alles ruhig, mir aber ist gar nicht wohl in meinem Kamaz. Auf der Bank, zwei Meter über der Erde, hinter Brettern – ein Splitterfang. Außerdem sind wir die Ersten in dieser Richtung. Ein ganzes Stück hinter uns die Artilleristen, kurz davor die Panzer, vor uns niemand. Die Infanterie hat wohl nicht einmal Sicherung aufgestellt.
    Noch ein Mann klettert in den Kamaz. Ein Tschetschene.
    «Friert ihr nicht, Leute?»
    «Na, heiß ist es nicht gerade …»
    Das hätte ich besser nicht gesagt. Sofort streift er seine Jacke ab und reicht sie mir.
    «Hör mal, ich nehme deine Jacke nicht. Ich soll hier nur schlafen, du musst noch vier Stunden Wache stehen.»
    «Nimm, nimm. Ich such mir gleich einen Schlafsack. Ihr könnt euch überhaupt alles nehmen, was ihr findet.»
    Alle meine Versuche abzulehnen beantwortet er mit einem eindeutigen «Njet». Ich habe meine Meinung über die Jamadajew-Leute geändert. Das ist keine Armee, sondern eine Familie. Anreden der Art «Trottel, komm mal her» sind hier undenkbar. Geblieben sind nur die, die nicht zu Kadyrow gegangen sind. Alle kämpfen großartig, auch wenn viele Junge dabei sind, für die das der erste Kampf war. Sie waren vielleicht eine Spur verängstigt, aber egal – sie schreiten auch unter Panzerfeuer voran.
    Im Bataillon sind nicht nur Tschetschenen. Da sind Kalmücken, Kumücken, Russen und sogar Georgier. Dolmetscher.
    Es sind drei Russen. Einer von ihnen ist «Schnee». Sein Spitzname. Schnee ist Offizier der Hauptverwaltung für Aufklärung GRU , abkommandiert zum Bataillon «Wostok». Er wurde aus Moskau als Berater hergeschickt, um alle Gerüchte darüber zu ersticken, dass das «Wostok»

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